Der Hundehalter geht nämlich oft mit einem „Scannerblick“ und wartet schon auf die Ablenkung, um den Hund dann zumindest früh genug zu sich zu holen. Aber Hand aufs Herz – entspannt ist etwas anderes. Was kannst du aber nun tun, wenn es dir ähnlich ergeht?
Mit ein paar hilfreichen Tipps möchten wir es dir ermöglichen, dass dein Hund gerne zu dir zurückkommt, wenn du es willst. Probiere es einfach mal aus.
Schreib dein Ziel auf! Was genau soll dein Hund eigentlich tun, wenn du ihn rufst? Wenn dir das Ziel nicht klar ist, wie soll es dann deinem Hund klar sein, was du dir von ihm wünscht, wenn du „hier“ rufst? Beantworte folgende Fragen so exakt und bildlich wie möglich. Schreibe positive Zielformulierungen!
- was soll der Hund tun, nachdem du gerufen hast?
- in welcher Position soll er bei dir sein?
- wie lange bei dir verweilen?
- wo soll er das Signal überall umsetzen? (eine Top-Antwort wäre überall, aber das impliziert auch, dass er auf dich hört, wenn er gerade mit anderen Hunden über die Wiese tobt!)
- Sobald du weißt, wie der perfekte Abruf aussehen soll, wie du ihn aufgeschriebenen hast, hänge deine Mitschrift an den Kühlschrank und konfrontiere dich selbst damit im Alltag immer wieder. Das motiviert und visualisiert.
- Überlege, wie du deinem Hund die Übung beibringen möchtest. Dabei ist es wichtig, dass du beachtest, wie Hunde lernen. Hunde verstehen den inneren Wortlaut nicht einfach so. Sie müssen erst eine Handlung dazu lernen. Es ist ihnen daher nicht klar, wenn du „Sitz“ sagst, dass sie ihren Po auf den Boden nehmen sollen. Dazu benötigt ein Hund eine Handlung. Also unterteile deine Rückrufübung darin, dass du zuerst eine sichere Handlung – also den Abruf – übst und erst, wenn das sitzt, führst du ein Signal ein. Da können ein paar Tage Training dazwischenliegen.
- Nun beginne mit dem ersten Teilschritt der Übung. Wenn dein Hund Leckerchen mag, kannst du sie zu Beginn des Trainings nutzen, um den Hund in die gewünschte Position zu locken. Später werden sie natürlich ausgeschlichen. Dein Hund sollte nun in einem Abstand von ca. 50 cm von dir entfernt stehen, das reicht schon aus. Dann gehst du selbst einen Schritt zurück und forderst ihn einladend auf, mit dir mitzukommen. Höchstwahrscheinlich folgt er neugierig auf direktem Weg. Verwende noch nicht das Signal „Hier“, nur locken. Steht er vor dir, richte deinen Körper gerade auf. Das motiviert den Hund meist, sich vor dich zu setzen. Dafür gib ihm ein Leckerchen. Wiederhole diesen ersten Schritt mit deinem Hund mehrere Male, bis er verstanden hat, dass es sich lohnt, zu dir zu kommen und sich auch vor dich zu setzen. Du wirst merken, dass die Übung von Mal zu Mal flüssiger wird.
Trainiere so in den nächsten Tagen weiter:
Variiere den Abstand zu dir, aber immer nur soweit, dass deine Übung von Erfolg gekrönt ist.
Bleibe im häuslichen/ bekannten Umfeld, welches dem Hund nicht zu viele Außenreize bietet. So bleibt er konzentriert mit dir im Training.
Du benötigst keine Hilfsmittel, wie zum Beispiele eine Leine, wenn du mit dem Hund in kleinen Abständen arbeitest. Das hat den Vorteil, dass sich der Hund nicht auf die Leine konzentriert, sondern einzig und alleine auf deine Signale. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn dein Hund später über mehrere Meter aus dem Freilauf zu dir kommen soll. Kennt er es nur mit der Kommunikation über die Leine, so wird er das Signal ohne ggf. nicht umsetzen, da Hunde kontextbezogen lernen.
Gleiche deine Trainingsschritte auch immer mit deinem Ziel ab. Passt noch alles? Was klappt an der Übung und kommt deinem Ziel nahe und was muss angepasst werden?
Habt ihr die Übung fleißig trainiert und dein Hund kommt nach dem Locken freundlich auf dich zu, kannst du das Signal einführen. Am besten kann es dein Hund verknüpfen, wenn du „Hier“ 0,5 Sek. sagst, bevor du mit dem Locken beginnst. Dann kann nichts mehr schiefgehen.
Ist das Signal eingeführt, kannst du nun das Training generalisieren:
Trainiere kleinschrittig weiter, aber mit immer stärker werdender Ablenkung und an verschiedenen Orten.
Schleiche die Leckerchen und Lockbewegungen aus, die du zu Beginn des Trainings benutzt hattest. Kennt dein Hund das Signal samt Handlung, benötigst du deine Motivationshilfen nicht mehr.
Bleib fleißig, denn der Rückruf ist eines der wichtigsten Signale für dich und deinen Hund. Klappt dieser nämlich überall und unter jeglicher Ablenkung, so kannst du deinem Hund ganz entspannt viele Freiheiten einräumen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.