Kastration beim weiblichen Kaninchen

314604
0

Bei Kaninchen wird in Paarhaltung meist nur das Männchen kastriert. Doch auch beim Weibchen kann der Eingriff notwendig werden. Erfahre hier aus welchen Gründen.

Kastration bei weiblichen Kaninchen

Wer sich für die Haltung von Kaninchen entscheidet, sollte beachten, dass sie einen Artgenossen zur Gesellschaft benötigen. Am leichtesten vergesellschaften lassen sich bei der Haltung von zwei Kaninchen meist ein Weibchen (“Häsin” oder “Zibbe”) und ein Männchen (“Rammler” oder “Bock”). Damit es nicht zu ungewolltem Nachwuchs kommt, sollte eines der beiden Tiere kastriert werden. Die meisten Tierärzte raten dazu, den Rammler zu kastrieren, da der Eingriff um ein Vielfaches einfacher ist, als bei der Häsin. Dennoch kann es manchmal erforderlich sein, auch oder stattdessen das Weibchen zu kastrieren. Etwa wenn das Männchen zur Zucht eingesetzt werden soll oder wenn bei der Häsin gesundheitliche Probleme auftreten. Welche das sein können und wie du unterstützen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Was bedeutet Kastration beim Kaninchen?

Häufig kommt es diesbezüglich zu Verwechslungen, aber die Sterilisation (Unterbinden des Eileiters) wird bei Kaninchen in aller Regel nicht durchgeführt, da diese Operation eine Erkrankung oder Veränderung der Eierstöcke und der Gebärmutter nicht verhindert. Bei der Kastration von weiblichen oder männlichen Kaninchen werden die Keimdrüsen gänzlich entfernt. Beim Rammler sind das die Hoden und bei der Häsin die Eierstöcke (sogenannte “Ovariektomie”). Zusätzlich wird bei der Häsin gegebenfalls auch die Gebärmutter entnommen, der Tierarzt definiert diese Art der Kastration als “Ovariohysterektomie”. Durch die günstige Lage der Hoden ist das Entfernen meist nur mit einem kleinen Eingriff verbunden. Bei den Kaninchendamen ist die Kastration durch die notwendige Eröffnung der Bauchhöhle schon mit einer größeren Operation verbunden, weshalb viele Kaninchenhalter diesen Schritt scheuen.

Hauskaninchen haben andere Probleme als Wildkaninchen

Dennoch raten viele Tierärzte heute unter bestimmten Umständen auch zur Kastration weiblicher Kaninchen. Bei den wildlebenden Artgenossen hat es die Natur so eingerichtet, dass die Häsinnen im Rudel häufig Nachwuchs bekommen, um den Fortbestand der Gruppe zu sichern. Anders verhält es sich bei unseren Hausgenossen. Trächtigkeit und Geburt sind eher selten, dennoch haben sie einen ganz normalen Zyklus.

Bei Kaninchen gibt es hierbei eine Besonderheit: Der Eisprung wird normalerweise erst durch den Deckakt ausgelöst. Allerdings ist die Schwelle des benötigten Reizes sehr niedrig, weshalb unter Umständen ein Eisprung ohne Deckakt ausgelöst werden kann. Findet das regelmäßg statt, sind häufige Scheinträchtigkeiten die Folge. Diese können Erkrankungen oder Veränderungen an der Gebärmutter, den Eierstöcken und des Milchdrüsengewebes, sowie aggressives Revierverhalten fördern. Bei unkastrierten Kaninchenweibchen kommt es gelegentlich nach einer Vergesellschaftung mit einem Rammler zur Scheinträchtigkeit. Für den Tierhalter ist zunächst alles in Ordnung, seine Kaninchen leben friedlich zusammen. Dies ändert sich etwa 10-14 Tage nach dem erfolgten Eisprung. Genau wie bei einer tatsächlichen Befruchtung beginnt die Häsin nun Nistmaterial zu sammeln und baut ein Nest für die vermeintlich bevorstehende Geburt. Dann trägt sie dichte Büschel aus Heu, Stroh und anderem Material durch das Gehege. Sie ist sehr intensiv damit beschäftigt und gönnt sich nur wenige Ruhephasen.

Artgenossen dürfen nicht in die Nähe ihres Nestes kommen, die Häsin verjagt und verbeißt sie. Ein trächtiges oder scheinträchtiges Weibchen zupft sich selbst außerdem Fell zum Polstern des Nestes aus. Als Tierhalter kannst du auch beobachten, dass die Zitzen der Häsin deutlich anschwellen. Nach dem Nestbau ist das Weibchen häufig entkräftet und müde. Sie verteidigt ihr Nest weiterhin und lässt kaum andere Kaninchen in die Nähe. Nach einigen Tagen normalisiert sich ihr Verhalten wieder und sie zeigt kein Interesse mehr an dem Nest, sodass du es entsorgen kannst.

Kastration als aktive Krebsvorsorge?

Grund zur Sorge besteht, wenn Kaninchen häufig unter Scheinträchtigkeiten leiden. Bei mehr als zwei bis drei Scheinträchtigkeiten im Jahr sollte der Tierarzt um Rat gefragt werden. Häufig wird dann zur Kastration geraten. Doch eine Kastration wird nicht nur empfohlen, wenn Kaninchen regelmäßig scheinträchtig sind. Eine Krebserkrankung der Gebärmutter ist häufigster Grund für eine Operation. Tritt sie auf, ist zeitnahes Handeln geboten, denn die Karzinome können in andere Organe streuen und gefährliche Metastasen bilden.

Tierärzte raten gelegentlich bei sexuell motivierten Verhaltensauffälligkeiten wie übersteigerter Aggression, Urinspritzen oder Nestbauen zu einer Entfernung der Eierstöcke. Unter anderem wird der Eingriff auch als eine Art Krebsvorsorge angesehen. Mancher Tierhalter ist bei diesem Thema jedoch zurückhaltend. Man unterzieht immerhin ein augenscheinlich gesundes Tier einer Operation und dem damit einhergehenden Risiko.

Die wirksame Verhinderung von ungeplantem Nachwuchs oder eine medizinische Notwendigkeit sind gute Gründe für diese Operation. Bei einem mit Kaninchen erfahrenen Tierarzt oder in einer Tierklinik ist die Kastration des Kaninchenweibchens ein Routine-Eingriff, der in den meisten Fällen ohne Komplikationen verläuft. In aller Regel erholen sich die vierbeinigen Patienten innerhalb einiger Tage vollständig und zeigen bereits kurz nach der Operation ein ganz normales Verhalten.

Was bringt die Kastration?

Kaninchendamen können nach der Kastration in der Regel ein unbeschwertes und langes Leben führen. Die Gefahr von mitunter gefährlichen Gebärmuttererkrankungen wird deutlich reduziert. Zudem lassen sie sich gegebenenfalls leichter und harmonischer in eine Gruppe integrieren. Revierstreitigkeiten nehmen unter Umständen ab oder verschwinden ganz. Auch dir selbst als Halter gegenüber verhält sich eine zuvor aufgrund sexueller Motivation aggressive Häsin nach dem Eingriff zumeist wieder friedlicher und entwickelt eine höhere Zuneigung. Das beruht auf einer Veränderung ihres Hormonhaushaltes, die allerdings nicht unmittelbar nach der Operation auftritt. Etwa drei bis sechs Wochen nach der Kastration kannst du erste Veränderungen beobachten.

Dabei ist aber unbedingt zu beachten, dass die Kastration nur Auswirkungen auf sexuell motiviertes Verhalten hat. Nicht alle unerwünschten Verhaltensweisen lassen sich hiermit beseitigen, mitunter kann eine Kastration sie sogar verstärken. Deshalb ist die Ursache des “Fehlverhaltens” vor diesem nicht umkehrbaren Schritt immer genau abzuklären!

Wie kann ich meine Häsin vor und nach der Kastration unterstützen?

Einige Stunden vor einer Operation dürfen wir Menschen und auch andere Haustiere nichts mehr zu uns nehmen. Bei Kaninchen verhält sich das komplett anders. Die dürfen futtern und trinken, soviel sie wollen. Eine Fastenzeit würde sich negativ auf ihre komplizierte Verdauung auswirken. Denn der Magen-Darm-Trakt von Kaninchen ist ein Sonderfall: Nur wenn oben Futter ‚reinkommt, kann unten etwas ‚rauskommen.

Die Kastration wird unter Vollnarkose ausgeführt. Auch bei Tieren werden heute moderne Operationstechniken angewandt. Oft reicht dem Tierarzt ein kleiner Schnitt aus, der nicht länger als zwei bis drei Zentimeter lang ist. Entsprechend schnell heilt die kleine Wunde auch wieder zu. Mit einer Wundnaht wird die Öffnung verschlossen und das Nahtmaterial kann etwa 10 Tage später schon wieder gezogen werden.

Zu Hause solltest du je nach Temperaturen eine Rotlichtlampe bereithalten, um deinem Kaninchen nach der Narkose bei Bedarf Wärme geben zu können.

Über fünf bis sechs Tage musst du der Patientin ein Schmerzmittel oral verabreichen, eventuell auch ein Antibiotikum und ein Mittel zur Entgasung. Die erforderlichen Medikamente werden vom Tierarzt verschrieben und dir meist direkt in der Praxis ausgehändigt. Da manche Kaninchen nach der Narkose dazu neigen, nicht mehr zu fressen, solltest du auf jeden Fall ein Futtermittel zum Päppeln bereithalten, das du ihm mit Wasser angerührt ins Mäulchen gibst. Spätestens nach ein bis zwei Tagen sollte es wieder seine üblichen Fressgewohnheiten aufgenommen haben.

Fazit: Die Kastration eines Kaninchenweibchens ist heute keine große Sache mehr. Sie kann ungewollten Nachwuchs verhindern und unter Umständen die Integration in eine Gruppe erleichtern.

Hilf uns, unseren Service weiter zu verbessern. War dieser Artikel hilfreich für dich?

Kommentare, Fragen und Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert