Der Hundefriseur – TV Coach Franziska klärt auf

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Hundefriseur

„Zum Hundefriseur müssen doch nur Pudel!“ So oder so ähnlich ist wohl auch heute noch die Ansicht mancher Menschen. Aber ich kann Euch beruhigen, denn mittlerweile ist es salonfähig geworden mit seinem Hund zum Hundefriseur zu gehen. Und zwar egal, welcher Rasse.

Circa 5000 Hundefriseure gibt es mittlerweile in Deutschland und jedes Jahr werden es mehr. Denn betrachtet man die Anzahl der Hunde in Deutschland (2016 waren es ca. 8,6 Millionen Hunde) ist es ein wachsender und zukunftsorientierter Beruf. Wobei der Hundefriseur kein anerkannter Beruf im klassischen Sinne ist. Es gibt keine staatlich regulierte Ausbildung mit Ausbildungsstandards, und so gibt es unter den Hundefriseuren extreme Unterschiede beim Wissen um die richtige Fellpflege. Das ist das Grundproblem, denn es gibt leider viele Friseure, die Hundefell nicht richtig behandeln, sondern einfach Abscheren.

Fellpflege – Bedürfnisse der einzelnen Rassen

Vor 30 Jahren, als der Hund noch nicht so populär in Deutschland war und es noch sehr wenige Rassen gab, gab es auch sehr wenige Hundefriseure. Das Wissen um das Hundefell und die Hundehaut war unterirdisch. Man scherte auf Teufel komm raus alles ab, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Das war eben damals so.

Heute haben wir ein viel größeres Wissen rund um die Hundehaut, das Hundefell und die Bedürfnisse der einzelnen Rassen. Immerhin gibt es heute mittlerweile an die 500 verschiedenen Rassen mit unterschiedlichen Fellstrukturen. So gibt es für die verschiedenen Fellstrukturen auch unterschiedliche Fellpflege-Empfehlungen. FellpflegePflegt man das Fell seines Hundes richtig, hilft man ihm dabei gesund zu bleiben und sich wohl in seiner Haut und seinem Fell zu fühlen. Bei falscher Fellpflege kann man sogar die Struktur des Fells unwiderruflich schädigen. Die Folgen können Farbverlust des Fells, vermehrte Unterwolle, komplette Veränderung der Struktur (aus glattem Fell werden Locken) und der Verlust von notwendigen und schützenden Fellschichten sein. Hundefell darf nicht einfach abgeschoren werden. Es hat eine Funktion und schützt den Hund vor Wind, Wetter, Sonne, Parasiten und anderen Umwelteinflüssen. Nimmt man ihm sein Haarkleid, nimmt man ihm auch diesen wichtigen Schutz. Ein guter Hundefriseur kennt die verschiedenen Felltypen und weiß, dass man einen Pudel abscheren darf, einen Labrador oder Golden Retriever aber eben nicht.

Friseurbesucher

In meinem Arbeitsalltag habe ich viele verschiedene Rassen von Labrador, Golden Retriever, Spitze, Möpse, Havaneser, Terrier, Mischlinge und auch die neuen Hybridrassen wie Labra- oder Goldendoodle. Je nach Fellbeschaffenheit und Struktur werden manche Rassen nur von ihrer toten Unterwolle und dem losen Deckhaar befreit und gewaschen, andere Rassen bekommen ihr Profil geschnitten und dann gibt es Rassen, die ein Komplettprogramm mit Waschen und Haarschnitt bekommen. FriseurbesuchUnd dabei sieht das fast wie bei einem Menschenfriseur aus, denn ein guter Hundefriseur kann mit Kamm und Schere umgehen. Die Schermaschine sollte nur selten zum Einsatz kommen. Die Werkzeuge eines Friseurs sind nun mal Kamm und Schere. Aber durch die fehlenden Ausbildungsstandards macht jeder Friseur, was er für richtig hält, oder noch schlimmer, was der Kunde für richtig hält. Ich persönlich mache nicht alles, was die Kunden möchten, denn oft herrscht bei den Menschen großes Unwissen über das Hundefell. Einen Labrador abscheren? Auf keinen Fall!

Gerade Rassen mit kurzem Fell haaren extrem. Ein regelmäßiger Besuch bei einem Hundefriseur kann das haarige Thema eindämmen. Und wer mag einen gepflegten Hund nicht?

Friseurtermine

Je nach Fellstruktur und Haarlänge sollten Hunde regemäßig alle 6 Wochen (wie zum Beispiel Pudel, Havanser, Shih Tzu, Bichon etc) bis 12 Wochen (Labrador, Golden Retriever, fast alle Terrier-Arten) zum Friseur. Hunde, die einen extremen Fellwechsel haben und dazu neigen viel Unterwolle zu produzieren, empfehle ich mindestens vier Mal im Jahr zum Friseur zu gehen. Denn gerade in den warmen Monaten verschafft man seinem Hund eine Erleichterung.

Das Erscheinungsbild

Es gibt für jede einzelne Rasse einen sogenannten Rassestandard. Dieser besagt, wie genau diese Rasse auszusehen hat, beziehungsweise welche Frisur diese Rasse benötigt. Ich sehe das nicht ganz so eng, denn ob der Bart nun ein Zentimeter länger oder kürzer ist als vom Rassestandard vorgeschrieben, stört den Hund nicht wirklich. Wichtig ist aber, dass man eben Felltypen, die mehr als eine Fellschicht haben niemals abscheren darf. Sie müssen richtig behandelt werden. So sollten Hunderassen mit einem dreischichtigem Fell (fast alle Terrier-Arten) getrimmt werden. Dabei wird das abgestorbene Fell aus der Haut gezupft und eine neue Fellschicht kommt zum Vorschein.

Es gibt aber eine Ausnahme, was das scheren angeht. Alle Hunde, mit einer Fellschicht, wie zum Beispiel der Pudel, Bichon Frisee, Malteser, Yorkshire Terrier etc. dürften theoretisch mit der Maschine gekürzt werden. Ich bin jedoch kein Freund von einem Schermaschinen-Haarschnitt. Denn oft ist das viel zu kurz und der Hund sieht hinterher meist wie eine Ratte aus. Ich persönlich schneide diese Rassen gern mit der Schere per Hand. Das dauert zwar etwas länger, sieht aber auch viel schöner aus. Und der Hund hat noch genügend Fell auf seinem Körper.

Die zweite Ausnahme, wo eine Schermaschine nötig ist, ist bei einer Notschur. Manche Hundebesitzer pflegen ihre Hunde leider falsch oder nicht regelmäßig genug. So kommt es zu starken Verfilzungen und Knoten im Fell. Das ist für den Hund äußerst unangenehm und grenzt sogar in gewissen Fällen an Quälerei. Filzplatten sind für Hunde sehr schmerzhaft und hindern ihn zum Teil daran sich richtig zu bewegen. Der Hund fängt an sich komisch zu verhalten und läuft nicht mehr richtig. In diesem Fall kann man mit einer Bürste und einem Kamm nicht mehr viel an dem Fell retten. Die einzige Alternative ist den Hund radikal von seinem Filzpanzer zu befreien. Das geht oft nur mit einer Schermaschine und einem kurzen Scherkopf. Hunde, die notgeschoren werden müssen, haben hinterher ein völlig neues Körpergefühl und können sich endlich wieder schmerzfrei bewegen.

Der Pflegeplan

Damit es nicht soweit kommt sollte man seinen Hund also regelmäßig bürsten und auch regelmäßig zu einem Fachmann in Sachen Fell bringen. Ein guter Hundefriseur berät euch gern zum Thema Fellpflege für euren Hund. Er zeigt euch, wie Ihr richtig bürstet und arbeitet mit euch einen Pflegeplan für euren Hund aus.

Unsere Hunde sind domestiziert und leben mit uns unter einem Dach. Der ein oder andere Hund darf sogar auf die Couch oder ins Bett. Fellpflege sollte ein festes Ritual sein, denn so beschäftigt Ihr euch mit Eurem Hund, gebt ihm Zuwendung und seht gleichzeitig was so im Fell und auf der Haut Eures Hundes los ist. Denn Parasiten oder kleine Hautverletzungen werden ohne regelmäßige Fellpflege oft übersehen. Es ist also heutzutage völlig normal mit seinem Hund zum Hundefriseur zu gehen, denn der Friseur schert nicht nur Hunde ab, sondern hilft Eurem Hund sich wohl in seiner Haut zu fühlen.


©Sam Khayari

Franziska Knabenreich Seit 2011 Hundefriseurin hat Franziska mittlerweile ihren eigenen Hundesalon in Eltville. Für den Fernsehsender VOX arbeitet sie als Fachfrau für Hundefell und ist mit ihrer Miniserie „einfach schön“ regelmäßig bei hundkatzemaus zu sehen. Seit 2017 ist sie als Tiercoach für die Sendung 3 Engel für Tiere unterwegs und hilft Familien den richtigen Hund zu finden. Privat lebt sie mit ihrem Mops Leo und ihrer Dackelmix-Hündin Hildegard zusammen.


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