Demenz bei Hunden

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Demenz bei Hunden

Nicht nur wir Menschen werden alt, auch unsere Vierbeiner altern und das leider oft viel schneller als uns lieb ist. Mit zunehmendem Alter verändert sich nicht nur der Körper, sondern auch der Geist. Neben den typischen Alterserscheinungen, wie beispielsweise die nachlassende Aktivität oder der verminderte Appetit, können uns weitere Zeichen Anhaltspunkte auf das Älterwerden unserer Hunde geben. Das können mitunter Zeichen einer Demenz bei Hunden sein.

Demenz bei Hunden – was ist das eigentlich?

Demenz ist nicht das Gleiche wie der Alterungsprozess, der bei jedem alternden Hund auftritt. Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung, bei der die Nervenzellen im Gehirn langsam absterben. Dabei geht es um solche Nervenzellen, die für das Lernen, das Gedächtnis, die Orientierung und das Bewusstsein zuständig sind. Dieser langsame Zerstörungsprozess kann sich über Jahre ziehen.
Demenz wird bei Hunden auch CDS, Cognitives Dysfunktionssyndrom, genannt. Sie tritt in der Regel erst in hohem Alter auf. Die Rassenzugehörigkeit oder die Größe spielen keine Rolle – jeder Hund kann betroffen sein. Zwar ist diese Erkrankung nicht heilbar, aber behandelbar, so dass der Krankheitsverlauf hinausgezögert werden kann.

Symptome erkennen

Die Demenzerkrankung ist deutlich von den typischen Alterserscheinungen eines jeden Hundes zu unterscheiden. Denn längere Ruhephasen, weniger Appetit, Ergrauen des Fells oder auch eine Verringerung von Seh-, Hör- und Riechvermögen, können bei jedem alternden Hund auftreten. Allerdings gibt es einige Symptome, die dir Hinweise auf eine Demenzerkranktung bei deinem Hund geben können.

Desorientierung und veränderte Kommunikation

Desorientierung gehört mit zu den typischen Verhaltensweisen, die bei dieser Erkrankung zu erkennen sind. Hunde können dabei herumlaufen, als ob sie kein Ziel haben und nicht mehr wissen, wohin sie wollten. Auch können Dinge angeschaut werden, die deinem Hund vorher bekannt waren und nun auf einmal ganz fremd wirken. Manchmal zeigen Hunde ebenso ein unerklärliches Verharren an einer bestimmten Position, in einer Ecke oder hinter Möbelstücken und wirken ganz in sich gekehrt mit starrem Blick. Sie kommen meist nicht von selbst aus dieser Situation heraus, sondern benötigen Unterstützung von ihrem Menschen.
Leider kann es auch passieren, dass dein Hund dich oder andere bekannte Menschen auf einmal nicht mehr erkennt und sie sogar plötzlich anknurrt oder vor ihnen zurückweicht. Dein Hund kann außerdem sein Bedürfnis an Streicheleinheiten und Nähe verändern. Manche Hunde ziehen sich zurück und haben weniger Interesse an ihrem unmittelbaren Umfeld.

Veränderter Schlafrhythmus

Dein Hund wird wahrscheinlich einen eingespielten Schlafrhythmus haben. Tagsüber wird er eher wach und aktiv sein und weniger Schlafphasen haben, während nachts die meiste Zeit geruht und geschlafen wird. Natürlich kann es bei jedem Hund anders sein, abhängig vom Alter, dem Gesundheitszustand oder den Alltagsumständen. Bei dementen Hunden ist der normale Tag-Nacht-Rhythmus verändert. So ist ein vermehrtes Schlafpensum tagsüber erkennbar, wobei nachts hingegen mehr Wachphasen auftreten. Es kann sogar zur völligen Schlaflosigkeit nachts kommen. Manche Hunde zeigen auch unruhiges Verhalten, wie zum Beispiel vermehrtes Hecheln, plötzliches Hochschrecken oder auch zielloses Umherwandern.

Probleme mit der Stubenreinheit

Auch wenn du die Stubenreinheit mit deinem Hund fleißig trainiert hast, kann dieses erlernte Verhalten regelrecht vergessen werden. Bei einer Demenz bei Hunden kann es immer wieder zum Absetzen von Urin und Kot im Haus oder der Wohnung kommen. Dabei zeigen die Hunde in der Regel vorher nicht mehr oder nur ganz selten an, dass sie sich lösen müssen.

Signale werden vergessen

Dass alte Hunde Signale nicht ausführen, weil sie schlechter hören oder sehen, ist schnell erklärbar. Aber leidet dein Hund an Demenz, kann er deine gegebenen Signale, wie zum Beispiel Sitz oder Platz, innerhalb kurzer Zeit vergessen und nicht mehr ausführen. Manchmal können Hunde sogar auch ihren eigenen Namen nicht mehr richtig einordnen und erkennen.

Tipps für den Alltag

Auch, wenn Demenz nicht heilbar ist, so gibt es doch ein paar Dinge, die du tun kannst, um deinem Hund angenehmer zu machen. So können Spezialfuttermittel und Nahrungsergänzungsmittel Symptome mindern. Und dein Tierarzt kann auch Medikamente zur Behandlung verschreiben. Auch du kannst positiv Einfluss nehmen.

Ruhe bewahren

Auch wenn du um die Erkrankung deines Hundes Bescheid weißt, kann es im Alltag immer wieder Momente geben, in denen die eigenen Nerven arg strapaziert werden und die Kraft fehlt, logisch zu denken und zu handeln. Wir kennen das alle. Es gibt Tage, an denen alles schiefläuft und durch Arbeit und Familie sich sehr viel Stress aufgebaut hat. Gerade an solchen Tagen ist es wichtig, seine eigene Stimmung zu erkennen und zu kontrollieren. Hunde können unsere Stimmung erkennen und unseren Frust und Stress wahrnehmen. Leidet dein Hund an einer Demenzerkrankung und zeigt sich orientierungslos, erkennt dich wohlmöglich nicht oder setzt Kot und Urin im Wohnzimmer ab, solltest du erst einmal tief durchatmen. Wut, Ärger und Stress von deinem Tag kann dein Hund in solch einem Moment nicht verstehen und einordnen.

Alltagsrhythmus anpassen

Mit einem an Demenz erkrankten Hund verändert sich der Alltag komplett. Da er Urin und Kot öfters in der Wohnung absetzen wird, können vermehrte kleinere Gassirunden oder mehr Zeit draußen mit deinem Hund helfen. Ebenso gibt es Hundewindeln, die helfen und vor kleinen Missgeschicken auf dem Teppich oder Boden schützen.

Nähe bieten

Ebenso ist es wichtig, deinen Hund nicht mehr allzu lange, wenn überhaupt noch, allein Zuhause zu lassen. Ist er desorientiert und wandert wohlmöglich öfters ziellos umher, kann das Alleinsein Stress verursachen. Denn es ist ja keiner da, um ihm zu helfen. Wenn du keine andere Möglichkeit für deinen Hund hast und er muss wirklich einen Moment allein bleiben, suche dafür einen Raum aus, in dem er sich besonders wohl und sicher fühlt.

Für kognitive Anregung sorgen

Ändere deine Spazierwege regelmäßig und gib deinem Hund kleine Aufgaben in Form von Intelligenzspielen oder neuen Signalen. Das hilft deinem Hund, sich immer wieder aufs Neue zu konzentrieren und sein Gehirnaktivität anzuregen.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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