Kastration beim Hund
Die Entscheidung für oder gegen eine Kastration beim Hund ist nicht leicht und sollte sehr gut informiert getroffen werden. Es gibt viele Aspekte, die du berücksichtigen solltest, bevor du diesen Schritt gehst. Schauen wir also gerne genau hin, wie der Eingriff abläuft, welche Kosten entstehen und welche Alternativen zur Kastration existieren. Solltest du überlegen, ob dein Rüde oder deine Hündin kastriert werden sollte, lass dich in Ruhe von mehreren Fachleuten (Tierarzt, Hundetrainer usw.) beraten, denn schließlich ist es eine Entscheidung, die sowohl deinen Hund als auch dich betrifft und eine Kastration kann nicht rückgängig gemacht werden.
Was bedeutet Kastrieren?
Kastrieren bedeutet, dass die Keimdrüsen des Hundes operativ entfernt werden. Bei Rüden werden die Hoden entfernt, bei Hündinnen die Eierstöcke und in manchen Fällen auch die Gebärmutter.
Was ist der Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation?
Bei der Sterilisation wird die Fortpflanzungsfähigkeit unterbunden. Samenleiter bzw. Eileiter werden abgebunden und durchtrennt. Es werden weiterhin Sexualhormone produziert und das Sexualverhalten ändert sich nicht.
Die Kastration hat durch die komplette Entfernung von Hoden und Eierstöcken stärkere hormonelle Auswirkungen. Dadurch wird das Sexualverhalten reduziert oder erlischt bei dem einen oder anderen völlig.
Wie läuft eine Kastration ab?
Die Kastration ist, medizinisch betrachtet, ein Routineeingriff, aber dennoch eine ernsthafte Operation. Hier ein kleiner Überblick, wie der Eingriff in der Regel abläuft:
- Vorbereitung
Bevor die Kastration durchgeführt wird, wird der Hund gründlich untersucht. Der Tierarzt klärt, ob der Hund gesund ist und keine Kontraindikationen vorliegen. Eventuell wird auch eine Blutuntersuchung gemacht. - Narkose
Der Hund wird in Vollnarkose versetzt, um während des Eingriffs keine Schmerzen zu verspüren. Ein Zugang für die Narkosemittel wird gelegt, und der Hund wird an Überwachungsgeräte angeschlossen. - Operation
Beim Rüden wird ein kleiner Schnitt am Hodensack gemacht, durch den die Hoden entfernt werden. Bei der Hündin erfolgt ein Schnitt am Bauch, um die Eierstöcke und gegebenenfalls die Gebärmutter zu entfernen. - Verschließen der Wunde
Die Wunde wird in mehreren Schichten vernäht. Bei Rüden ist der Schnitt meist kleiner und heilt schneller ab als bei Hündinnen. - Aufwachen
Nach der Operation wird der Hund langsam aus der Narkose geholt und überwacht, bis er wieder wach ist. - Nachsorge
Der Hund kann normalerweise noch am selben Tag nach Hause gehen, wenn er wach und stabil ist.
Wie lange dauert die Heilung nach einer Kastration?
Die Heilung nach einer Kastration dauert in der Regel etwa 10 bis 14 Tage. Während dieser Zeit solltest du besonders auf deinen Hund achten und einige Dinge beachten:
- Ruhig halten
Vermeide in den ersten Tagen nach der OP anstrengende Aktivitäten. Dein Hund sollte sich so wenig wie möglich bewegen, um die Wunde zu schonen. - Wunde pflegen
Kontrolliere die Wunde täglich auf Rötungen, Schwellungen oder Blutungen. Achte darauf, dass dein Hund nicht an der Wunde leckt oder kratzt – ein Halskragen oder ein spezieller Body kann hier helfen. - Tierarzttermine
Halte die Nachsorgetermine beim Tierarzt ein, damit die Wunde professionell begutachtet werden kann.
Woran erkenne ich, dass Komplikationen auftreten?
Achte auf folgende Anzeichen, die auf Komplikationen hinweisen können:
- Starkes Lecken oder Kratzen an der Wunde
- Rötungen, Schwellungen oder Eiter an der Naht
- Fieber oder allgemeine Schwäche
- Ungewöhnliche Verhaltensänderungen
Sollte eines dieser Symptome auftreten, wende dich sofort an deinen Tierarzt.
Wann ist die beste Zeit, um einen Hund zu kastrieren?
Der richtige Zeitpunkt für die Kastration hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Alter, seinem Verhalten, Reifezustand und dem allgemeinen Gesundheitszustand deines Hundes. Eine Hündin sollte nur in extremen Ausnahmesituationen mit medizinischer Indikation während der Läufigkeit kastriert werden. Es empfiehlt sich dagegen ein Zeitraum von 3 Monaten vor bzw. nach der Läufigkeit.
Auch ist zu erwähnen, dass eine Kastration, ohne medizinische Indikation, nach dem Tierschutzgesetz nicht erlaubt ist. Es muss deutlich sein, dass es dem Hund nach dem Eingriff besser geht als vorher. Verhaltensprobleme sollten erst mit einem Hundetrainer trainiert werden – oft sieht die Welt schon wieder ganz anders aus und eine Kastration ist hinfällig.
Warum sollte ein Hund kastriert werden?
Die wichtigste Frage, die vorab zu klären ist: Warum soll der Hund kastriert werden? Hartnäckig halten sich noch Gerüchte, dass eine Kastration Verhaltensprobleme lösen kann. Dem ist nicht so und das Zusammenspiel der Hormone ist individuell und abhängig von jedem einzelnen Hund zu beachten. Eine Kastration ist kein Garant für eine positivere Verhaltensentwicklung. Daher ist es wichtig, die möglichen Konsequenzen im Vorfeld mit dem Tierarzt und auch einem guten Hundetrainer zu besprechen, da das Ziel immer sein sollte, dass es dem Hund gut geht.
Wann ist eine Kastration unumgänglich?
Eine Kastration steht außer Frage, wenn ein pathologischer Grund für eine Kastration in den Entwicklungsphasen oder später vorliegt. Tumore, Pyometra, Kryptorchismus (ein Hoden wandert nicht ab), erkranktes Gewebe, usw. sind also wichtige medizinische Gründe.
Wie verändert sich ein Hund nach der Kastration?
Nach der Kastration können sich hormonelle und verhaltensbedingte Veränderungen zeigen. Allerdings ist eine Vorhersage bei Hunden nicht allgemein machbar – jeder hat nun mal seinen eigenen Hormonpegel und sein Lebensumfeld. Durch den Eingriff in den Hormonhaushalt sortiert sich das gesamte Hormon- und Stresssystem neu.
Sexualhormone sind mit unterschiedlichsten Hormonen gekoppelt, die für soziale Bindungsbereitschaft, natürliche Aggressionsbereitschaft im sozialen Miteinander, Stressempfinden und Wohlgefühl sorgen. Testosteron sorgt unter anderem für einen gesunden Muskel- und Knochenaufbau sowie einen gesunden Stoffwechsel der Myelinschicht, die für die Versorgung der Nervenbahnen und Weiterleitung des Informationsflusses ist.
Oft liegt der Fokus auf dem Sexualverhalten, welches gesenkt werden soll. Gleichzeitig hat eine Kastration aber auch Auswirkungen auf das Jagdverhalten, Fressverhalten, den sozialen Bereich mit Artgenossen usw. Du siehst, es ist komplexer. Wie weit und in welchen Formen sich das Verhalten verändert, ist nicht vorhersagbar.
Warum verändert sich der Hund nach einer Kastration?
Rüden wie Hündinnen produzieren männliche sowie weibliche Sexualhormone. Durch die Wegnahme des dominierenden Sexualhormons, beim Rüden Testosteron und bei Hündinnen Östrogen, steigt das prozentuale Verhältnis der anderen Hormone an. Es gibt quasi eine Neuverteilung, die die organische Entwicklung beeinflusst.
Der Trend besagt: Rüden können dadurch unsicherer werden, Hündinnen eine intensivere Aggressionsbereitschaft zeigen – natürlich sind auch wieder Ausnahmen die Regel. Auch andere Veränderungen im Verhalten sind möglich.
Was kostet eine Kastration beim Hund?
Die Kosten für eine Kastration variieren je nach Größe des Hundes, Geschlecht und Tierarzt. Bei Rüden bewegen sich die Preise in Deutschland meist zwischen 150 und 300 Euro. Bei Hündinnen ist der Eingriff aufwändiger, daher liegen die Kosten oft zwischen 250 und 600 Euro. Diese Preise können jedoch je nach Region und Praxis variieren.
Warum wird in Deutschland kastriert?
Im Jahre 2008 rief die Erziehungswissenschaftlerin und Hundeexpertin Dr. Gabriele Niepel eine groß angelegte Fragebogenaktion ins Leben. Dies war die sogenannte Bielefelder Kastrationsstudie. An ihr orientieren sich heute noch viele Hundehalter und Fachleute.
Die Studie zeigte, dass ca. 20 % der Hündinnen bereits vor der ersten Läufigkeit kastriert werden, also vor dem Erreichen der eigentliche Geschlechtsreife. Im Lebensalter vor dem Erreichen des 1. Lebensjahres waren es 38%. Als Hauptgrund nannten 80% der Befragten rein medizinische Gründe. Gerade bei Hündinnen ist die Sorge vor beispielsweise einer Gebärmuttervereiterung sehr hoch. Die Kastration ist hier also ein prophylaktischer Eingriff, der Gebärmutterentzündungen und Tumore verhindern soll.
Bei den Rüden zeigte sich ein anderes Bild. 25% betraf eine Frühkastration vor dem Eintritt in die Geschlechtsreife, 56% wurden vor der Vollendung des 2. Lebensjahres kastriert. Auffallend ist hier, dass 74% der befragten Halter als Grund der Kastration Verhaltensgründe angaben. Haben die Rüden ihre soziale Reife erreicht, sinkt der Kastrationswunsch.
Alternativen zur Kastration
Seit einigen Jahren gibt es für den Rüden die Möglichkeit einer chemischen Kastration. Hierbei wird ein Hormonimplantat unter die Haut des Rüden gesetzt, das vorübergehend die Fruchtbarkeit und das Sexualverhalten hemmt.
Die Wirkung setzt nach etwa zwei bis drei Wochen ein, nach 6-8 Wochen ist die vollständige Wirkung des Implantats erreicht. Erst wenn die volle Wirkung erreicht ist, ist der Rüde zeugungsunfähig. Daher solltest du in den ersten Wochen noch aufpassen, wenn es zu Kontakt mit einer läufigen Hündin kommt.
Die Wirkung des Hormonchips hält 6-14 Monate an. In dieser Zeit ist der Testosteronspiegel des Rüden herabgesetzt und somit die Libido und die Fortpflanzungsfähigkeit gehemmt. So kannst du ausprobieren, welche Verhaltensveränderungen wirklich eintreten und somit besser abwägen, ob eine irreversible Kastration für deinen Hund wirklich sinnvoll ist.
Die Kosten für eine chemische Kastration liegen bei ca. 100 bis 175 Euro.
Kastration beim Hund: ja oder nein?
Die Entscheidung, ob und wann du deinen Hund kastrieren lässt, ist individuell und sollte gut überlegt sein. Wie überall gibt es Vor- und Nachteile, die du abwägen solltest. Wichtig ist, dass du diese Entscheidung nicht allein triffst, sondern dich von deinem Tierarzt beraten lässt, um den besten Weg für deinen Hund zu finden. Denk daran: Egal für welche Option du dich entscheidest, das Wohl deines Hundes sollte immer im Vordergrund stehen!
Bitte beachte: Dieser Artikel ersetzt keine tierärztliche Beratung. Solltest du Fragen haben oder unsicher sein, wende dich immer an einen Tierarzt.
Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.
Quellen
- Tierschutzgesetzt §6
- Niepel (2003): Bielefelder Kastrationsstudie
Hallo,
Mein Hund Cookie ist ein Miniature Australien Shepherd. Er ist ein ruhiger, lieber und gehorsamer Und aktiver Freund. Gegenüber läufige Hündinnen nicht aufdringlich, so dass ich manchmal denke, er weiß gar nicht, wie es geht:) er möchte nur schnuppern und das reicht ihm. Er kommt sofort, wenn ich ihn rufe. Also da gibt es kein Problem. Aber er leidet sehr und frisst manchmal nicht und fiept. Was bisschen störend ist, er verliert extrem gelbliche Flüssigkeit, was man nich so leicht wegkriegt. Meine Frage ist kastrieren , damit er nicht mehr leiden muss? Wenn man mir sagen könnte; er leidet nicht und das alles ist kein Stress für ihn, dann bin ich beruhigt und alles andere ist dann nicht so wichtig. Sie sehen sein Wohlsein ist mir wichtig. Können Sie mir einen Rat geben.
Vielen Dank
Hallo Shahrzad,
leider können wir die Gesundheit von Cookie aus der Ferne nicht richtig einschätzen. Wir raten dir daher, dich mit deinen Fragen an einen Tierarzt in deiner Nähe zu wenden. Nur ein Experte kann die Lage richtig einschätzen und Cookie im Notfall schnell helfen.
Wir hoffen, dass alles gut läuft und drücken euch die Pfoten.
Tierische Grüße,
dein ZooRoyal Team
Hallo. Unser 4Jahre Alter Bernhardiner Rüde wird jedes Jahr , wenn die Hündin in unserer Nachbarschaft läufig ist, durch einen „Hormon Koller“ wirklich krank. Er beißt sich die Rute bis auf den Knochen wund, reißt sich Fell aus, hört auf zu fressen. Lt. Tierarzt kommt er mit seinen Hormonen nicht klar. Wir haben ihm zwei mal einen Kastrationschip einsetzen lassen . Erst damit wurde er ruhiger. Würde es etwas ändern, wenn er decken dürfte? Oder wäre eine Kastration besser für ihn? Ansonsten ist er ein absoluter Traum.
Hallo A.Schulte,
wir würden es dir nicht empfehlen, da dies einer Verehrung entsprechen würde. Es sollte nur von zugelassenen Züchtern gezüchtet werden, um Erbkrankheiten auszuschließen und Inzucht auszuschließen. Das Verhalten deines Rüden kann sich nach dem Deckakt sogar verschlimmern. Es kann sein, dass er auf läufige Hündinnen noch extremer reagiert als zuvor und anderen Rüden aggressiver auftritt. In unserem Beitrag Hunde züchten: kann und darf das jeder machen? findest du weitere Informationen.
Viele Grüße
dein ZooRoyal-Team