Berber im Rasseportrait

Berber gehören zu den ältesten Pferderassen der Welt und haben die Entstehung vieler unserer heutigen Reitpferderassen beeinflusst. Dennoch sind reine Berberpferde leider selten geworden: Die kleinen, aber kräftigen und feurigen Pferdchen aus dem Norden Afrikas gibt es nur noch selten wirklich reinrassig, da sie vielfach mit Arabern gekreuzt wurden. Dabei geht eine alte, traditionelle Rasse verloren: Die Reiterspiele, die die Nordafrikaner, die Berber, mit ihren Pferden durchführten, sind ein altes Kulturgut. Doch auch Araber-Berber sind tolle Pferde: Sie vereinen die Vorteile der beiden Rassen und sind sehr vielseitig.

Steckbrief
Rassebezeichnung: Berber
Stockmaß: 150 – 160 cm
Häufige Farben: Schimmel, auch Füchse, Rappen, Braune
Ursprungsland: Nordafrika
Hauptsächliche Eignung: Freizeitpferd, Dressurpferd
Charakter: Temperamentvoll
Besonderheiten: Berber können teilweise auch tölten (spez. Gangart). Berber gehören zu den ältesten Pferderassen der Welt und haben die Entstehung vieler unserer heutigen Reitpferderassen beeinflusst. Dennoch sind reine Berberpferde leider selten geworden: Die kleinen, aber kräftigen und feurigen Pferdchen aus dem Norden Afrikas gibt es nur noch selten wirklich reinrassig, da sie vielfach mit Arabern gekreuzt wurden. Dabei geht eine alte, traditionelle Rasse verloren: Die Reiterspiele, die die Nordafrikaner, die Berber, mit ihren Pferden durchführten, sind ein altes Kulturgut. Doch auch Araber-Berber sind tolle Pferde: Sie vereinen die Vorteile der beiden Rassen und sind sehr vielseitig.

Herkunft und Geschichte

Die Berberpferde stammen aus Nordafrika, genauer gesagt aus dem Maghreb: Dazu zählen Tunesien, Algerien, Marokko und die Westsahara ebenso wie Libyen und Mauretanien. Die Berber gehören wohl zu den ältesten Pferderassen der Welt – über 3000 Jahre alte Felsmalereien weisen auf die Vorfahren der Pferde hin.

Der Berber war das Reit- und Arbeitspferd der nordafrikanischen Landbevölkerung – und damit auch Kriegspferd. Nicht nur bei den prachtvollen Kriegsspielen, den sogenannten „Fantasias“, sondern auch in echten Kriegszügen. So hing das Leben eines Reiters nicht selten von der Zuverlässigkeit und Unerschrockenheit seines Pferdes ab und es entstand eine Rasse, die nicht nur sehr trittsicher und wendig war, sondern auch sehr menschenbezogen.

Diese Pferde haben viele Pferderassen der Welt beeinflusst – allen voran den Andalusier, der während der maurischen Herrschaft über Südspanien vom Berber geprägt wurde. Das „Cheval de Barbarie“ (Pferd aus dem Berberland) prägte gemeinsam mit den iberischen Pferden aber auch die Pferde der europäischen Königshäuser, die gezielt prachtvolle Paradepferde züchteten. So soll Antoine de Pluvinel (1555-1620) dem französischen König Ludwig dem XIII. das Reiten auf einem Berberhengst beigebracht haben. Und einer der Gründerhengste der Englischen Vollblutzucht war ein Berberhengst namens Godolphin Barb.

Berber waren unter anderem durch die Kriegszüge weit verbreitet: Noch im 20. Jahrhunderte ritten nicht nur französische Soldaten auf Berbern, auch die deutsche Armee soll Berberpferde mit auf ihre Kriegszüge genommen haben. Doch mit der Motorisierung erging es den Berbern so wie vielen europäischen Pferden auch: Sie wurden überflüssig und wurden geschlachtet. Viele der edlen Berberpferde haben dabei ihren Weg in französische Schlachthäuser gefunden. Eine Pferdepestepidemie in den Jahren 1967/68 dezimierte den Bestand weiter. Ein weiterer Grund für den Rückgang der reinen Berber ist die Mischung mit anderen Pferderassen, allen voran die Zucht der Araber-Berber. Seit mehr als 1000 Jahren kreuzt man die beiden temperamentvollen Rassen. Gewünscht werden Pferde, die mutig und robust wie ein Berber und schnell und ausdauernd wie ein Araber sein sollen.

In Deutschland werden auch heute beide Rassen gezüchtet. Der Verein der Freunde und Züchter des Berberpferdes (VFZB e.V.) kümmert sich um die Zucht.

Interieur

Berberpferde haben immer eng mit ihren Menschen zusammengelebt. Nur charakterstarke und ausgeglichene Pferde konnten sich hierbei bewähren. Zudem mussten die Berber sehr zuverlässig sein. In Kriegszeiten hing das Überleben ihrer Reiter von ihnen ab. Trittsicherheit war sozusagen selbstverständlich. Heillose Flucht wäre für ein Kriegspferd ebenso verheerend wie unsicheres Stolpern, weshalb Berber auch als besonnen gelten. Schon die Fohlen schauen sich Neues gern interessiert an, statt gleich davon zu stürmen.

Noch heute gelten dies Pferde als sehr menschenbezogen, was sicher für den reinen Berber ebenso gilt wie für den Araber-Berber. Dabei haben sie ordentlich Temperament und haben Spaß am Lernen, an schnellen Reaktionen und spielerischen Lektionen. Ein Berber ist ein anspruchsvolles Pferd für einen anspruchsvollen Reiter, der mit seinem Pferd sowohl Spaß an Dressur als auch an Zirkuslektionen haben kann. Noch immer steckt in einem Berberpferd das Talent zur kriegerischen Fantasia, und damit sowohl zur Show als auch zum rasanten Sprint.

Exterieur

Berberpferde sind kompakt und wirken barock, also kräftig. Oft haben sie leichte Ramsköpfe, meist einen kräftigen Hals, einen eher kurzen Rücken und eine runde Kruppe. Ihre Bewegungen sind ausdrucksvoll, eine sogenannte „Knieaktion“, also hochweite Bewegungen der Vorderhand sind nicht selten. Die Hinterhand tritt meist gut unter den Körperschwerpunkt, weshalb versammelte Lektionen und schnelle Reaktionen dem Berber sehr liegen.

Araber-Berber verfügen zudem oft noch über eine Gangveranlagung: Sie können tölten und vielfach den Tölt auch über lange Strecken durchhalten.

Eignung/Nutzung

Die kurzen, kompakten Pferde eigenen sich sehr gut für die klassische Dressur. Natürlich sind sie auch für Freizeit- und Geländeritte hervorragend geeignet und zu dem haben sie Freude am spielerischen Arbeiten: Freiarbeit und Zirkuslektionen liegen ihnen sehr. Auf Distanzritten, den Langstreckenritten, sind vor allem Araber-Berber immer wieder zu finden.

Haltung

Berberpferde überleben in ihrer Heimat in unwirklichen Regionen, sie haben oft nur wenig Futter zur Verfügung und sind dementsprechend leichtfuttrig und robust. Die Selektion in den Ursprungsländern ist hart und hat Pferde hervorgebracht, die mit viel Bewegung und wenig Futter am gesündesten sind. Doch neben der artgerechten Haltung, gern in einem Offenstall, braucht der Berber auch regelmäßigen Kontakt zu seinem Menschen.


©Ricarda Wowries

Silke Behling ist selbstständige Redakteurin und arbeitet sowohl im Buch- als auch im Zeitschriftenbereich. Ihre Veröffentlichungen reichen von Fachbüchern bis zu Zeitschriftenartikeln. Als Diplom-Pädagogin liegt ihr der Bereich Bildung und Kinder besonders am Herzen, weshalb sie seit vielen Jahren für das Kindermagazin „Piaffino“ schreibt. Zudem bietet sie als ausgebildete Pferde-Physiotherapeutin (DIPO) Akupunktur und Physiotherapie für Pferde und Hunde im Raum Osnabrück an. Ihre Freizeit genießt sie mit ihrem inzwischen 24-jährigen Vollblutaraber El Santee, mit dem sie beim Distanzreiten früher Wettkämpfe bis zu 120 Kilometern bestritten hat, und ihren beiden Hunden Lotta und Easy.