Der Aïdi ist ein mittelgroßer bis großer, kräftiger Hund aus dem Atlasgebirge Marokkos. Sein Aussehen wirkt rustikal. Seine Erscheinung, sein Blick ist lebhaft. Du spürst, dass dieser Hund bereit und entschlossen ist, seinen gelernten Aufgaben als Wächter und Beschützer gerecht zu werden. Der offizielle Standard schreibt dazu:
Solider, sehr rustikaler Hund, der durch seine Stärke und Behändigkeit auffällt; er ist muskulös, nervig, kräftig aber ohne Schwerfälligkeit und mit einem buschigen Fell ausgestattet, der sowohl Schutz gegen die Sonne als auch gegen die Kälte in den Bergen seiner Heimat bietet. Dieses Fell bildet gleichzeitig einen Harnisch bei den Kämpfen gegen Schakale und andere Raubtiere, die er zu bestehen hat.
Der Aïdi hat eine Widerristhöhe zwischen 52 und 62 Zentimetern. Das Gewicht ist nicht vorgeschrieben. Sein Haar ist dick, halblang und üppig, etwa 6 cm lang, ausgenommen im Gesicht und an den Ohren, wo es kurz und feiner ist. Seine Farben sind vielfältig, beispielsweise falb, braun und schwarz. Seine Ohren trägt er halb hängend mit leicht gerundeten Spitzen. In manchen Gegenden seiner Heimat ist es leider üblich, ihm die Ohren zu kupieren.
Wie alt wird ein Aidi?
Der robuste, unverzüchtete Aïdi sollte - bezogen auf seine Größe - eine hohe Lebenserwartung von 12 und mehr Jahren haben.
Wesenszüge und Charaktereigenschaften
Welche Eigenschaften hat ein Aidi?
Der Aïdi ist ein Wächter und Beschützer mit territorialen Ansprüchen. Er hat einen starken Charakter verbunden mit einer ganz eigenen aber klaren Vorstellung, wie er sich zu benehmen hat. Diese Vorstellung ist naturgemäß durch seine Verwendung über die Jahrhunderte geprägt, wo er als Wächter die Dörfer, die Kinder, die Menschen und das Vieh auf Leben und Tod verteidigte. Seine charakterlichen Qualitäten ordnet der offizielle Standard wie folgt ein:
Zu seinem Herrn und Familienmitgliedern ist er sehr treu, anhänglich und führig. Der Atlashund zeigt hervorragende Veranlagung als Wachhund, sowie als hervorragender Verteidiger. Immer wachsam schätzt er die Wichtigkeit der Gefahr und reagiert entsprechen ohne Angst.
In der Praxis einer Haltung im dichtbesiedelten Mitteleuropa bedeutet dies, dass ein Aïdi nur durch einen erfahrenen, mental starken Menschen gehalten werden kann, der zudem über ein großes, gut eingezäuntes Grundstück verfügen sollte. Er ist zunächst einmal kein Familienhund. Er kann einer werden, wenn er eine ausgesprochen fachkundige Führung durch Herrchen und Frauchen hat und wenn die äußeren Rahmenbedingungen stimmen. Fremden gegenüber ist er misstrauisch bis abweisend. Er ist kein Anfängerhund und im Grunde kein Hund für eine Haltung in Deutschland. Die Praxis mancher Akteure im so genannten Auslandstierschutz, den Aïdi oder Mischlinge von ihm nach Deutschland zu holen, muss daher als problematisch bezeichnet werden.
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Herkunft & Geschichte
Wo kommt der Aidi her?
Der Aïdi ist ein uralter Hundeschlag der Nomaden in den Weiten des Atlasgebirges der Sahara. Daher wird er auch Atlas Berghund oder Atlas Schäferhund bezeichnet. Berber und Tuareg hielten ihn neben Windhunden wie dem Sloughi. Der Aïdi ist der große Wächter und Beschützer, der Sloughi der Jagdhelfer. Zugleich jagen diese beiden Hunderassen auch gemeinsam.
Der Aïdi stöbert Kaninchen und kleine Gazellen auf, der Sloughi fängt diese dann. Ein effektives Team. Sein Name „Aïdi“ soll schlicht "Hund" bedeuten. Über seine Geschichte gibt es nur wenige historische Aufzeichnungen. Ludwig Beckmann beschreibt 1895 in seinem zweibändigen Buch "Die Rassen des Hundes" einen "Algerischen Spitz", dessen Beschreibung von Funktion, Einsatzgebiet und Aussehen sehr gut auf den Aïdi passt. Ansonsten fehlt er in der Literatur weitgehend.
Durch das seit Jahrzehnten andauernde kriegerische Geschehen im Sahara-Raum scheinen die originalen Bestände heute gefährdet zu sein. Meist sieht man in Marokko Mixe mit dem Atlas Berghund als Wachhund. Bereits 1963 kam es auf französische Initiative zur offiziellen Anerkennung durch die Fédération Cynologique Internationale. In Deutschland wird der Aïdi züchterisch direkt durch den VDH betreut. Aktive Züchter sind jedoch nicht gelistet.
Beliebte Mixe
Mixe von Aïdi mit anderen Hunderassen oder Mischlingen gibt es hier praktisch nicht, werden über den so genannten Auslandstierschutz aber zuweilen importiert. Angesichts seiner Kraft und seines starken Wächter- und Beschützerinstinktes stellen solche Mixe hier ein hohes Risiko dar. Der Import solcher Hunde nach Mitteleuropa ist aus Sicht des Wohls solcher Hunde, wie aus Sicht der Familien als kritisch zu bewerten.
Pflege, Gesundheit und Krankheiten
Wie viel Pflege braucht ein Aidi?
Der Aïdi sollte sich einer sehr robusten Gesundheit erfreuen.
Wissenswertes über die Ernährung
Welches Futter ist für den Aidi am besten?
Der Aïdi stellt keine besonderen Ansprüche an seine Ernährung.
Überlegungen vor der Anschaffung
Passt ein Aidi zu mir?
Die Anschaffung eines Aïdi solltest Du nur auf Grundlage fundierter Hundeerfahrung und guter Kenntnis dieser Hunderasse und ihrer Bedürfnisse in Erwägung ziehen. Keinesfalls solltest du einen Aïdi oder Aïdi-Mischling aus dem Auslandstierschutz zu dir nehmen. Das Wesen dieser Hunde passt nicht ins dicht besiedelte Mitteleuropa und wenn die Hunde auch noch traumatisiert sind, können sie eine hohe potenzielle Gefahr darstellen.
Erziehung und Haltung
Der Aïdi ist in seiner Haltung äußerst anspruchslos - sieht man von den bereits genannten Einschränkungen durch sein Wesen als entschlossener Wächter und Beschützer einmal ab. Die Erziehung eines Aïdis gehört in die Hand eines Herrchens oder Frauchens mit fundierter Hundeerfahrung und -kenntnis. Es wäre unverantwortlich, einen solchen Hund als Anfänger halten zu wollen.
Interessantes, Wissenswertes & Extras
Der Aïdi ist ein uriger, sehr effektiver Wach- und Schutzhund. Das macht seine besondere Ausstrahlung aus, stellt aber auch besondere Ansprüche an seine Haltung. Für eine Haltung in Mitteleuropa ist er nicht geeignet.
Christoph Jung Seit seiner Kindheit gehören Hunde zu den besten Freunden des Hundeforschers. Die Beziehung Mensch – Hund ist für ihn ein faszinierendes Thema, das ihn täglich beschäftigt und für das er sich auch öffentlich engagiert. Aus seiner täglichen Forschung entstand das Buch „Tierisch beste Freunde“. Jung lebt mit seiner Familie und seinen Hunden in der Nähe von Halle.
Quellen
Beckmann, Ludwig (1985): Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes - Zweiter Band
VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen), Rasselexikon