Drogenspürhunde – Immer der Nase nach

Drogenspürhunde, auch Suchtmittelspürhunde oder Rauschmittelspürhunde genannt, kommen vor allem bei der Polizei und dem Zoll zum Einsatz, wenn es darum geht illegale Substanzen zu finden. Aber auch andere Sicherheitsbehörden machen sich die gute Nase von Hunden zu Nutze, um Drogenverstecke ausfindig zu machen. Vielleicht hast du auch schon einmal Drogenspürhunde am Flughafen gesehen, die Gepäckstücke abgeschnüffelt haben und dich gefragt wie die das wohl gelernt haben und ob du vielleicht sogar deinen eigenen Hund zum Spürhund ausbilden könntest?

Worauf es ankommt – Grundvoraussetzungen

Drogenspürhunde gehören zu den Diensthunden und leben i.d.R. mit ihrem Diensthundeführer zusammen. Vornehmlich werden Hunde ausgebildet, die den Diensthunderassen zugeordnet sind. In Deutschland sind das der Belgische, der Deutsche und der Holländische Schäferhund, der Rottweiler, der Airdale Terrier, der Riesenschnauzer, der Bouvier des Flandres, der Dobermann, der Boxer und der Hovawart. Inzwischen werden aber auch vermehrt andere Rassen und Mischlinge zu Drogenspürhunden ausgebildet, die sich grundsätzlich eignen, z.B. Jagdgebrauchshunde wie der Cocker-Spaniel oder der Labrador Retriever. Wichtig ist, dass der Hund über eine ausreichende Nasenleistung verfügt, Spielfreude mitbringt und gerne mit dem Menschen arbeitet. Außerdem sollte er sich in den unterschiedlichsten Situationen sicher bewegen: sowohl in einer lauten Disco, als auch im Museum oder einer riesigen Lagerhalle ist es wichtig, dass er sich auf seine Aufgabe konzentriert und zuverlässig arbeitet. Daher wird er schon im Training mit den verschiedensten Reizen bekannt gemacht. Er lernt verschiedene Untergründe kennen wie Gitter und Planen, sowie Hindernisse zu überwinden oder daran hoch zu springen, um wirklich auch überall alles abzusuchen. Wo dein Familienhund sich brav zurücknehmen soll, wird von einem Drogenspürhund im Einsatz erwartet, dass er im wahrsten Sinne des Wortes »über Tische und Bänke geht«. Auch Ablenkungen, wie andere Menschen oder Tiere soll er dabei ignorieren und auf seinen Job fokussiert bleiben. Eine ganz schön anspruchsvolle Aufgabe!

Auf den richtigen Riecher kommt es an – Geruchstraining

Damit ein Hund lernen kann, was er suchen soll, muss er mit den Gerüchen vertraut gemacht werden. Im Fall von Suchtmittelspürhunden sind das meist die Gerüche von Kokain, Heroin, Cannabis und Amphetaminen. Für das Training macht man sich die Spielfreude des Hundes zunutze. Dafür wird ein Spielzeug mit den Gerüchen der Drogen gespickt, die der Hund später suchen soll. Dies geschieht immer so, dass der Hund nie in direkten Kontakt mit den Substanzen kommt, da diese schon in geringen Mengen für Hunde stark gesundheitsgefährdend oder sogar tödlich wären!
Zunächst wird dann einfach nur mit dem Spielzeug intensiv gespielt. Da der Hund Spaß am Spiel hat, verknüpft sich dieses positive Gefühl auch mit den Gerüchen der Rauschmittel. Im Trainerjargon nennt man diese Phase »Geruchskonditionierung«. Nach und nach beginnt man dann damit, dass der Hund das Spielzeug zuerst finden muss bevor damit gespielt wird. Dazu versteckt man es, zunächst in noch einfachen Verstecken, damit der Hund das Grundprinzip des Suchens lernen kann. Später werden die Verstecke immer kniffliger und der Hund muss immer ausdauernder und genauer suchen bis er fündig wird. Irgendwann wird auch nicht mehr das Spielzeug an sich versteckt, sondern Geruchsproben der Sichtmittel. Dabei werden die Verstecke denen echter Drogenverstecke immer ähnlicher: in Koffern oder Taschen, Mauerritzen, Schuhsohlen, Autoreifen usw. Am Ende steht immer die Belohnung mit dem Spielzeug.

Gefunden – Wie sagt es der Hund?

Woher weiß der Hundeführer denn nun aber, wenn sein Hund etwas gefunden hat? Hier kommt die Anzeige ins Spiel. Die Anzeige ist ein bestimmtes Verhalten des Hundes, dass dem Menschen zeigt, dass er gerade etwas gefunden hat. Dabei wird zwischen aktiver und passiver Anzeige unterschieden. Eine aktive Anzeige ist alles, wobei der Hund aktiv etwas tut um auf den Fund aufmerksam zu machen: kratzen am Fundort, Anstupsen, Bellen, ein Bringsel, dass am Halsband ist apportieren usw. Aktive Anzeigen erregen teilweise viel Aufsehen, was in einigen Umgebungen ungünstig wäre, z.B. ein wild bellender Hund im Museum. Auch können Dinge dabei Schaden nehmen, wenn der Hund beispielsweise an einem Auto kratzt. Und auch für den Hund kann es gefährlich sein, wenn er durch Anstupsen von Drogenverstecken versucht seinen Hundeführer auf den Fund aufmerksam zu machen und dabei eventuell Rückstände aufnimmt. Daher nutzen viele Hundeführer inzwischen eine passive Anzeigeform. Bei einer passiven Anzeige verharrt der Hund in einer bestimmten Position. Meist ist dies ein Sitz oder Platz bei dem die Nase in Richtung des Drogenverstecks weist. Diese Anzeige ist für den Hundeführer eindeutig erkennbar, erregt aber bei anderen Menschen kein Aufsehen und ist auch für die Umwelt und den Hund ungefährlich. Die Anzeige wird zunächst getrennt vom Geruchstraining eingeübt und später mit dem Finden der Drogen verknüpft.

Kann jeder einfach einen Drogenspürhund ausbilden und führen?

Nein, so einfach ist das in Deutschland nicht! Die Ausbildung und das Führen eines Drogenspürhundes liegt, mit sehr wenigen Ausnahmen, in der Hand von Sicherheitsbehörden. Der Umgang mit Suchtmitteln unterliegt strengen Gesetzen, weswegen Privatpersonen sehr schnell in einen Bereich kommen würden, wo sie sich strafbar machen oder zumindest in einer starken Grauzone bewegen.
Wenn du die Arbeit und Leistung der Hunde an sich spannend findest und diese mit deinem Hund gerne mal ausprobieren möchtest, kannst du aber auch deinen Hund zu einem Spürhund machen. Dafür solltest du dich jedoch auf legale Substanzen verlegen. Wie wäre es, wenn du deinen Hund zum Beispiel auf den Geruch von Nüssen konditionierst und er lernt Nussgeruch zu suchen und anzuzeigen? Viele Hunde haben eine Menge Spaß an solch intensiver Nasenarbeit. Erkundige dich gerne in der Hundeschule deines Vertrauens. Viele Trainer bieten Kurse in dieser Richtung an, wo du und dein Hund bestimmt mal »reinschnüffelt« könnt.


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.