Katze pinkelt in die Wohnung

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Katze pinkelt in Wohnung

Das Problem gehört zu den häufigsten Konsultationsgründe in der Verhaltensberatung und leider auch für die Abgabe im Tierheim: die Katze pinkelt in die Wohnung. Stimmt etwas im Leben der Tiere nicht, zeigen sie es nicht selten durch Problemverhalten wie Unsauberkeit und Harnmarkieren. Entsprechend gründlich sollte man bei der Ursachenforschung und den angebotenen Lösungswegen vorgehen.

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Warum pinkelt meine Katze in die Wohnung?

Es gibt zahlreiche Gründe, warum deine Katze in die Wohnung pinkelt oder an verschiedenen Stellen im Haus markiert, anstatt ihr Geschäft ins Katzenklo zu machen.

Die häufigsten Ursachen sind:

  • Unzureichendes Toilettenmanagement
    Von zu kleinen, geschlossenen oder nicht gut erreichbaren Katzentoiletten, einem ungünstigen Standort, grober oder (nur für unsere Nase gut) „duftende“ Streu bis hin zu einer falschen Reinigung sind schon hier viele Punkte vertreten, die wir falsch machen und bei der Katze zum Wildpinkeln in der Wohnung führen können.
  • Krankheiten
    Gesundheitliche Probleme führen häufig zur Verweigerung der Katzentoilette oder Urinmarkieren.
  • Stress und Langeweile
    Sowohl Stress, als auch Unter- und Überforderung können dazu führen, dass die Katze über Urinmarkieren „Dampf ablässt“ und sich Erleichterung verschafft
  • Konflikte
    jeder Art zeigen sich oft in Unsauberkeit und/ oder Harnmarkieren

Was ist der Unterschied zwischen Pinkeln und Markieren?

Um das Problem lösungsorientiert angehen zu können, solltest du zunächst unterscheiden, ob deine Katze markiert oder pinkelt. Du erkennst es an der Art wie deine Katze Urin ablässt:

Wildpinkeln

Das Pinkeln wird als Unsauberkeit („Wildpinkeln“) bezeichnet. Dabei entleert die Katze ihre Blase an einem, für dich inakzeptablen Ort. Sie sucht sich einen, für sie geeigneten Ort, schnuppert und scharrt vor und nach dem Urinabsatz und entleert in - überwiegend - gehockter Körperhaltung bei waagrecht platziertem Schwanz die Blase.

Schmerzen

Kämpft deine Katze gegen Urinkristalle oder hat Schmerzen z.B. im Rücken, kann es sein, dass sie teilweise oder vollständig steht, weil sie damit eine vielleicht schmerzhafte Körperhaltung vermeidet. Manchmal ist die zugrunde liegende Ursache noch aktuell (und deine Katze damit unbedingt ein Fall für den Tierarzt bzw. die Tierärztin) oder hat in der Vergangenheit gelernt, dass diese Körperhaltung angenehmer ist und behält sie weiterhin bei.

Markieren

Beim Markieren kennzeichnet das Tier wichtige Kommunikationsstellen und/oder verschafft sich eine kurze Erleichterung in einer stressigen Situation. Sie schnuppert dann an der in Frage kommenden Stelle, dreht sich um und setzt mit durchgestreckten Hinterläufen und nach oben gerichteten, meist zitterndem Schwanz einen vertikalen Urinstrahl ab. Die abgesetzte Urinmenge variiert, ist meist jedoch geringer als beim regulären Gang auf die Katzentoilette.

Hat sich das Verhalten verselbständigt und/oder wird deine Katze dabei gestört (z.B. durch Artgenossen), können Teile der Verhaltenssequenz übersprungen oder nur kurz ausgeführt werden. Die Katze schnuppert dann bspw. kaum oder gar nicht an der jeweiligen Stelle, sondern setzt sofort Urin ab.

Was kann man tun, wenn die Katze in die Wohnung pinkelt?

Neben einer tierärztlichen Abklärung gesundheitlicher Probleme solltest du zunächst das Toilettenmanagement für deine Katze genau unter die Lupe neben.

Stelle sicher, dass mind. die folgenden Kriterien erfüllt sind:

  • Katzentoilette
    offene, ausreichend große Schalen (mind. die 1 1/2 fache Länge deiner Katze, gemessen ohne Schwanz, in Länge und Breite der Toilettenschale) mit niedrigem Einstieg
  • Katzenstreu
    weiche, feinkörnige und geruchsneutrale Katzenstreu
  • Standort
    ruhige und geschützte, gut erreichbare Standorte
  • Hygiene
    je nach Nutzung: mind. 2-3 x tägliches Aussieben, alle vier bis sechs Wochen vollständige Reinigung durch Auswaschen mit heißem Wasser und Neutralreiniger sowie Austausch der Streu
  • Genug Katzentoiletten pro Katze
    Anzahl an Toiletten = Anzahl deiner Katzen plus eins (Beispiel: 1 Katze = 2 Toiletten, 2 Katzen = 3 Toiletten usw.), sowie mind. eine Toilette pro Etage

Durch ein optimales Toilettenmanagement erhöhst du unmittelbar den Wohlfühlfaktor deiner Katze und reduzierst damit das Risiko für Unsauberkeit und Harnmarkieren deutlich. Achte bei der Umsetzung auf die Vorlieben deiner Katze bspw. in der Streuart und Einstreuhöhe und hinterfrage, ob es wirklich die Vorliebe deiner Katze ist – oder sich nur für dich praktisch gestaltet.

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Prüfe zudem Stressoren im Alltag deiner Katze. Bietest du ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten und ein interaktives Spiel an? Stimmen die Fütterungszeiten? Hunger kann wie anderer Stress auch zu Harnmarkieren führen bzw. es verstärken. Gibt es Spannungen in deiner Katzengruppe und vielleicht sogar Klomobbing? Gibt es in deiner Wohnung eine ausreichende Anzahl attraktiver Ressourcen wie Aussichts- und Kuschelplätze? Wie sieht es mit Kratzmöglichkeiten aus?

Harnmarkieren wird u.a. aus Stress oder als Kommunikationsverhalten gezeigt. Eine mögliche Alternative stellt das Kratzmarkieren dar. Ergänze an häufig betroffenen Stellen zusätzliche Kratzmöglichkeiten, die den Präferenzen deiner Katze entsprechend.

In allen Fällen ist zudem eine effektive Reinigung der bepinkelten Stellen essenziell. Neben einer Grundreinigung mit einem Neutralreiniger, verwende unbedingt einen handelsüblichen Enzymreiniger, der Kot, Urin und Erbrochenes zersetzt und selbst für die feine Katzennase reinigt. Über eine UV-Lampe kannst du sowohl die Reinigung überprüfen als auch mögliche Urinstellen in deiner Wohnung sicher identifizieren. So lange noch Restbestandteile von Urin im Boden, an Wänden oder Möbeln sind, ist das eine offene Einladung für deine Katze zum erneuten Pinkeln.

Welche gesundheitlichen Probleme verursachen Unsauberkeit?

Die Palette gesundheitlicher Ursachen für Unsauberkeit ist vielfältig. Allen voran stehen sicherlich Erkrankungen der harnableitenden Organe. Blasenentzündungen, Harngries oder Schmerzen allgemein können der Katze den Gang zu ihrer Katzentoilette erschweren. Manchmal verbinden die Tiere die beim Harn- oder Kotabsatz verbundenen Schmerzen mit dem Ort des Geschehens - ihrer Katzentoilette - und vermeiden diesen künftig. Tut der Gang in die Toilette durch eine altersbedingte Arthrose weh, weicht die Katze ebenso oft auf besser erreichbare oder angenehmere Orte aus.

Wann sollte ich zum Tierarzt?

Hast du nicht kürzlich etwas im Toilettenmanagement oder euren Lebensbedingungen verändert, das eindeutig mit dem Auftreten der Unsauberkeit oder des Harnmarkierens in Verbindung gebracht werden kann, sollte dein erster Gang beim Auftreten des Problems zu einer Tierarztpraxis sein.

Schildere dem Arzt/ der Ärztin das Problem und lass zunächst den Urin der Katze hinsichtlich möglicher Infektionen und/oder Harngries untersuchen. Beachte, dass der Untersuchungsurin frisch und möglichst steril sein muss - was beim Auffangen zuhause selten möglich ist. Besser ist meist eine Entnahme in der Praxis über das Ausdrücken der Blase oder eine Blasenpunktion.

Neben dem Urin wird häufig eine Blutuntersuchung eingeleitet, die organische Veränderungen wie eine Nierenschwäche prüft. Wurdet ihr nicht fündig, kann der Tierarzt bzw. die Tierärztin ggf. eine Diagnostik einleiten und schmerzhafte Erkrankungen (Zähne, Wirbelsäule,…) ausschließen, die aufgrund des damit verbundenen Stresses zu dem Problemverhalten führen können.

Lass deine Katze gründlich untersuchen und hake nach, wenn dein Tierarzt bzw. die Tierärztin das geschilderte Problem nicht unmittelbar ernst nimmt, sondern lediglich eine allgemeintierärztliche Untersuchung anbietet. Dabei werden die Tiere lediglich äußerlich beurteilt - verraten aber in den wenigsten Fällen, was IN ihnen vielleicht im Argen liegt.

Wann sollte ich mir Hilfe von einer Verhaltensberaterin holen?

Hast du die Tipps zu Toilettenmanagement und dem Umfeld deiner Katze berücksichtigt und tierärztlich alles ausschließen oder behandeln lassen, solltest du zeitnah eine Katzenverhaltensberaterin bzw. einen Katzenexperten zu Rate holen. Die Fachkraft kann die Problematik im Ganzen bewerten und für dich und deine Katze passende Verhaltensveränderungen ausarbeiten und mit dir gemeinsam umsetzen. Es ist oft nicht „die eine“ Maßnahme, die zur Lösung führt, sondern mehrere Schritte, die es immer wieder anzupassen und neu zu bewerten gilt.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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