Demenz-Assistenzhund

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Assistenzhund

Hunde sind bekanntlich Helfer auf vier Pfoten und das in mittlerweile sehr vielen Bereichen. Der Einsatz ihrer Nase ist gefragter denn je und erweist sich oft als unersetzliche Hilfe. Aber auch als Unterstützung im Alltag, können Hunde vielen Menschen das Leben erleichtern und lebenswerter gestalten. Ob es sich dabei um junge oder alte Menschen, Menschen mit Erkrankungen oder Behinderungen handelt spielt keine Rolle. Hunde verurteilen niemanden. Sie geben stattdessen sehr vielen Menschen die Möglichkeit losgelöster zu agieren und somit mehr aus sich heraus zu kommen. Besonders wenn es sich dabei um Kinder, alte oder erkrankte Menschen handelt. Der Demenz-Assistenzhund ist Seelentröster, Zuhörer, Sozialpartner und treuer Weggefährte in einem. 

Was ist Demenz?

Bei der Demenz handelt es sich um eine Vielfalt an Symptomen, die eine Beeinträchtigung des Gehirns und den Abbau verschiedener Denkfähigkeiten erfassen. Die Betroffenen erleiden einen Verlust der geistigen, aber auch emotionalen oder sozialen Fähigkeiten. Ihnen fällt es schwer sich Dinge zu merken, nachzudenken oder sich zu konzentrieren. Zusätzlich können Störungen in verschiedenen anderen Bereichen auftreten. So kann die Orientierung im Alltag erschwert sein. Auch die Motorik oder die Sprachfindung bzw. Artikulation kann beeinträchtigt sein. Das eigene Verhalten und die Persönlichkeit können sich im Verlauf der Demenz verändern. Dabei vergessen die erkrankten Menschen nicht nur einzelne Dinge. Ebenfalls routinierte Abläufe aus dem Alltag können auf einmal nicht mehr zuverlässig und selbstständig ausgeführt werden. So können im weit fortgeschrittenen Stadium sogar selbstverständliche Vorgänge wie Essen und Trinken für die Betroffenen bereits eine Herausforderung sein und ohne Hilfestellung nicht ausgeübt werden. 

Demenz wird in unterschiedliche Formen unterteilt. Dabei zählt Alzheimer-Demenz wohl zu den bekanntesten Varianten. Für Angehörige ist der Umgang mit Demenz erkrankten Menschen nicht sehr einfach. Hier ist sehr viel Geduld und Feingefühl gefragt. Die Betroffenen können nur noch bedingt lernen und vergessen oft innerhalb kurzer Zeit einfachste Dinge. Die Kommunikation muss ebenfalls angepasst werden. Je nach Stadium ist eine einfache klare verbale Kommunikation mit den Demenz Erkrankten notwendig. 

Was macht ein Demenz-Assistenzhund?

Die Aufgaben eines Demenz-Assistenzhundes variieren und werden individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen und deren Angehörigen abgestimmt. Da Menschen mit Demenz nicht mehr in der Lage sind selbstständig ihren Alltag zu bewältigen, wirkt ein Demenz-Assistenzhund als tägliche Hilfe für die Erkrankten und Angehörigen unterstützend. Er kann den Angehörigen bei alltäglichen Dingen helfen. So kann er beispielsweise Gegenstände aufheben und bringen oder andere einfache Dinge bei der Hausarbeit bewältigen. Kann der Demenzerkrankte noch im Haushalt mithelfen, kann er zusammen mit dem Hund kleine strukturierte Aufgaben erledigen. Auch Warnaufgaben kann der Hund übernehmen und z.B. anschlagen, wenn der Betroffenen alleine die Wohnung verlassen will.

Neben dem Übernehmen praktischer Aufgaben, nimmt jedoch allein schon die Präsenz eines Demenz-Assistenzhundes positiven Einfluss auf die betroffenen Personen. Denn Tiere sind bekannterweise Balsam für die Seele. So beschert der Hund ihnen soziale Nähe, Wärme und Aufmerksamkeit. Er versteht sie auch ohne perfekte Aussprache, wirkt beruhigend und stimulierend gleichermaßen. Regelmäßige Abläufe wie zum Beispiel den Hund füttern oder mit ihm spazieren gehen, können den Menschen helfen Routine im Alltag zu bekommen und zu erhalten. Für die Angehörigen kann ein Demenz-Assistenzhund eine große Unterstützung in der Interaktion und Kommunikation mit dem Erkrankten sein. 

Die Voraussetzung für den Job Demenz-Assistenzhund 

Um diese Arbeit ausüben zu können, muss der Hund eine spezielle Assistenzhund-Ausbildung durchlaufen. Dies geschieht entweder in Selbstausbildung zusammen mit einem spezialisierten Hundetrainer. Oder der Hund wird fremdausgebildet und dann in seine neue Familie integriert. Ein alltagstauglicher Grundgehorsam ist für die an Demenz erkrankten und ihre Angehörigen absolut notwendig. Neben den gängigen Signalen wie Sitz, Platz, Abruf, einer guten Leinenführigkeit, das Schicken auf eine Decke usw., lernt der Hund verschiedene für die Familie nützliche Dinge. Dazu kann gehören: Türen öffnen und schließen, Dinge aufheben und tragen, beim Auskleiden helfen, einen Alarmknopf betätigen usw. Dabei sollte der Hund ruhig, gelassen und souverän agieren. Schließlich hilft es nicht, wenn der Hund bei aufkommender Unsicherheit des Menschen durch Vergessen oder Orientierungslosigkeit selbst unsicher wird. Je nach Schwergrad der Erkrankung ist es für die Menschen schwierig sich zu erinnern, zu orientieren oder richtig zu sprechen. Ein Hund sollte daher ruhig und geduldig sein können. Auch plötzlich auftretende Bewegungen oder Verhaltensänderungen sollte er gelassen ertragen können. Denn nicht jede Streicheleinheit wird beispielsweise sanft und vorsichtig erfolgen. Der Hund sollte daher nicht sofort mit Drohgesten oder Schreckhaftigkeit reagieren, sondern wissen, dass eventuell etwas ruppigere Berührungen nicht bedrohlich gemeint sind. 

Worauf sollte geachtet werden?

Vor der Anschaffung eines Demenz-Assistenzhundes sollte mit allen, die davon betroffen sind geklärt werden, ob sie sich einen Hund wünschen. Denn, wie bei anderen Assistenzhunden auch, ist und bleibt ein Hund ein Hund mit hündischen Bedürfnissen denen Rechnung getragen werden sollte. Er muss täglich versorgt werden, braucht ausreichend Bewegung, Erholungsphasen und ggf. weiteres Training. Die Angehörigen sollten bereit sein, diese Verantwortung zu übernehmen und auch weiter zu tragen, wenn der Erkrankte selber sich irgendwann gar nicht mehr kümmern kann. Sind alle an Bord und hundebegeistert, kann ein Demenz-Assistenzhund das Leben und den Alltag jedoch deutlich bereichern! 


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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