Steckbrief
Rassebezeichnung: Island Pferd, Isländer
Stockmaß: 135–150 cm
Häufige Farben: alle Farben
Ursprungsland: Island
Hauptsächliche Eignung: Freizeitpferd, Gangpferd
Charakter: Unerschrocken und leistungsbereit
Besonderheiten: Naturburschen mit Temperament
Herkunft und Geschichte
Auf der Insel Island, der Heimat der Islandpferde, leben heute etwa 45000 Islandpferde. Ursprünglich sind sie wohl vor etwa 1000 Jahren von den Wikingern dort hingebracht worden. Heute darf kein Pferd mehr auf die Insel – ein Pferd, das Island verlassen hat, darf nie mehr zurückkehren. Diese Regelung dient vor allem dem Schutz vor Seuchen. Ursprünglich haben wohl verschiedene nordische Ponyrassen und vereinzelte Vollblüter zur Entstehung der Islandpferde beigetragen.
Auf der Insel ist das Islandpferd nicht nur von Beginn an ein Fortbewegungsmittel gewesen, sondern war auch ein wichtiger Fleischlieferant. Die Pferdeherden leben im Sommer auf den Weiden des Hochlandes, weshalb die Isis bis heute sehr robust sind. Im Süden Islands wurden dabei vor allem etwas derbere Pferde zur Fleischproduktion gezüchtet, während man im Norden elegantere Reitpferde züchtete. Seit 1940 spezialisierte man sich dann auf die Reitpferdezucht und seit den 1950ern wurden immer mehr Islandpferde nach Deutschland exportiert. Bis heute gibt es nirgends so viele Islandpferde außerhalb der Insel Island wie in Deutschland. Hier wurde zunächst ein freundliches Familienreitpferd für die ganze Familie gezüchtet. Später entstand auch eine etwas speziellere Zucht von Gangpferden für den Turniersport.
Interieur
Das in Island halbwild aufwachsende Pferd ist robust und selbstbewusst. Es ist leistungsbereit und unerschrocken – musste es doch in freier Wildbahn überleben. Als Reitpferd musste es schon auf der Insel immer auch extrem zuverlässig sein, der Reiter musste sich doch auch in schwierigstem Gelände auf sein Pferd verlassen können. Diese Verlässlichkeit ist den meisten Islandpferden bis heute geblieben: Sie gelten als unerschrocken und trittsicher. Neben den verlässlichen Freizeitpferden gibt es natürlich auch temperamentvollere Sportpferde, die deutlich wacher und agiler sind.
Exterieur
Das Islandpferd ist zwischen 135 und 150 cm groß. Der Körper ist kräftig, es hat stabile Beine und ein starkes Fundament. Mit seiner wuscheligen Mähne ist es oft niedlich anzusehen und zum verhältnismäßig großen Kopf gehört ein großes, freundliches Auge.
Die Besonderheit der Islandpferde sind die ursprünglichen Gangarten Tölt und Pass. Fast alle Isländer tölten. Der Tölt ist eine Gangart im Viertakt, bei der jeder Fuß einzeln gesetzt wird, ähnlich wie in einem schnellen Schritt. Der Tölt ist wesentlich bequemer als der Trab, da hier keine Schwebephase existiert, sondern immer ein beziehungsweise mehrere Füße am Boden sind, sodass der Rücken des Pferdes nicht so stark schwingt. Im Tölt sind die Pferde ähnlich schnell wie im Trab, einige Pferde verfügen aber auch über eine deutlich breitere Varianz an Geschwindigkeiten.
Nicht alle Isländer hingegen beherrschen die Gangart Pass. Ein Pferd, das Tölt und Pass kann, wird deshalb auch als Fünfgänger beschrieben und ist etwas besonderes. Der Pass, bei dem die Beinpaare lateral, also gleichseitig gesetzt werden, wird im Renntempo geritten. So ein Rennpass ist ein echtes Erlebnis!
Eignung/Nutzung
Islandpferde sind hervorragende Freizeitpferde. Gerade weil sie so unerschrocken sind, eignen sie sich sehr gut als Geländepferde und ihre ausgezeichneter Gehwille macht sie zu perfekten Wanderreitpferden. Trotz der geringeren Größe halten sie durchaus gern das Tempo von Großpferden.
Auch im Turniersport machen Isländer eine gute Figur: Hier messen sie sich in Töltprüfungen, Mehrgangprüfungen oder Passrennen auf Distanzen bis zu 250 Metern.
Haltung
Die ursprüngliche HaItung des Islandpferdes ist halbwild in Herden. Noch heute fühlen sie sich in Gesellschaft vieler Islandpferde am wohlsten. Schlechtes Wetter macht ihnen aufgrund ihres dichten Fells weniger aus als südländischen Verwandten – was natürlich nicht heißt, dass ein Isi keinen Witterungsschutz braucht. Was der Isländer tatsächlich nicht braucht, sind große Mengen Kraft- oder Zusatzfutter. Das robuste Pferd wird davon eher krank. Mageres Weideland genügt den meisten Isis vollkommen.
Rassetypische Erkrankungen
Sommerekzem – dieses Wort ist der Schrecken vieler Islandpferdebesitzer. Leider ist es tatsächlich so, das viele aus Island importierte Islandpferde mit dieser Erkrankung zu kämpfen haben. Aus der lustigen Wuschelmähne wird dann ein kurz gescheuerter Mähnenkamm, der allzu oft wund und blutig ist. In schlimmen Fällen scheuern sich die sonst so robusten Pferdchen sogar die Bauchnaht wund, weil sie allergisch auf sogenannte Gnitzen oder Kriebelmücken reagieren. Helfen kann man den erkrankten Isis mit gezielter Insektenbekämpfung, unterschiedlichen Salben und Cremes oder mit sogenannten Ekzemerdecken. Das sind Fliegendecken, die den ganzen Körper bedecken. In Deutschland gezüchtete Islandpferde scheint diese Erkrankung weniger oft zu befallen.
Zudem ist bei den Isis eine Neigung zu allergischen Hustenerkrankungen zu beobachten. Des weiteren führt die meist kuhessige Stellung der Hinterhand bei älteren Islandpferden gelegentlich zu Spat, einer arthrotischen Erkrankung im Sprunggelenk. Trotz alledem ist der Isländer robust und oft bis ins hohe Alter reitbar.
Silke Behling ist selbstständige Redakteurin und arbeitet sowohl im Buch – als auch im Zeitschriftenbereich. Ihre Veröffentlichungen reichen von Fachbüchern bis zu Zeitschriftenartikeln. Als Diplom-Pädagogin liegt ihr der Bereich Bildung und Kinder besonders am Herzen, weshalb sie seit vielen Jahren für das Kindermagazin „Piaffino“ schreibt. Zudem bietet sie als ausgebildete Pferde-Physiotherapeutin (DIPO) Akupunktur und Physiotherapie für Pferde und Hunde im Raum Osnabrück an. Ihre Freizeit genießt sie mit ihrem inzwischen 24-jährigen Vollblutaraber El Santee, mit dem sie beim Distanzreiten früher Wettkämpfe bis zu 120 Kilometern bestritten hat, und ihren beiden Hunden Lotta und Easy.