Vitiligo bei Katzen

Kennst du das kanadische Model Winnie Harlow? Ihr wohl bekanntestes Markenzeichen sind die scharf abgegrenzten weißen Flecken ihrer ansonsten dunklen Haut. Auch Michael Jackson gab immer wieder an, an der als „Weißfleckenkrankheit“ bekannten Hautveränderung zu leiden. Vitiligo kann sowohl beim Mensch, als auch bei Tieren auftreten. Doch was steckt dahinter und wie erkennst du Vitiligo bei Katzen?

Vitiligo kann Menschen wie Tiere betreffen

„Vitiligo“, so der Fachbegriff der seltenen und noch weitgehend unerforschten Erkrankung kommt sowohl beim Menschen als auch Tieren vor und ist in erster Linie ein optisches Phänomen. Hintergrund ist eine Veränderung in der Produktion von Farbpigmenten der Haut und Haare (bzw. Fell), dem Melanin, welches von den sogenannten Melanozyten gebildet wird. Beim Menschen können wir die Funktion des Melanins im Sommer deutlich erkennen. Unter Sonneneinstrahlung steigt die Aktivität der farbgebenden Zellen, es wird mehr Melanin gebildet. Die Haut bräunt sich und baut damit einen gewissen natürlichen Schutz gegen schädliche UV-Strahlen auf. Bei der Weißfleckenkrankheit werden diese farbgebenden Pigmente an den betroffenen Hautarealen nicht mehr (ausreichend) gebildet. Das Ausmaß kann von einzelnen kleinen Flecken bis hin zum „Ausbleichen“ des gesamten Körpers reichen.

Woher kommt Vitiligo bei Katzen?

Die Ursachen dieser Autoimmunkrankheit sind noch nicht eindeutig erforscht. Fest steht, dass der der Körper sozusagen „gegen sich selbst arbeitet“ und dabei die Melanozyten zerstört. Beim Menschen vermutet man eine genetische Veranlagung, da die Krankheit gehäuft innerhalb einer Familie auftreten kann. Zusätzlich scheinen Stress, starke Sonneneinstrahlung und weitere hautschädigende Faktoren Einfluss auf die Erkrankung zu haben. Ein Zusammenhang mit weiteren Autoimmunerkrankungen (bspw. der Schilddrüse) wird – zumindest beim Menschen – vermutet. Inwiefern hier auch Tiere betroffen sind, ist unklar bzw. unerforscht. Deutlich unter einem Prozent der Tiere wie bspw. Rinder, Hunde und eben auch Katzen sind überhaupt von Vitiligo betroffen und hier überwiegend dunkle Felltypen beider Geschlechter. Die Erkrankung kann in jeder Lebensphase auftreten. Erste Symptome zeigen sich jedoch meist schon während des Heranwachsens.

Welche Auswirkungen hat Vitiligo bei Katzen?

Eindeutig als Risiko für Betroffene einzustufen ist ein erhöhtes Hautkrebsrisiko, welches durch entsprechende Schutzmaßnahmen wie Sonnenschutzcremes minimiert werden kann und sollte. Beim Menschen gibt es zudem verschiedene Therapieansätze, welche die Pigmentierung der Haut fördern und damit das Ausmaß der Krankheit minimieren bzw. dessen Ausbreitung verhindern soll. Da Stress als ein Faktor für weitere Krankheitsschübe gilt, ist ein Ziel die Steigerung der Resilienz der Patienten sowie einer allgemeinen Stressreduzierung. Bei Katzen ist aktuell zwar keine Behandlung bekannt, jedoch ist ein artgerechtes und stressarmes Leben in vielerlei Hinsicht erstrebenswert (nicht nur) für betroffene Katzen. Insgesamt haben Vitiligo-Katzen jedoch allein durch die Pigmentstörung keine bekannten Einschränkungen in ihrer Lebenserwartung oder -qualität.

Kleine Internetschönheit: Vitiligo-Katze Elli

Unter den Katzen besonders bekannt ist Elli, eine ursprünglich schwarz-weiße Tuxedo Katze aus dem Süden Deutschlands, die mit über 100.000 Followern mittlerweile eine Social Media-Berühmtheit ist. Was als einzelne weiße Flecken ihres schwarzen Fells begann, können wir nun über die Jahre als mehr und mehr weiße Katze bewundern. Ellis Halter:innen dokumentieren das Leben der süßen Katzendame und damit auch ihre optische Veränderung durch regelmäßige Beiträge. Von einer hübschen schwarz-weißen Katze ist sie mittlerweile zu einer fast weißen Schönheit mit wenigen schwarzen Akzenten geworden. Von „einfach schön“ zu „außergewöhnlich schön“ könnte man sagen – in jedem Fall ansonsten eine ganz normale Katze.

Ist deine Katze auch betroffen?

Wie du siehst, gibt es keinen Grund zur Sorge, wenn aus deiner schwarzen Katze nach und nach ein Schneeflöckchen auf vier Pfoten wird. Im Gegenteil: du darfst dein zuhause offenbar mit einer wahren Seltenheit unter den Samtpfoten teilen. Ist die Erkrankung noch im frühen Stadium nutze jetzt die Zeit, häufig betroffene und nur dünn befellte Hautpartien (insbesondere Ohren und Nasenspiegel) zu schützen und gewöhne deine Katze nach und nach an den Einsatz von (parfümfreien) Sonnencremes. Ideal sind Produkte für Kinder, ohne Farb- und Zusatzstoffe). Je früher du damit beginnst, desto mehr Zeit bleibt dir fürs entspannte Üben.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.