1. Katzen sind strikte Einzelgänger
Es ist wahr, dass viele Wildkatzenarten wie der Serval oder der Ozelot reine Einzelgänger sind. Auch die direkte Vorfahrin unserer Samtpfoten, die Falbkatze, ist zumeist alleine unterwegs. Unsere domestizierten Katzen haben viel von ihren Vorfahren geerbt. Dennoch leben sie heute ganz anders als die Tiere in der freien Wildbahn. Das beste Beispiel bist du als Besitzer: Die meisten Fellnasen lieben regelmäßige Schmuseeinheiten mit “ihrem” Menschen. Das könnte man von ihren wilden Verwandten nicht behaupten. Doch der Mensch kann den Umgang mit anderen Katzen nicht ersetzen. Dass du ihr soziale Kontakte ermöglichst, ist daher kein Bonus, sondern gehört genauso zu den Grundlagen einer artgerechten Haltung wie die regelmäßige Fütterung und das Aufstellen einer Katzentoilette.
Der Kontakt zu anderen Katzen sollte bitte dennoch nicht zum (gut gemeinten) Zwang werden! Es gibt gelegentlich auch einzelne Tiere, die Kontakt zu Artgenossen eher meiden. Und selbst eine sehr gesellige Katze braucht von Zeit zu Zeit ihre Ruhe. Entsprechende Rückzugsorte müssen also stets zur Verfügung stehen. Denn ein echtes “Rudeltier” ist unsere Hauskatze schließlich auch nicht.
2. Kitten werden menschenbezogener, wenn man sie einzeln adoptiert
Für Katzenfreunde ist kaum etwas niedlicher als ein kleines Katzenbaby. Der Entschluss, sich ein Kätzchen anzuschaffen, ist daher schnell gefasst. Viele adoptieren ein einzelnes Kätzchen, weil sie glauben, dass es dann anhänglicher wird. Jedoch ist oft das Gegenteil der Fall. Denn wenn junge Katzen vereinsamen, können sie schwere Verhaltensstörungen entwickeln. Wenn die Katzenwelpen im Alter von acht bis zwölf Wochen ihre Mutter verlassen, ist ihre Sozialisation längst nicht abgeschlossen. Sie brauchen daher den Kontakt zu gleichaltrigen Katzen, mit denen sie spielen, raufen und kuscheln können. Katzen lernen dabei wichtige Verhaltensweisen, um glücklich und gesund aufzuwachsen.
Wächst eine kleine Katze in Einzelhaltung auf und kann ihrem Bedürfnis nach Interaktion mit gleichaltrigen Kätzchen nicht nachkommen, kann es passieren, dass sie stattdessen Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Vielleicht wird sie versuchen, die spielerischen Kämpfe, die sie eigentlich mit ihren Artgenossen übt, an ihren Menschen zu erproben. Das ist durchaus schmerzhaft und wird oft als aggressives Verhalten gedeutet. Allein ein erwachsenes Tier ist übrigens nicht unbedingt ein geeigneter Partner für ein Kitten, da es womöglich mehr Ruhe benötigt.
3. Zwei Katzen machen doppelt so viel Arbeit
Wenn du deine Mieze als reine Wohnungskatze hältst, braucht sie viel Beschäftigung. Durch den Garten tigern, auf Bäume klettern und Mäuse jagen – all das fällt bei der Wohnungshaltung weg. Hier liegt es an dir, Ersatz zu schaffen mit Kratzbäumen und ausgiebigen Spielmöglichkeiten. Aber natürlich kannst du deine Katze nicht rund um die Uhr bespaßen. Auch wenn Katzen viel schlafen, langweilen sie sich dennoch, wenn sie den ganzen Tag allein sind. Das Problem hast du im Mehrkatzenhaushalt nicht so schnell – deine Katzen könnten untereinander spielen und kuscheln und sind nicht so schnell einsam. Dann brauchst du auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn du sie in Ausnahmen mal über Nacht allein lässt – natürlich immer mit ausreichend Futter und Wasser. Zwei Katzen sind also unter Umständen sogar leichter zu halten als eine Einzelkatze.
4. Aber meine Katze ist doch glücklich als Einzelkatze
Tiere können uns leider nicht sagen, wenn es ihnen nicht gut geht. Deine Katze in Einzelhaltung mag zufrieden und entspannt wirken, während sie in Wirklichkeit still vor sich hin leidet, sich zurückzieht und nur noch schläft. Andere mögliche Folgen treten vielleicht erst später auf: Unsauberkeit, Zerkratzen von Tapeten oder sogar aggressives Verhalten gegen den Menschen. Der Kontakt zu dir oder einem anderen Haustier wie einem Hund kann den Umgang mit Artgenossen nicht ersetzen. Schließlich sprechen du oder dein Hund eine ganz andere Sprache als die Fellnasen. Es gibt allerdings durchaus Katzen, die reine Einzelkatzen sind. Zum Beispiel, wenn sie schon als Kitten nicht ausreichend sozialisiert wurden, weil sie zu früh vom Wurf getrennt worden sind. Auch wenn du eine ältere Katze hast, die schon lange allein lebt, ist eine Vergesellschaftung riskant. Solche Tiere sind mitunter allein zufriedener und sollten dann tatsächlich besser einzeln gehalten werden. Dennoch kann die Vergesellschaftung einen Versuch wert sein – so mancher Stubentiger blüht durch eine Partnerkatze regelrecht auf.
5. Meine Katze versteht sich nicht mit anderen Katzen
Vielleicht hat deine Katze schon einmal Ärger mit der Nachbarskatze gehabt. Oder du hast sogar schon versucht, zwei Katzen zusammen zu halten und es hat nicht funktioniert. Das ist nicht unbedingt ein Indiz dafür, dass deine Katze eine Einzelkatze ist. Eine neue Katze wird immer zunächst als Eindringling gesehen. Vor allem wenn du deine Katze lange einzeln gehalten hast, brauchst du viel Geduld bei der Vergesellschaftung. Die meisten Katzen brauchen Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen. Da ist es ganz normal, wenn es zunächst zu Streitigkeiten kommt. Erst nach etwa drei Monaten kannst du sicher sagen, ob deine Fellnasen miteinander harmonieren oder nicht.
Wichtig für eine möglichst stressarme Vergesellschaftung und dauerhafte gemeinsame Haltung ist auch, dass genügend Platz für die Anzahl der von dir zusammen lebenden Katzen zur Verfügung steht. Als Faustregel gilt: Pro Katze muss den Tieren mindestens ein Wohnraum zur Verfügung stehen – mehr Räume sind natürlich noch besser.
Und selbst wenn die Vergesellschaftung trotz dieser Voraussetzungen bisher nicht geklappt hat, ist das noch nicht der Beweis, dass dein Tier alleine glücklicher ist. Denn es kommt immer auf die richtige Wahl der zweiten Katze an: Ob deine Mieze besser zu einem Kater passt, zu einem agilen oder ruhigen, zu einem dominanten oder ängstlichen Tier, hängt ganz vom individuellen Charakter der Fellnase ab.