Pferdefütterung mit Müsli & Co.

Die meisten Menschen füttern ihre Tiere gerne. Du auch? Schließlich haben unsere Pferd auch immer Hunger und freuen sich dementsprechend über jedes Futter oder Leckerli. Aber ist das auch gut? Was genau brauchen unsere Pferde? Wir erklären dir wie die ideale Pferdefütterung aussieht und welche Zusatzfuttermittel du deinem Pferd geben solltest.

Immer hungrig

Es ist wahr: Pferde haben immer Hunger. Das liegt daran, dass ihr Verdauungssytem auf eine stetige Nahrungsaufnahme ausgerichtet ist. Ihr Magen hat nur ein geringes Fassungsvermögen (15-20 Liter) und kann nur eher kleine Mengen Futter aufnehmen. Der Darm unserer Pferde hingegen ist lang – allein der Blinddarm misst etwa 70 Zentimeter – und kann kleine ballaststoffreiche Futtermengen ideal verdauen.

Fressdauer

Pferde sollten möglichst lange an ihrem Futter kauen, das ist ideal für ihren Magen und Darm. Lange Zeiten ohne Nahrungsaufnahme führen zu Magenbeschwerden wie Magengeschwüren. An Hafer oder Pellets kauen Pferde aber gar nicht so lange: Etwa zehn Minuten brauchen sie für einen Liter Hafer, für die gleiche Menge durchschnittliches Müsli brauchen sie doppelt so lange. Die Fresszeiten für Heu und Stroh werden mit einer Stunde pro Kilo angegeben, sind also ideal. Wobei manch ein Kandidat da sicher schneller ist, weshalb sich beispielsweise Heunetze für eine Verlängerung der Fresszeiten bewährt haben. Raufutter darf deshalb niemals durch zu viel Kraftfutter ersetzt werden und ist die Bedingung für ein gesundes Pferd.

Kalorien zählen bei der Pferdefütterung

Was sich albern anhört, weil man es nur aus Diäten für Menschen zum Abnehmen kennt, ist tatsächlich auch für Pferde wichtig. Bei der Pferdefütterung sollte tatsächlich auf die Kalorienzufuhr geachtet werden. Zwar brauchen Pferde ausreichend Raufutter, aber um ausreichend mit Energie für die verlangte Leistung oder das Wachstum versorgt zu werden, brauchen viele Pferde noch Kraftfutter wie Hafer , Gerste oder Müsli. Auf Futterpackungen für Pferdfutter muss der Energiegehalt angegeben sein, der in Megajoule angegeben wird. Zudem findet sich dort der Gehalt an verdaulichem Rohprotein in Gramm. Als grobe Faustregel gelten zwei Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht als Obergrenze: das heißt mehr als 1000 Gramm Eiweiß sollte ein 500 Kilogramm schweres Pferd nicht bekommen.

Pferdefütterung: stets bedarfsgerecht

Wieviel Energie ein Pferd wirklich benötigt hängt natürlich sowohl vom Alter als auch von der Rasse sowie von der Arbeitsleistung ab. Generell brauchen Pferde und Ponys im Wachstum oder tragende Stuten bzw. Stuten mit Fohlen mehr Futter als ausgewachsenen Pferde. Bei Rentnerpferden steigt der Bedarf dann häufig wieder an. Auch die Rasse spielt eine Rolle: Ein Vollblüter hat oft einen höheren Energiebedarf als ein Fjordpferd.

Besonders wichtig ist aber die tatsächliche Arbeitsleistung: So braucht ein 400 kg schweres Reitpony ohne Arbeit nur etwa 54 Megajoule und etwa 268 g verdauliches Rohprotein, bei leichter Arbeit etwa 54 – 67 Megajoule und etwa 270 –335 g verdauliches Rohprotein und bei schwerer Arbeit etwa 81 –107 Megajoule und etwa 405 – 535 g verdauliches Rohprotein.
Ein 600 kg schwerer Warmblüter benötigt ohne Arbeit nur etwa 73 Megajoule und etwa 363 g verdauliches Rohprotein, bei leichter Arbeit etwa 73 – 91 Megajoule und etwa 365 –455 g verdauliches Rohprotein und bei schwerer Arbeit etwa 109 –1467 Megajoule und etwa 545 – 725 g verdauliches Rohprotein.

Bei der Einschätzung der Arbeitsleistung verschätzt man sich schnell: Als schwere Arbeit zählen wirklich nur schwere Springprüfungen, lange, ausdauernde Geländeritte, Distanzritte usw. Die meisten Freizeitpferde verrichten leichte Arbeit, das ist etwa ein entspannter einstündiger Ausritt.

Vitamine und Mineralien

Dass zu einer gesunden Ernährung Vitamine und Mineralien gehören, weißt du sicher. Das gilt natürlich auch für unsere Pferde. Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Kalium und Chlor sind wichtig für die Gesunderhaltung der Pferde und bei einer reinen Heu-Hafer-Fütterung nicht ausreichend vorhanden. Calciummangel führt beispielsweise bei jungen Pferden zur Verformung von Knochen, Kalium zu Muskelschwäche und Magnesium kann zum Zittern von Muskeln und zu Schreckhaftigkeit führen. Natriummangel ist nicht selten, die Pferde zeigen unterschiedliche Symptome wie Appetitlosigkeit, Fressen von Erde und Kreislaufschwäche. Natrium- und Chlormangel kann man durch einen einfachen Salzleckstein vorbeugen. Calcium kommt in Luzerneheu und in Grünfutter vor, Phosphor hingegen in Hafer und Gerste – weshalb die meisten Pferde eher zu viel Phosphor bekommen.

Der Bedarf an Mineralien hängt ebenso wie der an Spurenelementen wieder von der Arbeitsleistung deines Pferdes und natürlich von Größe und Gewicht ab. Zu den Spurenelementen gehören Eisen, Kupfer, Zink, Mangan, Kobalt, Jod und Selen. Diese Spurenelemente dürfen dem Futter nicht beliebig zugesetzt werden. Ein Überschuss an Eisen, das zur Blutbildung benötigt wird, beispielsweise behindert die Verwertung von Phosphor. Kupfer wird für Nerven, Blut-, Pigment und Bindegewebsbildung benötigt. Auch wenn Überschüsse ausgeschieden werden, kann die Leber dadurch geschädigt werden. Zink wird nicht nur für Haut, Schleimhaut und Hufe benötigt, sondern auch für den Stoffwechsel. Mangan ist für den Mineral und Fettstoffwechsel von Bedeutung und in der Regel sind Pferde damit ebenso ausreichend versorgt wie mit Kobalt. Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone und darf nicht unkontrolliert gegeben werden. Die natürliche Versorgung hängt von der Region ab: In der Nähe der Nordsee enthalten die Böden und damit die Grünpflanzen ausreichend Jod, in Alpennähe kann es zu wenig sein. Auch die Selenversorgung hängt von dem Selengehalt im Boden ab. Eine Unterversorgung schwächt die Immunabwehr, aber auch die Überversorgung ist riskant: eine chronische Selenvergiftung ist möglich.

Wie es mit der Versorgung deines Pferdes genau aussieht, lässt sich nicht immer wirklich abschätzen: Vor der Gabe von Zusatzfuttermitteln bei der Pferdefütterung sollte deshalb immer der Tierarzt befragt werden, der mit einem Blutbild genau abklären kann, was dein Pferd wirklich braucht!

(Quelle: Berger, Margot: Pferde füttern. Kosmos Verlag, 2001)


©Ricarda Wowries

Silke Behling ist selbstständige Redakteurin und arbeitet sowohl im Buch- als auch im Zeitschriftenbereich. Ihre Veröffentlichungen reichen von Fachbüchern bis zu Zeitschriftenartikeln. Als Diplom-Pädagogin liegt ihr der Bereich Bildung und Kinder besonders am Herzen, weshalb sie seit vielen Jahren für das Kindermagazin „Piaffino“ schreibt. Zudem bietet sie als ausgebildete Pferde-Physiotherapeutin (DIPO) Akupunktur und Physiotherapie für Pferde und Hunde im Raum Osnabrück an. Ihre Freizeit genießt sie mit ihrem inzwischen 24-jährigen Vollblutaraber El Santee, mit dem sie beim Distanzreiten früher Wettkämpfe bis zu 120 Kilometern bestritten hat, und ihren beiden Hunden Lotta und Easy.