Pubertät beim Hund

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Pubertät beim Hund

Die Pubertät beim Hund ist eine aufregende, aber auch herausfordernde Zeit – sowohl für deinen Vierbeiner als auch für dich. Dein Hund, der bisher so brav war, verwandelt sich plötzlich in einen frechen kleinen „Flegel“. Doch keine Sorge, diese Phase gehört zum Erwachsenwerden dazu und ist sogar sehr wichtig. In diesem Artikel erfährst du, was in der Pubertät deines Hundes passiert, wie du am besten damit umgehst und welche Tipps dir helfen können, diese gemeinsame Zeit gut zu überstehen.

Was verursacht die Pubertät beim Hund?

Die Pubertät ist eine natürliche Entwicklungsphase, in der sich der Körper und das Verhalten deines Hundes verändern. Ursache ist die Hormonumstellung, die das Gehirn und den Körper auf das Erwachsensein vorbereitet. Während dieser Zeit werden Geschlechtshormone wie Testosteron und Östrogen vermehrt produziert, was zu typischen „pubertären“ Verhaltensweisen führt.

Dein Hund entdeckt seine Unabhängigkeit, testet sich selbst und seine eigenen Grenzen aus und sucht nach seiner Rolle in der Gemeinschaft. Das Ziel der Pubertät ist es, dass der Hund reifen kann und in der Lage ist, selbst verantwortungsbewusst seinen Genpool weiterzugeben – dazu bedarf es einige Umbauarbeiten im Gehirn des Hundes.

Wann beginnt die Pubertät beim Hund?

Der Beginn der Pubertät hängt von der Rasse, der individuellen Persönlichkeit und der Größe des Hundes ab. In der Regel startet die Pubertät bei kleinen Hunderassen früher als bei großen. Kleine Hunde können bereits im Alter von 5 bis 6 Monaten in die Pubertät kommen, während große Rassen oft erst mit 9 bis 12 Monaten diese Phase erreichen.

Die Pubertät kann außerdem je nach Hund unterschiedlich lang andauern.

Was passiert während der Pubertät beim Hund?

In der Pubertät durchläuft dein Hund nicht nur körperliche, sondern auch mentale Veränderungen. Der Hormonspiegel schwankt stark, was zu Stimmungsschwankungen, Unsicherheiten und verändertem Verhalten führt. Dein Hund beginnt, seine Umgebung intensiver wahrzunehmen, reagiert plötzlich anders auf bereits bekannte Reize und zeigt möglicherweise ein Verhalten, das dir bis dahin fremd war.

Vielleicht setzt er auch deine Signale nicht mehr so gut um und schaut, welche Konsequenz das für ihn hat. Das ist die Zeit, in der viele Hunde auf einmal Signale ignorieren, die sie eigentlich gut beherrschen, oder neue, oft weniger erwünschte Verhaltensweisen oder gar Verhaltensprobleme an den Tag legen.

Was sind die Anzeichen/Symptome der Pubertät?

Es gibt mehrere Anzeichen, die darauf hindeuten, dass dein Hund in die Pubertät kommt:

  • Auf Durchzug stellen
    Signale, die dein Hund zuvor problemlos befolgt hat, werden plötzlich ignoriert.
  • Grenzen testen
    Dein Hund versucht zu hinterfragen, was passiert, wenn er Signale nicht umsetzt. Daran lernt er, wie er sich zukünftig verhalten kann oder nicht.
  • Stimmungsschwankungen
    Dein Hund kann von einer Sekunde zur anderen seine Laune ändern.
  • Stärkere Unsicherheit
    Die Pubertät ist auch anstrengend für deinen Hund. Unterschätze das nicht. Somit kann es gut sein, dass dein Hund viele kleine Pausen einbaut, bevor er dann wieder loslegt.
  • Verstärktes Interesse am anderen Geschlecht
    Besonders bei unkastrierten Hunden zeigt sich in dieser Phase ein starkes Interesse an Hündinnen oder Rüden.
  • Veränderter Appetit
    Dein Hund frisst möglicherweise weniger oder mehr als sonst.
  • Plötzliche Ängstlichkeit
    Auch bisher furchtlose Hunde können plötzlich Unsicherheiten zeigen.
  • Markieren
    Besonders bei Rüden kann das Markieren, auch in Wohnungen, plötzlich ein Problem werden.

Wie verhält sich der Hund während der Pubertät?

Während der Pubertät verhält sich dein Hund oft widersprüchlich. Einerseits sucht er deine Nähe, andererseits testet er ständig seine eigenen Grenzen. Er könnte sich distanzierter zeigen, sein eigenes Ding machen und auf einmal Dinge in Frage stellen, die vorher selbstverständlich waren.

Egal was passiert, bleib gelassen! Die Pubertät ist biologisch sehr wichtig und wertvoll. Sie bringt deinen Hund dazu, dass er sich weiterentwickeln kann und zu einem gesunden, erwachsenen Hund ausreifen kann. Die Pubertät dauert einige Monate an, wenn die Umbauarbeiten im Gehirn abgeschlossen sind, wird es für den Hund (und Halter) wieder entspannter.

Was muss man während der Pubertät beachten?

Während der Pubertät ist es besonders wichtig, Ruhe und Geduld zu bewahren oder auch kurz: Augen zu und durch. Auch wenn dein Hund plötzlich schwierig wird, solltest du liebevoll konsequent bleiben und eure Regeln des Zusammenlebens nicht lockern.

Positive Verstärkung und klare Kommunikation sind jetzt besonders wichtig. Versuche, die Übungen abwechslungsreich zu gestalten, um Langeweile zu vermeiden, und sorge für genügend körperliche und geistige Auslastung. Festige bereits Gelerntes und bleib gelassen. Du wirst merken, der große Aufschwung kommt nach der Pubertät wieder.

Vorbereitungen auf die Pubertät

Um die Pubertät locker zu überstehen, kannst du dich ein wenig vorbereiten:

  • Signale festigen: Stelle sicher, dass die Signale wie „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ sicher sitzen.
  • Routinen beibehalten: Ein fester Tagesablauf hilft deinem Hund, sich in dieser chaotischen Zeit zu orientieren.
  • Sozialisation fördern: Dein Hund sollte weiterhin Kontakt zu anderen Hunden haben, um sein Sozialverhalten zu stabilisieren.

Tipps für den Alltag

Hier einige praktische Tipps, die dir und deinem Hund durch die Pubertät helfen:

  1. Bleibe geduldig und ruhig
    Dein Hund spürt, wenn du frustriert bist. Ruhe und Gelassenheit helfen euch beiden.
  2. Belohne positives Verhalten
    Positive Verstärkung ist jetzt wichtiger denn je.
  3. Vermeide Überforderung
    Kurze, aber regelmäßige Trainingseinheiten sind effektiver als lange Übungseinheiten.
  4. Sorge für Auslastung
    Körperliche Bewegung und geistige Beschäftigung sind essenziell.
  5. Suche Unterstützung
    Ein Hundetrainer kann helfen, wenn du das Gefühl hast, die Kontrolle zu verlieren.
  6. Ignoriere schlechtes Verhalten
    Manchmal hilft es, schlechtes Verhalten einfach zu ignorieren, statt es durch Aufmerksamkeit zu belohnen.
  7. Geduld bewahren
    Denke daran, dass die Pubertät eine Phase ist – sie geht vorbei.

Pubertät beim Hund: Die turbulente Phase verstehen und leicht meistern

Die Pubertät beim Hund ist eine herausfordernde, aber auch sehr lehrreiche Zeit. Mit Geduld, Konsequenz und einer Portion Humor wirst du diese Phase gut überstehen. Wichtig ist, dass du die Pubertät deines Hundes als eine normale Entwicklungsphase verstehst und ihn weiterhin liebevoll unterstützt. Dein Hund wird nach dieser Zeit nicht nur erwachsener, sondern auch ein verlässlicher Begleiter für den Rest seines Lebens sein.

Bitte beachte: Dieser Artikel ersetzt keine tierärztliche Beratung. Wenn du dir unsicher bist oder das Verhalten deines Hundes extreme Formen annimmt, solltest du einen Tierarzt oder Hundetrainer konsultieren.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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