Algen im Aquarium – natürliche Bekämpfung

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Algen im Aquarium

Es gibt wohl keinen Aquarianer, der in seinem Aquarium noch nie Probleme mit Algen hatte. Diese können uns unser Hobby ganz schön verleiden. Insbesondere noch unerfahrene Aquarianer werfen dabei schnell das Handtuch und schaffen das Aquarium dann bald wieder ab. Dabei kannst du Algen mit etwas Fingerspitzengefühl von vornherein vermeiden. Wenn sie sich dann trotzdem massenhaft gebildet haben, lassen sie sich aber auch bekämpfen. Im Handel für Aquaristikbedarf werden von verschiedenen Herstellern natürlich auch diverse Pflegemittel zur Bekämpfung von Algen angeboten. Du kannst die Algen aber auch natürlich bekämpfen, denn einige Fische, Garnelen oder Schnecken ernähren sich auch von Algen.

Warum entwickeln sich überhaupt Algen im Aquarium?

Wenn Algen überhand nehmen, ist dies leider meist ein Indikator dafür, dass das biologische Gleichgewicht in deinem Aquarium gestört ist. Algen sind einfach gebaute, recht anspruchslose Lebewesen, die mit den Aquarienpflanzen um die vorhandenen Nährstoffe konkurrieren. In stark bepflanzten Aquarien mit einer gut funktionierenden Filterung nehmen Algen deshalb nur selten Überhand. Wenn du das Aquarium allerdings zu stark mit Tieren besetzt, zu viel fütterst oder zu wenig Wasser wechselst, bilden sich selbst in stark bepflanzten Aquarien sehr schnell Algen.

Wie kannst du zu starkes Algenwachstum von vornherein vermeiden?

Bereits der Standort des Aquariums ist zur Vermeidung von Algenwuchs wichtig. Du solltest ihn so wählen, dass es nach Möglichkeit nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, die den Algenwuchs fördert. Auch eine zu starke oder zu schwache Beleuchtung solltest du vermeiden. Am häufigsten kommt zu starker Algenbewuchs jedoch bei frisch eingerichteten Aquarien vor, weshalb du die ersten Fische erst dann einsetzten solltest, wenn sich erste Filterbakterien gebildet haben. Setze anfänglich am besten nur ganz wenige Fische ein und steigere dich allmählich. Generell solltest du nur so viel füttern, wie die Tiere sofort auffressen. Denn Futterreste begünstigen den Algenwuchs am meisten. Mit einem regelmäßigen Wasserwechsel (in einem normal besetzten Aquarium reicht der Austausch eines Drittels des Wassers alle 14 Tage aus) kannst cu überschüssige Nährstoffe am besten aus dem Aquarium beseitigen.

Natürliche Algenbekämpfung durch Schnecken

Im Zoofachhandel werden heutzutage diverse Schnecken zum Kauf angeboten, von denen einige auch recht gute Algenfresser sind. Besonders die sogenannten Algenrennschnecken der Gattung Neritina sind eifrige Algenvertilger. Sie halten die Aquarienscheiben, die Wasserpflanzen und Einrichtungsgegenstände meist sehr gut von den lästigen, leicht bräunlichen Kieselalgen oder von Grünen Punktalgen frei. Besonders die attraktive Zebra-Algenrennschnecke oder die Leopard-Rennschnecke findet man überall in den Zoofachgeschäften. Auch die etwas kleineren Geweihschnecken der Gattung Clithon sind gute Algenfresser. Die bekannteste ist die Zweifarbige Geweihschnecke (Clithon corona). Beide Gattungen sind leicht zu pflegen und bezüglich der Wasserwerte nicht sehr anspruchsvoll. Auch können sie sich im Aquarium im Süßwasser nicht vermehren, so dass du bei ihrer Pflege keine Schneckenplage befürchten musst. Jedoch fressen diese Schnecken in der Regel die deutlich hartnäckigeren Faden-, Pinsel-, Bart- und Blaualgen nicht.

Stahlhelmschnecke im Aquarium

Die Stahlhelmschnecke ist ein fleißiger Algenvernichter.

Algenfressende Garnelen gegen Faden- und Grünalgen einsetzen

Unter den Garnelen sticht die Amano-Algengarnele (Caridina multidentata) als bekanntester „Algenpolizist“ aus der großen Anzahl gehandelter Arten deutlich heraus. Sie wird etwa 5 cm groß, ist friedlich und sehr gesellig. Eine kleine Gruppe dieser durchsichtigen Garnelen mit bräunlichen Punkten kann dein Faden- und Grünalgenproblem in kurzer Zeit lösen. Fadenalgen breiten sich spinnennetzartig im Aquarium aus und ein Großteil des Problems kannst du problemlos bereits durch manuelles Entfernen des Algengespinstes lösen. Den Rest beseitigen die eifrigen Algenfresser und verhindern dann auch weiterhin, dass neue Fadenalgen in deinem Aquarium entstehen. Allerdings helfen auch diese nützlichen Garnelen meist nicht gegen alle Arten von Algen. Zur Entfernung der lästigen Pinselalgen muss man beispielsweise in der Regel „größere Geschütze“ auffahren.

Fische zur gezielten Bekämpfung verschiedener Algen

Für nahezu jede Alge gibt es auch einen Aquarienfisch, der sie zum Fressen gerne hat. Jedoch sind diese Algenfresser in der Regel nur dann sehr eifrige Helfer, wenn du sie zu dieser Zeit nicht mit anderem Fischfutter zu sehr sättigst. Die meisten Algenfresser findet man in Südostasien. Besonders viele Arten findet man dabei unter den Karpfenfischen. Die beliebtesten sind die Vertreter der Gattungen Crossocheilus und Garra. Der Siamesische Algenfresser (Crossocheilus oblongus) ist dabei die meistverkaufte Art. Die Schwesterart Crossocheilus reticulatus, die einen schwarzen Schwanzwurzelfleck besitzt, wird auch im Handel teilweise als Pinselalgenfresser bezeichnet. Mit solchen Fischen kann man Faden-, Bart- und Pinselalgen zu Leibe rücken. Allerdings sollte nicht verschwiegen werden, dass diese Tiere eine Größe von 12-16 cm erreichen können. Die Siamesische Saugschmerle (Gyrinocheilus aymonieri) ist meist nur als Jungfisch ein guter Algenfresser. Sie ist außerdem nur für sehr große Aquarien geeignet, denn sie kann sogar doppelt so groß werden.
Auch einige kleinere Saug- bzw. Harnischwelse eignen sich gut als Algenfresser. So halten die beliebten Ohrgittersaugwelse der Gattung Otocinclus, die nur etwa 4-5 cm groß werden, die Aquarienscheiben und Wasserpflanzen frei von Kieselalgen. Auch die Braunen Antennenwelse, von denen es auch verschiedene Zuchtformen (wie beispielsweise goldene Tiere) gibt, halten Scheiben und Einrichtungsgegenstände frei von diesen Algen.
Dies sind nur die gängigsten Arten von Algenfressern. Selbst gegen die überaus lästigen Blaualgen können Fische hilfreich sein. Bei ihnen handelt es sich genau genommen um Cyanobakterien, die wie ein Schleim weite Bereiche des Aquariums überziehen können. Die Schwanzstreifensalmler der Gattung Semaprochilodus lutschen zur Nahrungsaufnahme den Untergrund ab und können dabei auch lästige Algen entfernen. Selbst bei Blaualgen hat das wiederholt geklappt. Allerdings sind diese Fische nur für sehr große Aquarien geeignet. In der Natur können sie nämlich mehr als 40 cm Länge erreichen!

Fazit

Du musst bei Algenproblemen also nicht gleich zur „chemischen Keule“ greifen. Vielfach kann man Algen auf natürliche Art und Weise bekämpfen. Allerdings sind bei den Fischen einige gute Algenfresser aufgrund ihrer Größe nicht für kleinere Aquarien geeignet. Bitte informiere dich vor dem Kauf über die Eignung für dein Aquarium!


Ingo Seidel ist seit seiner Kindheit von der Natur begeistert und bekam im Alter von sechs Jahren sein erstes Aquarium. Sein Spezialgebiet sind die Welse, aber als engagierter Mitarbeiter im Zierfischgroßhandel hat er mittlerweile sehr gute Kenntnis von den meisten Süßwasserfischen erlangt. Er ist Autor unzähliger Berichte in Aquarienzeitschriften und veröffentlichte mittlerweile auch diverse Fachbücher. In der Internationalen Gemeinschaft Barben-Salmler-Schmerlen-Welse war er jahrelang Leiter der Sparte Welse, aktuell ist er dort Redakteur des BSSW-Reports.


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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Bernsee sagt:

    Ich wünsche einen guten Tag und habe zu Ihrem Artikel ein paar Fragen.
    Viele Leute und Experten sprechen von einem notwendigen biologischen Gleichgewicht, aber keiner erklärt, was man eigentlich darunter versteht (ich meine das mit konkreten Fakten und evtl. sogar Zahlen).
    Auch Sie äußern sich dazu nicht weiter. Gut finde ich den Hinweis auf in Verwesung übergehende Futterreste als eine wesentliche Ursache für den Algenbefall. Aber gleich darauf sprechen Sie von zu starkem oder zu schwachen Licht! Ja, was denn nun?
    Mir geht es vor allem um die Bekämpfung von Kieselalgen, was offensichtlich nur mit einem langwierigen Silikatabbau erfolgreich ist. Das Spiel geht aber auch nach jedem Wasserwechsel neu los, denn das normale Trinkwasser hat vergleichsweise einen sehr hohen Silikatgehalt. Osmosewasser in der erforderlichen Menge herzustellen, ist woh unsl etwas viel verlangt und auch etwas teuer. Gibt es evtl. doch noch ein paar Tipps? Für eine Antwort wäre ich dankbar!
    Freundliche Grüße
    Rüdiger Bernsee

    1. ZooRoyal sagt:

      Hallo,

      das biologische Gleichgewicht ist hergestellt, wenn der Stoffeintrag = Stoffaustrag ist, unabhängig von einer Zahl.
      In einem Ökosystem gibt es eigentlich immer Stoffe, die ins System hineingelangen (im Aquarium z.B. durch Futter, Fischkot, abgestorbene Pflanzenreste, etc.) und Stoffe, die wieder verbraucht/eingelagert/verwertet werden (durch z.B. Filterbakterien, Pflanzen, Teilwasserwechsel, etc.). Ein 100%iges Gleichgewicht wird es wohl niemals geben, es ist immer ein Prozess der Anpassung dynamischer Geschehnisse. Im sog. Stickstoffkreislauf wird das gut dargestellt: Fischfutter (enthält u.a. Stickstoffe) gelangt ins Wasser, Fische fressen es und scheiden Ammonium aus (Stickstoffverbindung), dieses wird von Bakteriensorte A zu Nitrit (Stickstoffverbindung) umgewandelt, dann von Bakteriensorte B zu Nitrat (Stickstoffverbindung) weiter verarbeitet und final von anaeroben Bakterien zu reinem Stickstoff „reduziert“ oder in Pflanzen eingelagert und so dem System entzogen. Wenn so viel entzogen wird, wie dem System, in diesem Fall durch Futter, hinzugefügt wird, ist es im Gleichgewicht. Diese Veranschaulichung ist natürlich nur exemplarisch, die Natur ist da noch deutlich komplexer und betrifft sehr viele Bereiche.
      Ich hoffe das konnte deine Frage beantworten!
      Gegen einen erhöhten Silikatgehalt sind entweder die dir bekannten Umkehrosmoseanlagen zu verwenden, oder Silikat-Entferner als Filtermaterial. Eine Osmoseanlage kostet ab etwa 50€ und ist umgerechnet recht effizient, da es nicht nur Silikat, sondern noch viele weitere Stoffe entfernt. Je nach Leistung kannst du innerhalb weniger Stunden dein benötigtes Wechselwasser herstellen. Das alternative Filtermaterial müsste regelmäßig erneuert werden, was zwischen 10 und 30€ im Monat kosten kann (je nach Aquariumgröße). Das sind die einzig beiden sinnigen Methoden, Silikat dem Wasser zu entziehen (ausgenommen langwieriger Silikatabbau durch niedere Tiere oder Pflanzen).

      Viele Grüße,
      dein ZooRoyal Team

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