Corona mit Hunden – Krise oder Chance?
Irgendwann in der Zukunft werde ich zurückblicken und sagen, dass sich unser Leben, insbesondere auch das mit unseren Hunden, in ein Leben VOR und ein Leben NACH Corona teilt. Dazwischen ist das, was jetzt gerade passiert.
Wir leben in Bayern, oder genauer gesagt, im schönen Franken, in einem Gebiet, das länger als andere Landesteile von Corona-Infektionen verschont war. Dann kamen die ersten gemeldeten Fälle, das Leben begann auch hier, sich zu verlangsamen. Und plötzlich die Meldung im Radio: Ausgangssperre! Danach geht alles ganz schnell. Geschäfte schließen, Hundeschulen schließen, mein Mann und ich sind vom Job freigestellt, Home-Office ist für uns leider keine Option. Wir entkernen gerade unser Haus, mein Schwager wohnt bis zum Spätsommer in unserem Gästezimmer. Und da sich die Kinderzimmer gerade im Rohbau befinden, müssen wir eng zusammenrücken. Ein Familienzimmer für vier Personen – und zwei Hunde. Und alle Personen quasi rund um die Uhr daheim, außer zum Einkaufen und zum Hundespaziergang. Prima!
Doch die erste Erkenntnis lässt nicht lange auf sich warten:
Unseren Hunden ist das alles total egal! Es kümmert sie nicht, dass wir gerade alle zusammen auf einem Haufen schlafen und es aussieht, wie in einer Jugendherberge. Es kümmert sie nicht, dass wir draussen niemandem begegnen. Dass das Hundetraining ausfällt, und dass wir uns nicht mit unseren Hundefreunden treffen. Sie sorgen sich nicht um Ausgangssperren oder ob wir genug Klopapier haben. Dass wir vorerst finanziell etwas kürzer treten müssen, tangiert sie auch nicht. Sie sind einfach zufrieden, dass sie bei uns sein dürfen. Ich bin dankbar dafür! Ganz nebenbei und unbeabsichtigt lehren sie uns, wie wenig wir zum Glücklichsein brauchen. Und wir, wir nutzen gleich den ersten Tag der Ausgangssperre zum Familienrat, mit dem Ziel, zu besprechen, wie wir aus der Corona-Krise eine Corona-Chance machen! Für uns als Menschen und auch in Bezug auf unsere Hunde.
Lilly nämlich, unsere jüngste Hündin, stellt uns vor einige Herausforderungen. Sie ist ein liebenswertes Geschöpf, freundlich zu Mensch und Tier, Sie ist wahnsinnig neugierig, und Neugier ist so viel besser als brav an der Leine laufen. Und jagen ist viel besser als auf Rückrufe zu hören. Und überhaupt, manchmal denkt sie einfach, sie wäre nicht gemeint, wenn ihr das Kommando gerade nicht passt. Was bei unserem Rüden durch konsequentes Training zu einem super Ergebnis geführt hat, stellt sich bei der kleinen Lady als etwas aufwendiger heraus. Und ich gebe zu, oft fehlt uns die Zeit, ihrem Anspruch an Erziehung gerecht zu werden.
Doch JETZT – jetzt wird die Welt angehalten. Ja, es stimmt, wir verdienen gerade kein Geld, das nimmt Corona uns, und gibt uns gleichzeitig etwas Wertvolles: Zeit. Zeit für uns, Zeit für unsere Kinder, für die Renovierung unseres Hauses und natürlich für die Hunde. Das ist unsere Chance, einiges von dem umzusetzen, was wir in der Hundeschule gelernt haben, und aus unserer jungen Lilly einen Hund zu machen, mit dem man entspannt zusammenleben kann. Zum Beispiel hänge ich sie mir zwischendurch einfach mal um. Für eine halbe Stunde oder Stunde. In dieser Zeit spreche ich nicht mir ihr. Sie läuft einfach mit, egal was ich tue. Wenn ich eine Wand streiche, steht sie neben mir, wenn ich koche, ebenfalls. Sie begleitet mich, lernt, sich an mir zu orientieren und ruhig zu werden. Wenn sie lieber spielen möchte, geht das gerade nicht, das soll die Frusttoleranz fördern. In diesen wenigen Tagen ist sie schon viel entspannter geworden. Sie schaut mich jetzt ganz oft an, auch wenn sie nicht neben mir an der Leine hängt. Ich merke schon, dass diese Methode ganz viel Nähe schafft. Nach und nach machen das auch mein Mann und meine Kinder. Jeder Hund kommt mal dran.
Und die zweite Erkenntnis macht sich breit: wir müssen nicht die Zeit erhöhen, die wir unseren Hunden zukommen lassen. Aber die Ruhe, die sich in uns selbst gerade ausbreitet, weil wir ohne Termine und Verpflichtungen sind, die wirkt sich positiv auf das Zusammenleben aus. Wir sind viel geduldiger und haben endlich mal Zeit, uns als Familie um die Hundeerziehung zu kümmern. Wir verstecken Leckerlis im Haus und fordern sie zum Suchen auf, wir bauen einen kleinen Parcours aus alten Brettern und Backsteinen im Garten. Wir trainieren den Rückruf und frischen Sitz und Platz auf. Das alles kann man wunderbar daheim machen, und die Hunde, die freuen sich. Und dass die beiden unsere Zuwendung so unendlich freudig und dankbar annehmen, lässt uns vergessen, dass wir uns eigentlich gerade in einem Notzustand befinden.
Wir möchten die Quarantäne sinnvoll nutzen. Zum einen, um unsere alltäglichen Abläufe mit den Hunden besser zu strukturieren, zum anderen, um uns darüber zu freuen, dass sich unsere Hunde während der Corona-Krise überhaupt nicht für Corona interessieren.
Und da schließt sich die dritte Erkenntnis an: wir wollen nie wieder ohne Hunde leben!!!
Melanie Roloff ist dreifache Mutter, Ehefrau und Tierbesitzerin. Als leidenschaftliche Yogalehrerin und Hobbyautorin inspiriert sie Menschen mit ihren Geschichten. Gemeinsam mit ihrer Familie und ihren zwei Hunden Phaléne Lilly und Chihuahua Sammy, lebt sie in Bayern.