Pyrenäenberghund Steckbrief
alte Hunderasse
Rassenmerkmale und Erscheinungsbild
Wie sieht ein Pyrenäenberghund aus?
Der Pyrenäenberghund ist ein großer, kräftiger und zugleich athletischer, beweglicher Hund. Dabei wirkt er trotz dieser imposanten Erscheinung nicht plump oder massig, vielmehr ein stückweit elegant. Er hat ein mittellanges Fell, sehr dicht und geschmeidig, das leicht gewellt sein kann. Die Unterwolle ist ebenfalls sehr dicht. Zu den Farben sagt der offizielle Standard:
Weiß oder Weiß mit grauen (dachsfarbenen oder wolfsgrauen), blassgelben oder orangefarbenen (rostigen) Flecken an Kopf, Ohren und Rutenansatz, manchmal auch auf dem Körper.
Der Kopf des Patou erinnert an die Konturen eines Molossers. Dabei zeigt er eine hellwache, sehr aufmerksame Mimik. Es ist ein in sich ruhender Hund, der zunächst einmal alles, scheinbar teilnahmslos, beobachtet. Das wird durch seinen Augen, die von dunkler Bernsteinfarbe und deren Blick sanft und verträumt sein soll, noch unterstrichen.
Wie groß ist ein Pyrenäenberghund?
Der Pyrenäenberghund hat eine stattliche Widerristhöhe zwischen 70 und 80 Zentimetern bei Rüden und 65 bis 75 bei Hündinnen. Das Gewicht soll zwischen 60 und 70 Kilogramm liegen. Die Maße liegen recht genau bei denen, die der Comte de Bylandt bei seiner ersten Rassebeschreibung 1897 machte. Hier nannte er die Hunde noch schlicht "Chien des Pyréneés".
Wie alt wird ein Pyrenäenberghund?
Der Pyrenäenberghund hat bezogen auf seine Größe eine sehr hohe Lebenserwartung von 12 und teils mehr Jahren.
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Wesenszüge und Charaktereigenschaften
Welche Eigenschaften hat ein Pyrenäenberghund?
Der Pyrenäenberghund ist ein Wächter und Beschützer mit territorialen Ansprüchen. Er wirkt kuschelig und durch seine ruhige, erhabene, imposante Erscheinung fast wie ein Teddybär. Doch solltest Du dich nicht täuschen. Er hat einen starken Charakter verbunden mit einer ganz eigenen aber klaren Vorstellung, wie er sich zu benehmen hat - und die Anderen in seinem Herrschaftsbereich. Diese Vorstellung ist naturgemäß durch seine Verwendung über die Jahrhunderte geprägt, wo er als Wächter seine Herde auf Leben und Tod verteidigte - ohne Anwesenheit des Hirten und entsprechend auch selbständig Entscheidungen treffen musste. Seine charakterlichen Qualitäten ordnet der offizielle Standard wie folgt ein:
Da der Hund ausschließlich zum Schutz der Herden gegen Angriffe durch Raubtiere verwendet wurde, beruhte seine Zuchtauswahl auf seiner Eignung als Wächter, auf seinem achtunggebietenden Auftreten und auch auf seiner Beziehung zu seiner Herde. Die sich hieraus ergebenden Eigenschaften sind Kraft und Wendigkeit sowie Sanftmut und Bindung an seine Schützlinge. Dieser Schutzhund hat einen Hang zur Unabhängigkeit und Eigeninitiative, der von seinem Herrn eine gewisse Autorität erfordern.
In der Praxis einer Haltung im dichtbesiedelten Mitteleuropa bedeutet dies, dass ein Pyrenäenberghund nur durch einen erfahrenen, mental starken Menschen gehalten werden kann. Er ist zunächst einmal kein Familienhund. Er kann einer werden, wenn er eine ausgesprochen fachkundige Führung durch Herrchen und Frauchen hat und wenn die äußeren Rahmenbedingungen stimmen. Dann kann er aber ein wirklich guter Familienhund sein. Er behütet fürsorglich und liebevoll alle Mitglieder der Familie, andere Vierbeiner eingeschlossen. Nebenbei ist er ein guter Wächter und ausgesprochen verlässlicher Beschützer der Familie und des Hauses und aller die nach seiner Auffassung - was man ihm halt klar machen muss - dazu gehören. Fremden gegenüber ist er misstrauisch bis abweisend.
Herkunft & Geschichte
Wo kommt der Pyrenäenberghund ursprünglich her?
Der Pyrenäenberghund ist ein uralter Herdenschutzhund aus der Bergwelt der Pyrenäen. Dort heißt er offiziell Chien de Montagne des Pyrénées. Die Menschen der Pyrenäen nennen ihn kurz und kumpelhaft Patou. Die Pyrenäen bilden als weitläufiges, menschenleeres und schroffes, früher unzugängliches Gebirge die natürliche Grenze zwischen Frankreich und Spanien. Hier gab und gibt es Wölfe und Bären, ohne dass diese je ausgestorben oder ausgerottet worden wären. Und hier waren früher Schafe eine der wenigen Lebensgrundlagen für die Menschen. Während man in Deutschland und anderen Ländern Mitteleuropas angesichts der Wiederkehr des Wolfes lamentiert und die Schäden an Wild und Schafherden beklagt, hat man in den Pyrenäen seit Menschengedenken auf Hunde wie den Patou gesetzt. Und es gibt keine Klagen. Die Herdenschutzhunde gehören fest zu jeder Schafherde in der Bergwelt der Pyrenäen. Auf der französischen Seite heißen sie heute offiziell Chien de Montagne des Pyrénées oder Pyrenäenberghund, auf der spanischen Seite Mastin del Pirinero. Neben dem Bewachen der Herden vor Wolf, Bär und zweibeinigen Dieben, bewachte Patou auch die größeren Anwesen. Seine mächtige Gestalt, seine Entschlossenheit und Fähigkeit im Ernstfall anzugreifen, verfehlten ihre Wirkung nicht. Der Eindruck muss so nachhaltig gewesen sein, dass seine Arbeit schon in der Antike und im Mittelalter in Schriften dokumentiert wurde. Es wird berichtet, dass die Hunde die Menschen schon von weitem an ihrer Kleidung erkannt hätten. 1391 soll der Comte de Foix einen Test gemacht haben. Kam er als Vagabund verkleidet, griffen ihn die Hunde bereits von weitem ohne Zögern an. Kam er in seiner Kluft als Graf, blieb er jedoch unbehelligt. Der Patou war früher keine einheitliche Rasse. In den sehr abgelegenen Tälern kam es oft zu lokalen, genetisch isolierten Schlägen. Auf seine Arbeitsaufgabe naturwüchsig optimiert, kamen aber letztlich die gleichen Hunde mit einem sehr ähnlichen, einheitlichen Aussehen und Wesen heraus, obwohl sie genetisch seit Generationen getrennt sein konnten. Durch die extrem harten Lebensbedingungen wurden offensichtlich auch die Nachteile von Inzucht ausgeglichen. Die moderne Rassehundezucht interessierte sich schon sehr früh für diese imposanten Hunde. Schon bei der allerersten Hundeausstellung Frankreichs, im Jahre 1863, wurde eine eigene Klasse für den Chien de Montagne des Pyrénées eingerichtet. Man bemühte sich, den Patou auch außerhalb der Pyrenäen als Wach- und Schutzhund zu etablieren. 1907 wurde in Frankreich der erste Standard aufgestellt. Durch die beiden Weltkriege und die damit verbundene Zeit des Hungers kam es zu schweren Rückschlägen für die Bestände des Patous außerhalb der Bergwelt. 1955 kam es zur offiziellen Anerkennung durch die Fédération Cynologique Internationale. In Deutschland wird der Pyrenäenberghund interessanterweise durch den Klub für Ungarische Hirtenhunde betreut, der bereits artverwandte Hirtenhunderassen wie Kuvasz (Ungarn) und Bergamasker (Italien) betreut. In Deutschland fallen immerhin knapp 100 Welpen pro Jahr in der Zucht unter dem Dach des VDHs.
Beliebte Mixe
Mixe von Pyrenäenberghund mit anderen Hunderassen oder Mischlingen sind eher selten. Das ist auch gut so. Denn angesichts seiner Kraft braucht er diesen ausgeglichenen Charakter, den viele hundert Jahre der Zuchtauswahl hervorgebracht haben. Der kann durch eine Kreuzung aus dem Gleichgewicht kommen und zu ausgesprochenen Wesensschwächen führen.
Pflege, Gesundheit und Krankheiten
Gibt es beim Pyrenäenberghund rassetypische Krankheiten?
Der Pyrenäenberghund erfreut sich in der Regel einer sehr robusten Gesundheit. Spezielle Krankheiten sind nicht dokumentiert.
Welches Futter ist für einen Pyrenäenberghund am besten?
Wie bei allen Großhunden solltest Du gerade in der Phase des Heranwachsens sehr genau auf die Ernährung achten und Dich hier fachkundig beraten lassen. Der Pyrenäenberghund stellt keine besonderen Ansprüche an seine Ernährung (außer in der Phase des Wachstums, siehe oben). Wie die meisten Hunde mag er einen fleischigen Rinderknochen, woran er genüsslich nagen kann. Gerne nimmt er auch frisches Fleisch. Der Pyrenäenberghund eignet sich sehr gut zum Barfen. Aber das ist kein Muss.
Überlegungen vor der Anschaffung
Wo kann man ein Pyrenäenhund kaufen?
Die Anschaffung eines Pyrenäenberghund solltest Du nur auf Grundlage fundierter Hundeerfahrung und guter Kenntnis dieser Hunderasse und ihrer Bedürfnisse in Erwägung ziehen. Der Patou verändert Dein Leben für die kommenden 10 - 15 Jahre sehr einschneidend. Willst Du dein Leben mit ihm teilen, solltest Du dich lange vor der Anschaffung nach einem Züchter umschauen und hier Kontakte knüpfen. Der Züchter sollte dem VDH angeschlossen sein. Er sollte seinen Wurf per Foto gut dokumentiert haben. Du solltest Dir den Wurf zusammen mit der Mutterhündin, nach Absprache, vor Ort anschauen können. Bitte kaufe keinen Pyrenäenberghund übers Internet, da dort das Risiko sehr groß ist, dass der Welpe von einem - in aller Regel gut getarntem - Hundehändler oder Vermehrer kommt. Eine solche Herkunft ist nicht nur tierschutzrelevant, kann zudem bei einem solch kräftigen Hund fatale Folgen haben.
Erziehung und Haltung
Passt ein Pyrenäenberghund zur mir?
Der Pyrenäenberghund ist in seiner Haltung äußerst anspruchslos - sieht man von den bereits genannten Einschränkungen durch sein Wesen als Herdenschutzhund einmal ab. Er ist in seiner Ernährung anspruchslos wie auch in seiner Unterbringung. Er kann problemlos, ja er will das ganze Jahr über draußen verbringen - einen geeigneten Unterschlag vorausgesetzt und "geeignet" meint weder Zwinger noch gar Kette. Er muss sich in seinem Revier bewegen können. Dieser große, selbstbewusste Hund ist durchaus feinfühlig und legt großen Wert auf eine enge emotionale Bindung an seine menschliche Familie. Kasernenhofstil ist exakt das Gegenteil vom dem, was er in seiner Führung braucht. Er braucht das vertrauensvolle Verhältnis zu Herrchen und Frauchen. Er ist auch keiner, der für irgendwelche Spielchen auf Kommando Lust hat. Dieser Hund ruht in sich selbst. Das bringt in einem so strikt und eng regulierten Land wie dem heutigen Deutschland, das zudem gegenüber Hunden sehr restriktiv ist, durchaus Probleme für die Haltung mit sich. Auf der anderen Seite macht es ein gutes Stück des besonderen Charmes dieser Hunde. Durch die moderne Rassehundezucht ist der Patou besser auf ein Leben unter solchen Bedingungen vorbereitet als manch andere Herdenschutzhundrasse etwa Kangal oder Owtscharka. Wenn man also ein großes, gut eingefriedetes Grundstück auf dem Land hat, wenn man Freude, Spaß, Erfahrung und die Möglichkeit hat, sich auf diese Hunde einzulassen, so kann eine besonders beeindruckende, wunderschöne Facette der Partnerschaft Mensch - Hund erleben. Die Erziehung eines Pyrenäenberghundes gehört in die Hand eines Herrchens oder Frauchens mit fundierter Hundeerfahrung und -kenntnis. Es wäre unverantwortlich, einen solchen Hund als Anfänger halten zu wollen.
Interessantes, Wissenswertes & Extras
Der Pyrenäenberghund ist ein Herdenschutzhund. Das macht seine besondere Ausstrahlung, stellt aber auch besondere Ansprüche an seine Haltung.