Der eigene Hund ist nicht einfach nur ein Tier, sondern vielmehr ein geliebtes Familienmitglied. Kein Hundehalter mag sich den in der Zukunft liegenden Abschied von ihrem besonderen Vierbeiner auch nur im Mindesten vorstellen. Manchmal ist es dieser Gedanke, der Hundehalter dazu bewegt, über Welpen von ihrem eigenen Tier nachzudenken. Würde nur ein Welpe geboren, wäre der Wunsch für viele Hundehalter nicht so abwegig. Doch statt ein könnten auch zehn Welpen geboren werden. Dies wiederum lässt die Idee "Hunde züchten" schon wieder ganz anders aussehen.
Aus welchem Grund möchte ich Hunde züchten?
Ist es der beschriebene Gedanke, der dich über eine Zucht nachdenken lässt, ist es ein emotionaler Grund und sicher ein sehr schöner und nachvollziehbarer. Dennoch solltest du dir darüber im Klaren sein, dass ein Nachkomme deines Hundes nicht zwingend die gleichen Eigenschaften oder die Optik mitbringt, wie dein Liebling. Womöglich hast du einen sehr ruhigen, engelsgleichen Hund daheim und erhältst einen Welpen, der vielleicht ein großes Energiebündel ist. Der Welpen wird sich erst im Laufe der Zeit voll entwickeln. Ist ein Hund nur wenige Wochen alt, lässt sich allenfalls eine vage Tendenz ausmachen, wie er sich wohl entwickeln mag – zumal dies auch von sehr vielen äußeren Faktoren abhängig ist. Du solltest daher im Hinterkopf behalten, dass du deinen jetzigen Hund nicht „nachzüchten“ kannst, sondern eine eigenständige neue Persönlichkeit erhältst.
Die rechtliche Seite - Gewinnerzielungsabsicht
Treibt dich der Gedanke an, vielleicht mit einer Hobbyzucht etwas dazuverdienen zu wollen, wird dir nicht zwangsläufig eine Gewinnerzielungsabsicht unterstellt. Diese kommt erst zum Tragen, wenn laut Richtlinie drei oder mehr fortpflanzungsfähige Hündinnen zur Zucht gehören. Je nachdem, wie sich die Hobbyzucht gestaltet, kann allerdings auch bei weniger Tieren ein gewerbliches Vorhaben vermutet werden. Beachte, dass auch eine Hobbyzucht sehr kostenintensiv ist, denn die Welpen als auch die Mutterhündin müssen ordentlich und gut versorgt werden, das bedeutet weiteres Zubehör, Tierarztkosten, Medikamente, Futter usw. fallen an. Vielleicht unterhältst du dich mit anderen Hundezüchtern, sie können dir den Alltag beschreiben und auch die Arbeit, die in eine gute und gesunde Zucht gesteckt wird.
Grundsätzlich kann jede Privatperson Hunde züchten und darf es in einem gewissen Rahmen auch von rechtlicher Seite aus. Erst wenn das Geschäft den hobbymäßigen Rahmen übersteigt und Gewinnerzielung betrieben wird, muss das Ganze ordnungsgemäß angemeldet werden. Dennoch empfehlen wir dringend, sich mit dem zuständigen Veterinäramt in Verbindung zu setzen, welche möglichen Auflagen noch berücksichtigt werden sollten.
Möchtest du einmalig deine Hündin decken lassen, sollte sie und der Deckrüde zuvor einem Tierarzt vorgestellt werden. Zum Wohle deiner Hündin und ihrer Nachkommen sollten beide Elterntiere gesund und frei von vererbbaren Krankheiten sein, bevor ein Wurf geplant wird.
Worauf solltest du achten?
Möchtest du einen eigenen Wurf aufziehen, steht der verantwortungsbewusste und tierschutzkonforme Umgang mit den Lebewesen an erster Stelle. Das Durchchecken beim Tierarzt ist von großer Bedeutung, ebenso der Umgang mit den Welpen in ihren ersten Lebenswochen. Biete den Welpen viele Möglichkeiten, bestmöglich in ihr neues Leben zu starten. Die Welpen sollten sich an die belebte und unbelebte Umwelt gewöhnen können und Lust darauf haben, neugierig ihre Umwelt zu erkunden. Bemühst du dich schließlich um seriöse, neue Hundebesitzer, hast du viel getan, um ihnen einen reibungslosen Lebensstart zu ermöglichen.
Wenn du privat Hunde züchten möchtest, kann es sein, dass du mit möglicher Kritik rechnen musst. Das Thema Zucht ist sehr emotional behaftet. Die Meinungen gehen weit auseinander, zum einen aus ethischen Gründen, als auch anderen Vorstellungen.
Wir empfehlen, dich vorab intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und dich umfassend zu informieren und mit Zuchtvereinen in Kontakt zu treten. Folgende Fragen solltest du dir ganz ehrlich stellen: „Kann ich die erforderliche Zeit (auch nachts), das Geld und die Nerven wirklich aufbringen?“, „Bin ich in der Lage, die Welpen in ihren ersten Lebenswochen verantwortungsvoll zu begleiten und ihnen das zu geben, was sie brauchen?“ Das sind alles Fragen, die man lange und gut überlegen sollte, bevor man sich der Verantwortung stellt.
Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.
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