Homeoffice mit Katze

Wer kann, arbeitet dieser Tage dank Corona von Zuhause aus im Homeoffice. Das entspricht nicht unserer gewohnten Routine und zwingt uns, unseren Alltag neu zu strukturieren. Genau so wie für uns, ist es auch für unsere Katzen eine Umstellung. Sie haben daran gewöhnt einige Stunden am Tag ohne uns aus zu kommen und „müssen“ nun ihren Alltag wieder mit uns teilen. Mit ein paar einfachen Tricks wird das Homeoffice mit Katze für beide Parteien viel einfacher.

Gewohnte Routine

Nachdem unser Wecker morgens geklingelt hat, folgen die meisten von uns einem nahezu immer gleichen Ablauf. Vielleicht trinkst du morgens einen Kaffee oder Tee, duschst und machst dich schließlich bereit für den Weg zu deiner Arbeitsstelle. Wir arbeiten überwiegend außerhalb unseres Zuhauses. Deine Katze hat gelernt, in welchem Ablauf du morgens was erledigst und ab welchem Zeitpunkt sie für längere Zeit allein ist, weil du zur Arbeit aufgebrochen bist. Sie wiederum hat für die Zeit deiner Abwesenheit ebenfalls eine Routine entwickelt, in der sie vielleicht einen kleinen Happen aus ihrem Napf knuspert, die eine oder andere Runde im Revier dreht – ob innerhalb der Wohnung oder als Freigänger draußen – und schließlich einen Großteil verschläft. Lebt deine Katze ausschließlich in der Wohnung, passiert in deiner Abwesenheit meist sehr wenig. Corona bringt alles durcheinander und eine neue Routine ist gefragt.

24-Stunde-Bediensteter oder Störenfried?

Anders wird es, wenn du plötzlich ins Homeoffice wechselst und fortan von morgens bis abends Zuhause bist. Möglicherweise braucht deine Katze ein paar Tage, bis sie merkt, dass du quasi immer in ihrer Nähe bist und reagiert dann je nach Charakter auf zwei unterschiedliche Arten.

Die menschenbezogene Katze

Sie freut sich ein Loch ins Bäuchlein und fordert möglichst viel Aufmerksamkeit. Sie springt auf deinen Schreibtisch oder auch direkt auf die Tastatur, schubbert vehement deine Hand während du verzweifelt zu tippen versuchst und untermalt deine wichtige Telefonkonferenz mit einem beherzten Maunzgesang. Endlich hat sie dich als ihren Menschen stets zur Verfügung – und alles, was du nahezu automatisch daraufhin tust, scheint deine Katze umso mehr zu motivieren deinen Arbeitsalltag möglichst oft und nachhaltig zu unterbrechen. Hast du eine solche Katze? Dann solltest du den Artikel auf jeden Fall weiterlesen, denn darin warten einige hilfreiche Tipps, wie du wieder produktiv werden kannst.

Die autarke Katze

Ist deine Katze eher deine Mitbewohnerin, könnte eine andere Reaktion auf dich warten – Ignoranz mit einer Prise Genervtheit. Dieser Minitiger macht weiterhin sein Ding und möchte dabei von dir möglichst wenig gestört werden. Im Gegenteil: mischst du dich allzu sehr in ihren Rhythmus, reagiert sie pikiert. Solltest du mit diesem Katzenschlag zusammenwohnen, darfst du dich zurücklehnen. Diese Katze wird dich aller Wahrscheinlichkeit nach ungestört arbeiten lassen. Bitte verhalte dich leise und unauffällig, um ihre Hoheit nicht zu stören!

Einhalten von Routinen

Wer im Homeoffice arbeitet, läuft Gefahr, tägliche Routinen schleifen zu lassen. Sei es der Jogging- statt dem Hosenanzug, weil die Pluderhose so viel bequemer ist als der feine Zwirn. Oder schlicht die Tatsache tagelang in den vier Wänden zu sitzen und nur zum Briefkasten vor die Tür zu gehen. Unsere Katzen wiederum sind opportunistische Gewohnheitstiere. Sie lieben Routinen und sind Meister darin, sie für ihre Belange zu optimieren. Das Erste, was du während deiner Zeit im Homeoffice beachten solltest, sind daher deine täglichen Routinen.

Arbeitest du längerfristig zuhause, kannst du natürlich deinen Alltag entsprechend strukturieren. Ein Powernap in der Mittagspause mit deiner Katze im Arm, ein geselliges Spiel mit ihr bei der ersten Tasse Kaffee oder was immer du ihr regelmäßig anbieten kannst, bereichert euer Leben gleichermaßen. Arbeitest du allerdings nur für eine begrenzte Zeit daheim, behalte möglichst viele deiner bisherigen Routinen bei – und begrenze die zusätzliche Interaktion mit deiner Katze etwas, damit sie sich später nicht allzu schwer tut, wieder auf sich gestellt zu sein.

Homeoffice mit Katze – Arbeiten unmöglich?

Der nächste Schritt ist die sinnvolle Integration deiner Katze in deinen Arbeitsalltag. Sie steuert zielsicher auf deine Tastatur oder Unterlagen zu und lässt dich keine Sekunde konzentriert arbeiten? Komm ihr zuvor und platziere ein Kuschelbett, einen Karton oder etwas anderes, in dem sie gern ruht, unmittelbar neben dir auf dem Schreibtisch. Der Alternativplatz sollte attraktiv und in deiner Reichweite sein, damit eine Hand immer mal wieder das Köpfchen streicheln kann. Ein von dir getragenes Shirt in ihrem neuen Kuschelplatz macht ihn noch ein wenig attraktiver.
Hast du eine sehr aktive Katze, plane vor deiner Arbeit eine ausgiebige Spieleinheit ein – und behalte sie am besten auch nach deiner Homeoffice-Zeit bei, denn damit bereicherst du den Alltag deiner Katze mit einer tollen Interaktion mit dir.

An die Arbeit – Tipps und Tricks

Ist deine Katze rechtschaffen müde, ist es Zeit für dich, an die Arbeit zu gehen. Rüste dich hierzu mit einer kleinen Portion der Lieblingsleckerchen deiner Katze aus. Springt die Samtpfote nun auf den Schreibtisch, begrüße sie freundlich und schenke ihr einen kurzen Moment deine Aufmerksamkeit. Dann lenke sie freundlich auf den neuen Kuschelplatz und belohne sie unmittelbar, wenn sie diesen neugierig inspiziert. Hat der Minitiger das Leckerchen geknuspert, lass direkt noch eins folgen, so lange das Tier noch auf seinem Platz ist. Streichle der Katze ein wenig das Köpfchen und beende zunächst deine Aufmerksamkeit. Bleibt deine Katze im Kuschelplatz und schaut dich erwartungsvoll an? Super! Das gibt noch eine Belohnung! Kringelt sie sich schließlich ein, hast du schon gewonnen. Geh künftig immer so vor, wenn du dich an deinen Arbeitsplatz begibst und deine Arbeit beginnen möchtest.

Mit liebevoller Konsequenz zum Ziel

Zugegeben, so schnell geht es meist nicht. Wahrscheinlicher ist, dass deine Katze unmittelbar nach der ersten Belohnung aufgeregt zu dir kommt und Nachschub einfordert. Lade sie ruhig und konzentriert wieder auf ihren Kuschelplatz ein und belohne sie, sobald sie diesen betreten hat. Wiederhole das einige Male, damit sie den Zusammenhang zwischen dem neuen Platz und einer Belohnung erkannt hat.
Im nächsten Schritt heißt es dann: hart bleiben! Stellt sich deine Katze frech vor dich, konzentriere dich voll und ganz auf den Monitor oder deine Unterlagen. Der feline Störenfried existiert in einem Paralleluniversum, auf das du keinen Einfluss nimmst. Je nach Temperament wird dein Minitiger nachdrücklicher werden. Bleibst du jedoch stark (und ruhig!), wird die Katze schließlich abdrehen und sich entweder ganz aus dem Raum entfernen oder ihren neuen Kuschelplatz aufsuchen. Hat sie sich für Letzteres entschieden – BINGO! – gibt es wieder eine kleine Belohnung. Das kann übrigens auch dein kurzes Streicheln ihres Köpfchens sein.

Sicherlich erfordert diese Konditionierung ein wenig Geduld, vor allem aber deine liebevolle Konsequenz. Du wirst sehen, dass ihr beiden euch schnell an den neuen Ablauf gewöhnt und das Homeoffice mit Katze keine Anstrengung mehr ist, sondern dein Minitiger eine entspannende Begleitung deines Arbeitstags wird – neben statt dir statt auf der Tastatur.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.