Der Beruf der Katzenverhaltensberater:in wird seit einigen Jahren immer bekannter. Die Katze ist eines der beliebtesten Haustiere und begleitet uns in vielen Lebenslagen eng mit unserem Familienleben verbunden. Kein Wunder, dass es gelegentlich im Beziehungsgefüge knirscht und der Bedarf einer professionellen Unterstützung wächst. Aber wie wird man überhaupt zur Katzenverhaltensberater:in und worauf solltest du achten, wenn du eine Ausbildung in diesem Bereich anstrebst? Wir schauen uns die wichtigsten Eckpunkte gemeinsam an!
Katzenpsychologie & Katzenverhaltensberatung – Was ist das eigentlich?
Beide Berufsbilder drehen sich um das natürliche Verhalten der Katze und ihre existenziellen Bedürfnisse vom Fressen, Schlafen, Ausscheiden bis hin zum Jagdverhalten und Spiel. In beiden Berufen steht das Verständnis für das Wesen und die Bedürfnisse der Tiere im Vordergrund. Tritt ein Problemverhalten wie Unsauberkeit oder übermäßiges Maunzen auf, können dir beide Berufe weiterhelfen, die Ursachen des Verhaltens der Katze zu verstehen und Lösungsansätze wiederum auf Basis der natürlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Plüschpopos zu entwickeln.
Ausgebildete Expert:innen in diesen Berufen sind gewissermaßen „Dolmetscher:innen“, um zwischen Mensch‘ und Katze zu vermitteln und ein respektvolles Miteinander zu ermöglichen. Unterschiede in den beiden Berufsbildern liegen im Wesentlichen darin, dass die/der Katzenverhaltensberater/in zusätzlich in der Beratung der Tierhalter:innen ausgebildet ist und beispielsweise die Grundlagen einer kooperativen Gesprächsführung erlernt hat. Die Ausbildung nimmt also zusätzlich den Menschen mit in den Fokus – während sich die reine Tierpsychologie auf das Wesen der Katze konzentriert. Möchtest du Menschen in einer Beratungspraxis im Umgang mit Katzen unterstützen, sie beraten und begleiten, gibt dir der Berufszweig der Katzenverhaltensberatung einen fundierten Hintergrund hierfür.
Was sollte ich bei der Ausbildung zur Katzenverhaltensberater/in beachten?
Leider ist der Beruf „Katzenverhaltensberater:in“ nicht geschützt und damit weder die Voraussetzungen noch die Ausbildung als solche einheitlich. Investiere daher unbedingt die Zeit, dich über verschiedene Ausbildungsstätten zu informieren und eine Institution zu finden, in welcher du auf wissenschaftlich fundierte Lerninhalte zurückgreifen kannst. Es ist essenziell, tief in die Ethologie – also das natürliche Verhalten – der Katzen einzugehen, um ihr Wesen verstehen und in Problemsituationen seriös unterstützen zu können. In deiner späteren Praxis wirst du neben leichteren Fällen von Spannungen im Mehrkatzenhaushalt vielleicht auch als letzte Hoffnung vor dem Abschied einer Katze stehen und solltest dabei unbedingt sattelfest in dem sein, was du den verzweifelten Menschen rätst. Hinterfrage bei der Ausbildung zur Katzenverhaltensberater:in, welche Lerninhalte in welcher Form vermittelt werden und auch wie das Unternehmen selbst diese Inhalte zusammengetragen hat.
Es gibt immer mehr Einrichtungen, die ihre Ausbildung auf der Basis moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse, mit renommierten Expert:innen der Verhaltensbiologie, Verhaltensmedizin und anderen Fachbereichen zusammengestellt haben. Leider gibt es jedoch ebenso fragwürdige Unternehmen, die u.a. gezielt damit werben, eine „schnelle“ Ausbildung mit maximaler Erfolgs- und Ertragsaussicht anzubieten. Das ist sicherlich eine gute Perspektive für dich zu starten. Umso kritischer solltest du gleichzeitig hinterfragen, wie seriös und fundiert dieses Werbeversprechen ist – denn am Ende der Ausbildung solltest du dich sicher im Umgang mit deinen felinen Klienten und ihren Menschen fühlen, um helfen zu können und vor allem keinen Schaden anzurichten. Nur dann kannst du langfristig helfen – und von deinem (Traum-)Beruf leben.
Wie lange dauert eine Ausbildung und wie viel kostet sie?
Die Dauer der Ausbildung kann je nach Programm von einigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren stark variieren – und dir einen zusätzlichen Hinweis zu deren Qualität geben. Eine sehr kurze Ausbildung kann die komplexen Verhaltensweisen nur im Ansatz umreißen. Achte daher auf eine ausgewogene Lernstruktur, die sowohl Theorie-, als auch Praxiselemente enthält. Im besten Fall bearbeitest du mit Unterstützung deiner Lehrstätte schon während der Ausbildung deine ersten, begleiteten Beratungsfälle und legst deine Prüfung u.a. mit der Bearbeitung eines Anwendungsfalls ab.
Je nach Umfang variieren die Kosten ebenso wie die Dauer – meist solltest du mit einem mittleren 4-stelligen Betrag rechnen für die reine Ausbildungszeit, die du schließlich mit weiteren Seminaren und Fortbildungen anderer Dozenten und Institutionen ergänzen solltest, um deine Erfahrungen auf eine möglichst breite Basis zu stellen.
In manchen Einrichtungen kannst du die Ausbildung modular absolvieren und je nach Bedarf Zusatzmodule buchen, die dich in einem bestimmten Themengebiet noch fitter machen. Hier gilt es ganz besonders, im Vorfeld zu recherchieren, welche Kosten in der regulären Ausbildung auf dich zukommen und wo ggf. weitere Gebühren anfallen. Informiere dich zudem frühzeitig über die Zahlungsmodalitäten des Anbieters. In vielen Fällen kannst du zwischen einer regelmäßigen oder einmaligen Zahlung wählen, was dir je nach persönlichem finanziellem Spielraum helfen kann, die Kosten für dich stemmbar zu machen.
Was braucht es dann zur Selbständigkeit?
Der Wunsch, Katzen und ihren Menschen zu helfen, ist vermutlich allen Katzenverhaltensberater:innen gemein. Die meisten haben ihre Ausbildung aus einer ganz persönlichen Motivation begonnen – weil sie selbst Probleme mit ihren eigenen Katzen hatten oder über ihre Arbeit im Tierschutz immer wieder Kontakt zu „Problemkatzen“ haben oder… Viele beginnen die Ausbildung auch, weil sie „besser“ mit Tieren umgehen können als mit Menschen. Das ist sicherlich eine schöne Motivation, diesen Weg einzuschlagen. Mach dir gleichzeitig bewusst, dass es sich um einen Beruf wie „jeder andere“ handelt, bei dem du nicht selten mit sehr verzweifelten und manchmal auch etwas anstrengenden Menschen zu tun hast. Du erlebst emotional belastende Momente, in denen die Verzweiflung deiner Kunden besonders groß ist und du vielleicht auch selbst einmal nicht mehr weiterweißt. Du solltest hier stets professionell und gleichermaßen empathisch bleiben, was nicht immer leicht ist.
Die Organisation einer Verhaltenspraxis ist zudem mit zahlreichen organisatorischen Hürden verbunden. Du benötigst ein solides betriebswirtschaftliches Wissen, um deine Abläufe wirtschaftlich tragbar zu gestalten. Es fallen Abgaben für Steuern, Versicherungen, Software und vielerlei mehr an, die sich vielleicht mit deinem Wunsch, möglichst vielen Katzenmenschen „einfach“ zu helfen, beißen. Mir persönlich fällt es noch heute – nach knapp zehn Jahren in dem Beruf – manchmal schwer, meine Arbeitszeit real zu berechnen, weil mich Mensch und Tier dahinter so berühren, dass es sich falsch anfühlt, meine Kunden finanziell zu belasten. Mit diesem Spagat umzugehen, gehört jedoch ebenso zu dem Berufsbild wie auch das Eingeständnis, dass nicht jeder Mensch zu der persönlichen Art zu arbeiten passt.
Vielleicht gelingt es dir, in einem Praktikum bei einer bereits praktizierenden Berater:in in den Beruf reinzuschnuppern oder mit zusätzlichen Coachingangeboten die ersten Schritte gemeinsam in deine Selbständigkeit zu gehen. Damit gelingt es in jedem Fall besser und leichter als allein durch den Dschungel der frischen Selbständigkeit zu stapfen.