Brustgeschirr

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Brustgeschirr

Allgemeines zum Hilfsmittel – Das Brustgeschirr im Blickpunkt

Hundegeschirre gibt es viele auf dem Markt, und zwar in unterschiedlichen Farben und aus den verschiedensten Materialien, gepolstert und ungepolstert, in H- oder Y-Form. Die Auswahl ist riesig und oft auch unübersichtlich im Hinblick auf das richtige Brustgeschirr für den eigenen Hund.

Wichtig ist jedoch, bei allen Modellen auf eine möglichst breite Auflagefläche und gegebenenfalls gepolsterte Gurte zu achten. Je breiter, desto mehr Auflagefläche ist auf dem Hundekörper. So kann sich der Druck besser verteilen. Je dünner die Gurte sind, umso mehr können sie den Hund einengen und in die Haut einschneiden. Des Weiteren gibt es an jedem Geschirr diverse Ringe und Schnallen. Viele Geschirre können durch solch eine Schnalle am Halsgurt sowie am Bauchgurt in der Länge variiert und angepasst werden. Wichtig ist, darauf zu achten, dass am Brustgeschirr die Schnallen nicht direkt unter dem Bauch liegen, denn dadurch könnten unangenehme Druckstellen entstehen, wenn sich dein Hund hinlegt. Auch bei den diversen Ringen am Geschirr solltest du die genaue Lage beachten. Liegen sie vorne im Brustbereich, sollten sie keinen Druck auf den Hals ausüben können. Ebenso dürfen sie nicht auf die Wirbelsäule drücken. Die Bewegungsfreiheit im Schulterbereich sollte durch die Gurte ebenfalls nicht eingeschränkt werden. Im Idealfall ist je nach Größe des Hundes eine halbe bis ganze Handbreit Platz zwischen dem Vorderbein des Hundes und dem Bauchgurt.

Der Trainingsaufbau

Das Tragen des Geschirrs solltest du deinem Hund langsam und kleinschrittig beibringen. Es ihm einfach anzuziehen und loszumarschieren, ist oft nicht der richtige Weg. Stattdessen ist es wichtig, dass dein Hund lernt, ruhig zu bleiben, wenn ihm das Geschirr angelegt wird. Dabei ist deine eigene Stimmung besonders wichtig. Bist du angespannt, nervös oder genervt, können diese Gefühle mittels Stimmungsübertragung auf deinen Hund übergehen und mit dem Geschirr verknüpft werden. In Folge dessen kann es passieren, dass dein Hund das Geschirr meidet. Sei in deiner Kommunikation daher ruhig und klar, denn dies ist ein weiterer wichtiger Aspekt.

Deine Körpersprache muss zu deiner ruhigen Stimmung passen. Beugst du dich von oben direkt über deinen Hund, ist dies für ihn wohlmöglich eine bedrohliche Haltung. Je nach Hund kann dieser verängstigt oder mit Gegenwehr reagieren. Starte das Training am besten in reizarmer Umgebung und baue es Schritt für Schritt auf. Hocke dich dazu neben deinen Hund. Gerne kannst du das Anziehen des Geschirrs auch mit ein paar Leckerlis verbinden, damit dein Hund es positiv verknüpft.

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Die Anwendung im Alltag

Das Hundegeschirr ist in vielen Alltagssituationen und für viele Trainingseinheiten unersetzlich, so zum Beispiel beim Mantrailing. Bei dieser Auslastungsart ist ein Geschirr unbedingt von Nöten, denn dein Hund wird hier mit einer Schleppleine geführt und darf auch ziehen. Würde die Schleppleine an einem Halsband befestigt, könnte dies dauerhaften Druck auf den Hals ausüben. Besonders gefährlich wäre es dann, wenn dein Hund z. B. aus Versehen in die Schleppleine rennt und es einen Ruck gibt. Der Hals bildet mit dem Kehlkopf, der Schilddrüse, der Luft- sowie Speiseröhre und diversen Muskeln ein empfindliches Konstrukt. Ruckartige Einwirkungen können starke Verletzungen, Quetschungen oder Blutergüsse hervorrufen. Aus diesen Gründen ist ein Geschirr unbedingt zu empfehlen, insbesondere beim Fahrradfahren oder während des Mitführens bei einem Ausritt mit deinem Pferd.

Ein Geschirr kann bei ängstlichen Hunden, wie zum Beispiel bei Hunden aus dem Tierschutz bzw. Tierheim, sehr sinnvoll sein. Diese Hunde reagieren bei bestimmten Reizen oft sehr schnell und versuchen zu fliehen. Nicht selten winden sie sich dabei aus Halsbändern und normalen Geschirren heraus und laufen panisch weg. Daher gibt es sogenannte Angstgeschirre, die einen zusätzlichen Bauchgurt haben. Diese ausbruchssicheren Geschirre machen es dem Hund nahezu unmöglich, sich daraus zu befreien.

Ebenso gibt es Modelle, die nicht über den Kopf angezogen werden. Haben Hunde Schwierigkeiten, sich etwas über den Kopf ziehen zu lassen, ist dies eine gute Möglichkeit, um sie trotzdem mit einem Geschirr auszustatten.

Tipps und Tricks

Bist du dir unsicher, welches Geschirr zu deinem Hund passt, kannst du einen Hundetrainer um Rat fragen. Dieser erläutert dir die Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle und kann dich hinsichtlich der richtigen Passform beraten.

Darf dein Hund in den Freilauf und mit Artgenossen spielen, kann das Geschirr jedoch auch ein Verletzungsrisiko darstellen. Schnell können sich beim wilden Spiel Pfoten oder die Schnauze im Geschirrgurt verhaken. Ist dein Hund abrufbar, dann lasse deinen Hund lieber ohne Geschirr mit Artgenossen spielen.

Fazit – ist das Brustgeschirr das Richtige für meinen Hund und mich?

Die Entscheidung für oder gegen ein Brustgeschirr ist immer ganz individuell. Allerdings gibt es einige Punkte, die du bei deiner Entscheidung bedenken solltest. Dazu gehören der mögliche Anwendungsbereich für das Geschirr, das Individuum Hund mit seinen Erfahrungen oder möglichen Ängsten sowie der jeweilige Trainingszustand. Lasse Dich bei der Passform am besten von einem Fachmann beraten. Gibt es gesundheitliche Aspekte im Hinblick auf den Bewegungsapparat deines Hundes, die beachtet werden sollten, ist das Einbeziehen des Tierarztes oder Hundephysiotherapeuten ebenso wichtig.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.


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