Clickertraining für dich und dein Pferd

36548
0

Clickertraining Pferd

Das Clickertraining ist eine besondere Trainingsmethode, die vor allem im Hundetraining sehr beliebt ist. Aber auch mit anderen Tieren kann man auf diese Weise wunderbar Tricks oder bestimmte Verhaltensweisen einstudieren – wie bei Pferden, Hühnern, Delphinen usw. Du bist interessiert und möchtest das mit deinem Pferd auch ausprobieren? Super, wir haben ein paar spannende Clickerübungen für den Einstieg für dich und dein Pferd herausgesucht!

Was ist Clickertraining?

Das Clickern beschreibt eine Trainingstechnik, die mit positiver Verstärkung arbeitet. Dabei benutzt man einen sogenannten Clicker, der beim Drücken ein Klick-Geräusch auslöst, woraufhin dem Tier sofort ein Leckerli gegeben wird. Mithilfe dieser Methode ist es möglich, gewünschtes Verhalten punktgenau zu bestätigen – das Timing spielt also eine große Rolle.

Der eigentliche Clou besteht jedoch darin, dass du deinem Pferd aber die Übung nicht erklärst, die es absolvieren soll. Vielmehr denkst du dir eine Übung aus und lässt dein Pferd Verhaltensweisen anbieten. Ist eine Handlung dabei, die dem gewünschten Verhalten nahe kommt, klickst du genau in diesem Augenblick. Dein Pferd kann sich dann an der Erfolgsfrequenz orientieren und wird weiter versuchen, bis das gewünschte Verhalten irgendwann die richtige Form angenommen hat. Du kannst dir sicher vorstellen, dass dies dein Pferd kognitiv stark auslastet. Zuerst muss dein Pferd aber lernen, dass der Click etwas Tolles ist, so dass sich eine Beteiligung bei der wirklichen Übung auch lohnt.

Der Aufbau – 1. Übung

Hat dein Pferd noch nie einen Clicker gesehen, ist es wichtig es zunächst darauf zu konditionieren, damit es versteht: Klick = Leckerli, was wiederum ein gutes Gefühl auslöst.
Der einfachste Weg wäre, dich neben dein Pferd in ruhiger Umgebung zu stellen und einfach einmal zu klicken und deinem Pferd sofort ein Leckerchen zu geben. Das wiederholst du einige Male und wirst vermutlich schnell merken, dass dein Pferd in freudiger Erwartung das nächste Leckerli bekommen möchte. Hierbei hat dein Pferd noch keine Aufgabe gelöst, aber du hast bei ihm folgenden Effekt erzeugt, nämlich, dass der Click ein gutes Gefühl bei ihm auslöst.

Die Vorteile

Unerwünschtes Verhalten lässt sich teilweise umlenken, indem man alternatives Verhalten stattdessen bestätigt. Zeigt dein Pferd also Fehlverhalten, überlege dir, was es stattdessen tun soll und forme das Verhalten in die gewünschte Richtung.
Bietet dir dein Pferd Verhaltensweisen an, die aber leider gar nicht zur Übung passen, ignorierst du dies. Es wird nicht geklickt und auch kein Leckerli gegeben. Falsches Verhalten wird auch nicht bestraft. Damit gewährleistest du, dass dein Pferd stressfrei lernen kann.

Clickertraining fördert die Kreativität. Merkt dein Pferd, dass es Vorschläge machen kann und diese Konsequenz haben werden, wird es kreativer und dir mehr anbieten. So kommt das eine oder andere Pferd auch aus seiner Komfortzone heraus. Du merkst, Clickertraining lässt sich vielseitig einsetzen, nicht nur zur geistigen Auslastung deines Pferdes, sondern auch zum Spaß und zum Training. Dein Pferd wird geistig gefördert und wird sicher schnell begreifen, was du dir von ihm wünschst – Pferde sind schließlich intelligente Lebewesen.

Grundlagen – 2. Übung

Hat dein Pferd nun verstanden, dass der Click ein gutes Gefühl auslöst – und bitte erst dann! – kann es weitergehen. Schließlich möchte dein Pferd ab jetzt, dass das Zauberkästchen nun öfter klickt. Bei der zweiten Übung lernt dein Pferd wieder etwas sehr Wertvolles, nämlich deinen Raum zu respektieren statt dich zu bedrängen, weil es an deine Leckerlis in der Tasche möchte.
Dein Pferd soll rückwärts weichen und deinen persönlichen Raum so vergrößern. Eine wunderbare Lektion gerade für aufgeregte, nervöse Pferde, die bei der Aussicht auf Futter gerne übermütig werden und schwer zu beruhigen sind. Mithilfe des Rückwärtsgehens lernen sie, dass der schnellste Weg zu den begehrten Leckerlis der entgegengesetzte ist.
Stelle dich vor dein Pferd und warte nun einfach ab. Je weniger Hilfestellung du nun gibst, desto kniffliger ist die Aufgabe für dein Pferd. Den Clicker solltest du schon in der Hand halten. Es kann gut sein, dass es nun versucht, mit dem Kopf Richtung Hand zu kommen. Du reagierst aber nicht. Zieht es sich zurück, wird das sofort geklickt und es gibt ein Leckerli. Zuerst merkst du, dass es ein minimaler Schritt war, noch nicht die fertige Übung – aber das wäre zu schwer. Daher kleine Stücke – bedenke, dass dein Pferd deinen Plan der Übung nicht im Kopf hat.

Grundlagen – 3. Übung

Die dritte Übung kann super verwendet werden, wenn dein Pferd ein alternatives Verhalten zeigen soll, statt nervös vor- und zurückzutrippeln, zu steigen oder oder. Ein Alternativverhalten gibt deinem Tier Sicherheit in einem Moment der Unsicherheit.
Beginne, indem du beispielsweise mit der Hand oder einem Targetstick (der vorher konditioniert werden sollte) auf den Boden deutest. Senkt dein Pferd den Kopf gen Boden, klickst du und es folgt die Belohnung. Optimal wäre es, wenn die Übung für dein Pferd mit Ruhe und einem Du-bist-in-Sicherheit-Gefühl assoziiert wird. Zeigt dein Pferd einmal Angst – beispielsweise im Training – kann ihm diese Aufgabe Ruhe und Sicherheit vermitteln.

Die Übung gelingt etwas schneller, wenn du zuvor ein Targettraining absolviert hast. Du kannst dazu deine Hand oder eine Fliegenklatsche o.ä. nutzen. Halte diese deinem Pferd in einem kleinen Abstand vor die Nase. Wendet es sich mit seinem Gesicht zum Target, so klickst du. Im Laufe der Zeit wirst du das Verhalten so formen können, dass das Pferd mit seiner Nase das Target berührt. Dann kannst du es auch als Zeigestock nutzen, der berührt werden soll.

Tricks und Spaßübungen

Hat dein Pferd die Grundlagen des Clickerns verstanden und ist vertraut mit dem Prinzip, kannst du natürlich auch den Spaßfaktor erhöhen und deinem Pferd Tricks beibringen, wie sich zu verbeugen, einen Gegenstand zu halten oder aufzuheben oder auf ein Podest zu steigen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, solange auch deinem Pferd die Übungen Freude bereiten und du dir sicher bist, dass es nach wie vor motiviert ist, mitzuarbeiten.

Nach einiger Zeit der Zusammenarbeit im Clickertraining, wirst du auch bestimmt bemerken, wie dein Pferd und du immer mehr zusammenwachsen. Die Teamarbeit stärkt eure Bindung und euer Vertrauen zueinander. Klappt etwas mal nicht wie erhofft, dann verliere nicht den Mut und arbeite einfach in kleineren Teilschritten weiter und gib euch mehr Zeit. Lass dich nicht von Außenstehenden beeinflussen – solange du an eure Arbeit glaubst, solltest du dir die Freude und den gemeinsamen Erfolg nicht nehmen lassen!


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


Hilf uns, unseren Service weiter zu verbessern. War dieser Artikel hilfreich für dich?

Kommentare, Fragen und Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert