Steckbrief
Rassebezeichnung: Haflinger
Stockmaß: 140 – 150 cm
Farbe: Füchse mit heller Mähne (sog. “Lichtfüchse”)
Ursprungsland: Italien
Hauptsächliche Eignung: Freizeitpferd
Charakter: Unerschrocken und fleißig
Besonderheiten: Kräftig genug, auch Erwachsene zu tragen.
Herkunft und Geschichte
Der Haflinger stammt aus Südtirol in Italien und war dort in den bergigen Regionen ein beliebtes Gebirgspferd. In den Bergen wurde er nicht nur als Reitpferd benötigt, sondern war in vielen Fällen als auch Lastpferd unterwegs, d.h. er trug schwere Lasten über den felsigen Untergrund. Ausdauernd und trittsicher war der früher noch kräftigere Haflinger ein echtes Arbeitspferd, das auch damals schon für das Militär eingesetzt wurde. Selbst heutzutage gibt es noch eine militärische Einheit in Bad Reichenhall, die aufgrund der besonderen Eigenschaften dieser Rasse auch mit Haflingern arbeitet. Und obwohl der Haflinger im Kaltbluttyp stand, findet sich in seinen Urahnen ein Halbaraber.
Seinen Namen hat das vielseitige Pony von dem Ort Hafling. Heute werden noch immer viele Haflinger in Südtirol geboren, doch ein Teil von ihnen dient inzwischen der Schlachtpferdeproduktion. Die Fohlen, die am Ende der Saison auf den Wiesen im Herbst keinen geeigneten Käufer finden, werden dann leider geschlachtet. Tierschützer kaufen deshalb immer wieder Fohlen frei, um ihnen dieses Schicksal zu ersparen, doch an dem grundsätzlichen Problem – der zu großen Menge an gezüchteten Haflingern – ändert das natürlich nichts.
Haflinger werden vor allem in Italien, Österreich und in Deutschland gezüchtet. In den Ursprungsregionen Südtirols werden in der Regel nur reine Haflinger ohne Einkreuzung anderer Rassen gezüchtet. In Deutschland wurden eine Zeit lang häufig Vollblutaraber mit in die Rasse eingekreuzt, aber seit ein paar Jahren wird der sogenannte Reinzucht-Haflinger ohne Anteile anderer Rassen bevorzugt. Inzwischen hat man in Deutschland die Zucht in Haflinger mit und ohne Araberanteil getrennt. Die Haflinger mit Araber-Anteil werden heute Edelblut-Haflinger genannt und in ihren Papieren wird der Anteil fremden Blutes in Prozentzahlen angegeben. Optisch unterscheiden sich Edelblut-Haflinger mit geringem Fremdblutanteil kaum von Reinzuchthaflingern. Auch letztere sind sportliche Kleinpferde, die nicht mehr so kompakt und breit sind, wie das frühere Tragtier der Bergregionen.
Interieur
Der Haflinger ist ein intelligentes Pony. Er gilt als eher unerschrocken, weshalb er gerne als Kinderpony oder Reitschulpferd eingesetzt wird. Doch so mancher pfiffige Blondschopf eignet sich eher für fortgeschrittene oder erwachsene Reiter, die seiner Intelligenz gewachsen sind. Dann lernen die Ponys auch durchaus schwierigere Lektionen und begeistern durch ihren Arbeitseifer. Schließlich sind sie generell sehr lernwillig und fleißig.
Exterieur
Der moderne Haflinger ist deutlich schlanker und sportlicher als der ursprüngliche Typ. Er ähnelt fast einem kräftigeren Reitpony. Die Sporthaflinger sind recht groß und wachsen mit einem Stockmaß von 140 – 150 Zentimetern oft aus dem Ponymaß. Typisch für den Haflinger sind ein breiter Kopf mit großen ausdrucksvollen Augen und die abschüssige, gespaltene Kruppe, die an das Kaltbluterbe erinnert. Es gibt hellere und dunklere Füchse mit meist heller Mähne. Manch ein heller Fuchs sieht fast aus wie ein Falbe, der aber dennoch das helle Langhaar hat, an dem jedes Kind einen Haflinger erkennt.
Haltung
In der Haltung ist der Hafi, wie er meist liebevoll genannt wird, oft unkompliziert. Er ist robust und leichtfuttrig – weshalb allerdings auf eine nicht zu reichhaltige Ernährung geachtet werden muss. Dann ist der Hafi langlebig und nicht selten werden Ponys mit über 20 Jahren noch aktiv geritten. Am wohlsten fühlt sich der gesellige Hafi in Ponygesellschaft, weshalb er am liebsten im Offenstall lebt. Dabei ist er nicht selten eher ranghoch – klug, unerschrocken und durchsetzungsfähig wie der Haflinger nun mal ist.
Rassetypische Erkrankungen
Aufgrund ihrer Leichtfuttrigkeit neigen Halfinger insbesondere zu ernährungsbedingten Krankheiten und Übergewicht. Bei falscher Ernährung besteht daher unter anderem ein erhöhtes Risiko zu Gelenksproblemen (durch das Übergewicht) und Hufrehe, einer schmerzhaften und mitunter lebensbedrohlichen Erkrankung der Huflederhaut. Daher sollte beim Haflinger – wie auch bei allen anderen Robustpferderassen – eine Überfütterung unbedingt vermieden werden.
Eignung/Nutzung
Die Blondschöpfe sind echte Allrounder und haben Talent für fast alle Disziplinen: Durch ihre Größe und die eher kräftige Statur eignen sie sich auch für Erwachsene und sind beliebte Freizeitpferde. Ihre Trittsicherheit scheinen sie sich aus ihrer Ursprungsregion erhalten zu haben – und so fühlen sich viele Haflinger im Gelände ebenso wohl wie ihre Reiter. Doch auch im Sport sind Haflinger zu finden: Es gibt Haflinger im Westernreiten und auf kleineren Dressur- und Springturnieren. Ausnahmen haben sogar Talent bis zu höheren Dressurklassen und treten im Turniersport gegen Warmblutpferde an. Selbst auf Distanzritten bis zur mittleren Streckenlänge von 25 bis 60 Kilometern sind sie häufig zu finden. Distanzritte sind Wettkämpfe, bei denen lange Strecken möglichst schnell zurückgelegt werden.
Besonders viel Talent haben Haflinger zum Fahren. Ihre Leistungsbereitschaft und ihre oft gute Scheufestigkeit machen sie zu talentierten Kutschpferden, die auch auf Fahrturnieren erfolgreich sind. Im Westernreiten, wo die Haflinger gern in Anlehnung an die im Westernreiten beliebten Quarter Horses als „Alpen-Quarter“ bezeichnet werden, machen die Ponys sowohl im Freizeit- als auch im Sportbereich eine gute Figur. Die Disziplin Trail, bei der verschiedene Hindernisse mit Geschick zu bewältigen sind, liegt ihnen ganz besonders. Aber auch an anderen Westerndisziplinen wie Pleasure oder Western Horsemanship hat der Alpen-Quarter Spaß.
Nicht zu vergessen sind die vielen Haflinger in Einrichtungen zum Therapeutischen Reiten: Mit einem stabilen Körperbau und guten Nerven sind sie tolle Therapiepferde für Kinder und Erwachsene.
Silke Behling ist selbstständige Redakteurin und arbeitet sowohl im Buch – als auch im Zeitschriftenbereich. Ihre Veröffentlichungen reichen von Fachbüchern bis zu Zeitschriftenartikeln. Als Diplom-Pädagogin liegt ihr der Bereich Bildung und Kinder besonders am Herzen, weshalb sie seit vielen Jahren für das Kindermagazin „Piaffino“ schreibt. Zudem bietet sie als ausgebildete Pferde-Physiotherapeutin (DIPO) Akupunktur und Physiotherapie für Pferde und Hunde im Raum Osnabrück an. Ihre Freizeit genießt sie mit ihrem inzwischen 24-jährigen Vollblutaraber El Santee, mit dem sie beim Distanzreiten früher Wettkämpfe bis zu 120 Kilometern bestritten hat, und ihren beiden Hunden Lotta und Easy.