Wichtiges vorab
Auf Seiten des Hundes ist für den geeigneten Spielgefährten nicht die Rasse entscheidend, sondern der individuelle Charakter des Hundes: Man sollte keinen Hund wählen, der sich nicht gern unterordnet oder generell ein Problem mit Eifersucht oder Stress hat. Ideal ist dagegen ein sanftmütiger Hund, der ausgeglichen und ruhig ist und so auch verschiedenen Situationen meistert. Wichtig ist außerdem, dass er bereits den nötigen Grundgehorsam besitzt. Einen Welpen und ein Baby gleichzeitig ist ein doppelter Stressfaktor, den man vermeiden sollte. Einfacher wird es mit einem Welpen, wenn das Kind bereits mindestens drei Jahre alt ist.
Dass ein Aufwachsen mit Hund durchaus positiv ist, beweisen verschiedene Statistiken: Hunde machen Kinder glücklich, gesund und seelisch stark und bringen verschlossene, schüchterne Kinder dazu, aus sich rauszugehen.
Allgemeine Tipps
Unter diesem Unterpunkt wollen wir einige allgemeine Hinweise aufzählen, die das Leben mit Hund und Kind erleichtern. Wenn der Hund bereits vor dem Baby in der Familie ist, sollte man ihn vor dem direkten Kontakt schon mal an Babysachen schnüffeln lassen, damit er sich an den Geruch gewöhnt. Auch sollte man ihn beim ersten Treffen an dem Kind schnuppern lassen. Der nächste Schritt muss von allen Eltern selber entscheiden werden: Bei Hunden ist das gegenseitige Ablecken ein wichtiger Schritt im Bindungsaufbau und ein freundlicher Hund wird versuchen, das Baby abzulecken. Bakteriologisch gesehen ist das Maul des Hundes dabei sauberer als der Mundraum eines Menschen, er enthält sogar antibiotische Substanzen. Wenn man den Hund also das Baby (natürlich kontrolliert und in Maßen) ablecken lässt, baut sich die Bindung zwischen den beiden häufig schneller auf.
Generell ist wichtig, dass der Hund einen sicheren Rückzugsort hat: Das wird vor allem wichtig, wenn das Kind anfängt zu krabbeln und mobil zu werden. Die Bereiche, in denen der Hund frisst, ruht und schläft, sollten für das Kleinkind tabu sein. Ein solcher „Innenzwinger“ (positiv gemeint) ist entspannend für alle, denn der Hund hat seine Ruhe und die Eltern wissen, dass sowohl Hund als auch Kind sicher sind. Man kann die Anwesenheit des Kindes übrigens für den Hund zu etwas positivem machen, indem man ihm mehr Aufmerksamkeit schenkt und das ein oder andere Leckerli zukommen lässt.
Gemeinsamkeiten und Bindung
Eine solche Bindung wird vor allem durch gemeinsame Unternehmungen erzeugt. Dazu gehören geeignete Spiele (beispielsweise Apportierspiele), liebevolle Streicheleinheiten und gemeinsame Ruhezeiten. Wichtig ist: Die Begegnungen für beide möglichst erfreulich gestalten. Ältere Kinder sollten zudem bei der Ausbildung des Hundes mitarbeiten und Verantwortung übernehmen. Dazu gehört beispielsweise das Spazierengehen oder das Üben von bestimmten Trainingseinheiten. Man muss hier allerdings als Eltern immer das Kräfteverhältnis beachten. Ein Sechsjähriger kann beispielsweise einen Zwergpudel händeln, auf keinen Fall aber einen Wolfshund.
Rangordnung und Verbote
Bei diesem Punkt gibt es häufig Kontroversen, da er auch ohne Kind schon genug Stoff für Meinungsverschiedenheiten unter den Hundefreunden gibt. Generell ist beim Umgang von Kindern und Hunden die Rangfolge im „Rudel“ weniger wichtig, denn hier kommt das Problem der Stärke auf: In der Natur machen die Wölfe im Rudel die Rangordnung unter sich aus, der Rudelführer greift nicht ein. Sobald der Hund also merkt, dass das Kind die dominantere Rolle nicht erfüllen kann, wird er sich selber durchsetzen. Man selber als Elternteil will wohl kaum, dass die dreijährige Tochter sich selber die höhere Rangstellung erkämpft.
Deshalb sollte man sich nicht auf die Rangfolge versteifen, sondern auf die Aufstellung von Verboten und Regeln zurückgreifen: Solche Verbote können im Rudeln von jedem erstellt werden und sind unabhängig von der Rangfolge. Die Eltern müssen dem Hund beispielsweise zeigen, dass körperliche Konflikte ein absolutes Tabu sind und nicht geduldet werden.
Sie müssen als Vermittler zwischen Kind und Hund agieren und beide Seiten gleichermaßen erziehen und zurechtweisen. Wenn der Hund einmal weiß, dass die Eltern kompetenter Partner und Rudelführer sind, wird er sich im Vertrauen auf sie aus schwierigen Situationen zurückziehen und ihnen die Führung überlassen. Da das Kleinkind bis zu einem gewissen Alter zu jung ist, um gleichermaßen auf Verbote zu reagieren, müssen hier die Eltern einspringen. Bedrängt das Baby also den Hund und dieser zeigt sein Unwohlsein, sollte man nicht den Hund bestrafen; man sollte stattdessen konsequent und zügig, aber beiläufig das Kind wegnehmen und ihm einprägen, dass der Hund in Ruhe zu lassen ist, wenn er nicht will.
Ihr Hund lernt so, Ihnen zu vertrauen und fühlt sich nicht vom Kind bedroht. Deshalb auch nicht den Hund rausschicken oder sein Spielzeug wegnehmen, wenn er beispielsweise das Kind anknurrt: So entstehen lediglich negative Verknüpfungen mit dem Kind, die die Beziehung in Zukunft stark beeinflussen können.
Generell ist das drohende Knurren nicht zu bestrafen: Es ist vielmehr ein wertvolles Signal in der Kommunikation zwischen Hund und Kind bzw. den Eltern. Der Hund lernt (wenn man so reagiert wie eben beschrieben), dass die Eltern sofort auf das Knurren reagieren und das Kind wegnehmen bzw. das für ihn störende Verhalten unterbunden wird. So kommt es gar nicht erst zu bedrohlicheren Situationen.