Um mit dem Hund zu reisen oder schlichtweg von einem Punkt zum anderen zu gelangen, bietet das Zugfahren eine ideale Möglichkeit. Einfach einsteigen und los ist zwar sehr verlockend, doch ein entspannter Vierbeiner ist hier das A und O. Eine gute Vorbereitung auf eine lange Zugfahrt mit Hund ist also die halbe Miete. Wir möchten dir gerne einige Tipps und Tricks verraten, wie Du eine gelassene Zugfahrt mit der eigenen Fellnase gestalten kannst.
Vorbereitung für die lange Zugfahrt mit Hund
Zugfahren ist nicht immer ein alltäglicher Ablauf. Steht eine lange Zugfahrt mit Hund vor der Tür oder verändert sich das tägliche Transportmittel auf einmal, sind ein paar Dinge vorab zu klären und zu üben. Die folgenden Fragen bieten eine guteOrientierung, um eine entspannte lange Zugfahrt zu genießen:
Was für einen Hund habe ich? Welpe, adulter Hund oder Senior? Was bedeutet das für das Training oder das Handling?
Kennt mein Hund bereits das Zugfahren?
Wenn nicht, wie baue ich das Training auf?
Welche Kosten kommen für die Fahrt auf mich zu?
Was muss ich bei der Fahrt selbst beachten?
Was benötige ich für die Fahrt für meinen Hund?
Wie bei vielen Sachen im aufregenden Hundeleben, sollte auch das Zugfahren geübt sein. Schließlich ist für den Vierbeiner das wackelnde und ruckelnde Etwas mit den vielen Menschen, der Hektik, den vielen Geräuschen und ohne Ausblick eine große Herausforderung. Wohnt ein Welpe bei dir im Haus, können bereits dort die ersten kleinen Schritte in den Alltag integriert und geübt werden. Vorsicht ist allerdings bei Senioren und gehandicapten Hunden geboten. Hat der Hund bereits Schwierigkeiten im Bewegungsapparat oder andere gesundheitliche Einschränkungen oder Schmerzen, sollte ein bisschen mehr Geduld und Zeit eingeplant werden. Das beutet konkret: früh genug am Bahnsteig sein, die Rush Hour nicht unbedingt nutzen, sondern vielleicht etwas eher fahren. Gehandicapte Hunde brauchen Zeit zum Ein- bzw. Aussteigen, einen sicheren Halt während der Fahrt und kein Gedränge auf dem Bahnsteig.
Gemeinsam sind wir stark
Kennt dein Hund Zugfahren noch nicht, starte am besten in kleinen Schritten. Du kannst beispielsweise das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, wie Bus oder Straßenbahn bzw. S-Bahn, als erste Trainingsziele anvisieren. Dabei sind zunächst Ausflüge zu den Bahnhöfen sinnvoll, aber vorerst ohne irgendwo einzusteigen. Suche dir ruhige Zeiten und kleine Bahnhöfe bzw. Stationen aus für euer Vorhaben. Die Rush Hour zu nutzen, wäre für deine Fellnase zu Beginn viel zu viel Stress. Schließlich muss dein Hund sich erst an den Trubel an einem Bahnhof gewöhnen. Erst wenn das gut funktioniert und dein Hund ruhig und entspannt ist, könnt ihr den nächsten Schritt wagen und eine kurze Strecke mitfahren.
Über Kosten und Pflichten bei der Zugfahrt
Nicht nur bei den öffentlichen Verkehrsmitteln sind Hunde erlaubt, sondern auch bei der Deutschen Bahn. Je nach dem, wohin eure gemeinsame Reise geht, kann es auch alternative Anbieter geben. Informiere dich daher früh genug über die Regelungen bei den Mitbewerbern oder über die Bedingungen im Ausland. Hast du einen kleinen Hund, darf dieser kostenlos in einer Transportbox mitgenommen werden. Die Deutsche Bahn legt dabei die Größe eines kleinen Hundes in etwa fest. Heißt, der Hund sollte nicht größer sein als eine Hauskatze. Der Nachteil ist, dass die Transportbox nicht auf den Sitz neben dir abgestellt werden darf. Diese muss entweder auf der Ablage oder unter deinem Sitz positioniert werden. Ein direkter Kontakt zu deinem Vierbeiner ist also nicht möglich. Umso wichtiger ist hier ein konsequentes Training, damit dein Hund diese Zeit ruhig und entspannt meistern kann. Große Hunde hingegen dürfen nicht kostenlos fahren. Für den großen Vierbeiner muss ein Ticket gekauft werden. Es gibt kein spezielles „Hundeticket“ oder dergleichen. Hier gilt der Preis eines Kindertickets. Im Fernverkehr können die Preise variieren. Informiere dich daher genau über die Kosten, wenn eine längere Reise ansteht. Wie genau der Kauf des Tickets abgewickelt wird, solltest du ebenso früh genug in Erfahrung bringen. Es gibt diverse Möglichkeiten mit verschiedenen Internetadressen und Abläufen der Deutschen Bahn. Wichtig im Zug ist die Position deines Hundes. Er darf nur neben dir, unter deinem Sitz oder direkt vor dir sitzen oder liegen. Dein Hund sollte zumindest diese Grundsignale problemlos beherrschen. Das reduziert Stress und erleichtert euch beiden die Fahrt. Zusätzlich muss deine Fellnase angeleint sein und einen Maulkorb tragen. Nutze am besten eine normale oder recht kurze Leine während der Fahrt. So brauchst du dir um das Handling der restlichen Leinenlänge keine Gedanken machen. Du kannst nirgendwo hängen bleiben oder ein Mitreisender sich darin verfangen.
Weitere hilfreiche Tipps:
Dein Hund sollte sich vor der Fahrt lösen können. Gehe vor der Reise am besten mit ihm spazieren.
Ein unausgelasteter Hund kann ein reines Energiebündel sein. Für eine lange Zugfahrt ist dies keine ideale Voraussetzung, schließlich muss dein Hund während der Reise ruhig verharren. Baue in deinen Spaziergang daher Bewegung und Beschäftigung ein.
Nicht nur vor der Reise, auch hinterher bietet sich eine kleine Runde an. Je nach Reiseziel und -grund kannst du selbstverständlich auch einen ausgiebigen Spaziergang mit deinem Vierbeiner unternehmen.
Versuche bei der Fahrt selbst ruhig und entspannt zu sein, denn deine Stimmung kann sich auf deinen Hund übertragen. Er merkt, wenn du nervös und angespannt bist. Atme also tief durch und freue dich auf die gemeinsame Reise mit deiner Fellnase. Falls deinem Hund ein Missgeschick passieren sollte, wische es einfach kommentarlos weg und weiter geht es.
Damit dein Hund im Zug nicht den Drang verspürt, sich lösen oder gar übergeben zu müssen, ist es ratsam, ihn nicht unmittelbar vor der Reise zu füttern. Seine letzte Mahlzeit sollte er einige Stunden zuvor erhalten.
Für die Reise selbst solltest du auf jeden Fall an Trinkwasser und an einen Wassernapf denken.
Wichtig: Biete deinem Hund zu jeder Zeit Sicherheit, Struktur und Halt – sowohl auf dem Weg zum Bahnsteig, direkt am Bahnsteig und im Zug selbst. Die meisten Bahnsteige sind höher gelegt, sodass du sie nur über eine Treppe erreichen kannst. Nutze das, was er kennt, also Treppe oder Aufzug. Ist beides unbekannt, so trainiere mit ihm im Vorfeld. Schütze deinen Hund auf dem Bahnsteig und im Zug davor, bedrängt zu werden. Stelle dich je nach Situation schützend vor ihn und behalte ihn zwischen deinen Beinen in sicherer Position. Wenn sich Mitreisende, egal ob jung oder alt, sich deinem Hund nähern wollen, erkläre ihnen freundlich, dass dein Hund Abstand und Ruhe benötigt.
Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.
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