Schlittenhunde

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Schlittenhunde

Spricht man über Schlittenhunde, hast du bestimmt sofort das Bild von Siberian Huskys oder ähnlichen nordischen Hunderassen vor Augen. Die Geschichte der Schlittenhunde zeigt jedoch, dass durchaus auch Mischlinge zum Einsatz kamen. Tiere, die die Voraussetzungen von Fellstruktur, Größe, Laufbereitschaft und Teambereitschaft mitbrachten, wurden als Zugtiere eingesetzt. Durch enorme Belastbarkeit zeichnen sich Schlittenhunde aus, mental und körperlich. Zu den klassischen Schlittenhunderassen, die von Zuchtverbänden anerkannt werden, gehören: der Grönlandhund, Alaskan Malamute, Siberian Husky, Kanadischer Eskimohund und der Samojede.

Wozu brauchte man Schlittenhunde ?

Schlittenhunde wurden in polarnahen Ländern in den Kommunen gehalten und eingesetzt, um in die Jagdgründe zu gelangen und erlegte Tiere zu transportieren, Waren von A nach B zu befördern oder Verwandtschaft in weit abgelegenen Gebieten zu besuchen. Auch für Forschungsreisen an den Polarkreisen wurden Schlittenhundegespanne eingesetzt. Die Hunde mussten also einen leistungsstarken Körperbau und Kondition aufweisen, um lange Distanzstrecken als Gespann zu laufen. Schlittenhunde gehörten der gesamten Gemeinde und so lebten die Tiere quasi öffentlich in der Dorfgemeinschaft. Sie unterlagen einer strengen Erziehung und ein guter Gehorsam war eine wichtige Voraussetzung. Durch diese Auslese fand eine Selektion statt, die zu den herausragenden Qualitäten der Schlittenhunde führte. Bei Bedarf wurden Tiere für ein Gespann zusammengesucht, vor den Schlitten gespannt und los ging`s.

Veränderung der Zuchtlinien

Mit dem Einzug der heutigen Zivilisation und Technologie lösten Maschinen die Schlittenhunde nach und nach ab. Schlittenhunde wurden nun immer mehr für sportliche Freizeitaktivitäten und Wettkämpfe eingesetzt. Auch die Haltung der Hunde veränderte sich und der Schlittenhund wurde mehr und mehr zum Begleithund. Als in den 70er Jahren das Interesse an Wettkämpfen nachließ, wurden die Zuchtlinien verändert und es gab zum einen die Arbeitslinie und eine Showlinie. Diese Anpassung der neuen Linien diente dazu, dass die Arbeitslinien weiterhin für Schlittenhunderennen eingesetzt werden konnten, sich den klimatischen Bedingungen anpassen und sich für die Dauerbelastung langer Rennstrecken eigneten. Die Showlinie hingegen zeichnet sich eher für kürzere Distanzen und eine hohe Kraftentfaltung aus, die in Sprint- und Mittelstreckenrennen eingesetzt werden kann. Da diese Zuchtlinie auch als Familienbegleithund gehalten wird, können sich diese Tiere an die klimatischen Verhältnisse polarer Gebiete nur schwer gewöhnen.

Trainierbarkeit

Showlinien bringen den Vorteil mit, sehr personenbezogen und lernwillig zu sein. Sie bringen die Bereitschaft mit, sich ihrem menschlichen Umfeld leichter anzupassen und haben Spaß daran, anderweitige Aktivitäten mit ihrem Menschen zu unternehmen. Trotz der Freude am Tun mit seinen Menschen bevorzugt der Schlittenhund eine klare Linie in der Erziehung. Er schätzt es nicht sonderlich, dass aufgestellte Regeln, mal so oder so eingesetzt werden. Training mit diesen faszinierenden Tieren kann nicht mit dem der seit über langen Generationen gezüchteten Familienbegleithunde (wie zum Beispiel dem Labrador oder einem Pudel) verglichen werden. Das fängt mit der Vorbereitung auf ein Training bereits an. Damit die Tiere eine entsprechende Ruhe und Lernbereitschaft für das Hundeschulentraining erzeugen können, sollte vorab mit ihnen ein ruhiger Gassigang erfolgt sein, damit sie warm sind und bereits Energie verbraucht haben. Alles was Stress vorab auslöst, kann im Training dazu führen, dass ein konzentriertes Arbeiten nicht möglich ist. Eine optimale Übung ist, Entspannung auf Signal zu setzen, damit sollte bereits ab dem Welpenalter begonnen werden. Mit dieser Übung lernt dein Hund, dass er zum Beispiel auf einer bestimmten Decke und dem entsprechenden Signal eine Pause hat und er sich sicher entspannen darf, bis das Signal wieder aufgelöst wird.

In einer guten Hundeschule gehört dieses Training in den Welpenkurs, denn so lernen die kleinen Racker bereits, auch in Gegenwart von anderen Hunden, die in Bewegung sind, ruhig zu bleiben, und dass es durch angenehme Berührungen des Halters auch noch so richtig „gut“ tut. Das fördert nicht nur die Bindung, sondern so wird gleichzeitig an der Frustrationstoleranz gearbeitet.

Was geblieben ist, ist die wahre Freude an der Bell-Lust. Kündigt sich eine gemeinsame Aktivität an, wird diese nach Schlittenhundmanier lauthals verkündet. Da das noch ein Erbe der ursprünglichen Zucht ist, kann ein Umgewöhnen dieses Rituals viel Geduld erfordern.

Arbeitslinien sind Kraftpakete, die ihrem Zuchtziel nachkommen wollen. Sie eignen sich weniger als Familienbegleithund, da die Anpassung an die zivilisierte Umwelt der Zucht nicht im Vordergrund stand. Meist entspricht auch ihr Tagesablauf nicht unserer Art zu leben. Arbeitslinien wollen große Distanzen laufen, benötigen aber dann wichtige Regenerationsphasen.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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