Der Vollblutaraber ist ein mittelgroßes, edles Pferd. Sein Körperbau ist schlank, der Kopf ist fein und hat oft ein typisches, konkaves Nasenprofil. Diese Kopfform bezeichnet man als Hechtkopf. Der Araber trägt ihn gern etwas höher trägt. Daher hat er auch seinen Spitznamen: „Trinker der Lüfte“. Der Trinker der Lüfte hat große Nüstern, die weit geöffnet sind, wenn er läuft. Manchmal schnaubt er dabei noch laut hörbar.
Rassebezeichnung: Vollblutaraber
Stockmaß: 148 – 158 cm
Häufige Farben: Schimmel, Füchse, Rappen, Braune
Ursprungsland: Arabische Halbinsel, Nordafrika
Hauptsächliche Eignung: Freizeitpferd, Distanzpferd
Charakter: Sensibel und leistungsbereit
Besonderheiten: Gilt als das edelste aller Pferde.
“Araber” ist eigentlich ein Sammelbegriff. Der richtige Name lautet Vollblutaraber. Zu den arabischen Pferden gehören nämlich neben den Vollblutarabern auch die Shagya-Araber, die Anglo-Araber oder Arabischen Halbblüter, wie der Zuchtverband VZAP (Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes e.V.) sie nennt. Als Araber bezeichnet der Verband die Pferde, die nicht reinrassig genug für eine Eintragung bei den anderen genannten Araberrassen sind. Da es in Deutschland zwei Zuchtverbände gibt, die für Araber zuständig sind, ist diese Einteilung etwas kompliziert und nicht eindeutig. Der ZSAA (Zuchtverband für Sportpferde arabischer Abstammung e.V.) teilt die Pferde, die nicht eindeutig den Shagya-Arabern, Vollblutarabern oder Anglo-Arabern gehören in Arabisch Partbred Typ Deutsches Reitpferd, Arabisch Partbred Typ Spezial und Pintabien auf.
Herkunft und Geschichte
Der Vollblutaraber ist eine der ältesten Pferderassen. Um ihn ranken sich zahlreiche Legenden, eine sehr bekannte ist die über die Schaffung des Arabers durch Gott: „Als Gott das Pferd schaffen wollte, sagte er zum Südwinde: Ich will aus dir ein Geschöpf schaffen zur Ehre meiner Heiligen, zur Erniedrigung meiner Feinde, aus Huld für die, so mir gehorsam. Der Südwind sprach: Erschaffe es, o Herr! Da nahm Gott vom Südwinde eine Handvoll und schuf daraus das Pferd.“ Eine weitere Legende namens „Die folgsamen Stuten Mohammeds“ erzählt von der Zuchtauswahl durch den Propheten Mohammed: „Der Geschichte zufolge gerieten 622 der Prophet Mohammed und seine Begleiter während der Auswanderung Hidschra von Mekka nach Medina in einen Sandsturm. Seine Karawane gelangte am Abend an einen Brunnen, doch als die erschöpften und durstigen Pferde losstürzten, rief sie Mohammed zurück. Nur fünf Stuten kehrten pflichtbewusst um. Mohammed begründete mit jenen fünf Pferden eine Zucht.“ Die Namen der Stutenlinien, mit denen der Prophet seine Zucht begründete, sind noch heute in den alten Zuchtlinien zu finden. Die Legenden sind ein Hinweis auf die hohe Wertschätzung der arabischen Pferde.
Ursprünglich auf der arabischen Halbinsel gezüchtet, war der Araber das Pferd der wandernden Beduinenstämme. Man sagt, dass die Beduinen mit ihren Pferden in ihren Zelten lebten. Das schnelle Wüstenpferd war für sie ein ideales Kriegspferd. So waren im 16. und 17. Jahrhundert in den Armeen der Türken viele Vollblutaraberhengste, die auf diesem Wege nach Europa kamen. So begann auch hier eine Zucht der Pferde, deren Härte, Leistungsvermögen und Schönheit auch die europäischen Fürstenhäuser für ihre Pferde haben wollten. So wurden nicht nur Vollblutaraber gezüchtet, sondern auch Rassen wie Shagya-Araber und Anglo-Araber entstanden. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Vollblutaraber ebenso wie das Englische Vollblut zur Veredlung der deutschen Warmblüter eingesetzt.
Interieur
Laut Zuchtkriterien soll der Vollblutaraber unkompliziert, charakterstark und nervenfest sein, zudem leistungsbereit und vielseitig veranlagt. Dabei soll der edle Vollblüter ausdauernd sein und schnell regenerieren. Vollblutaraber sind intelligent und lernen schnell. Härte und Ungerechtigkeit vertragen sie weniger. Der Vollblutaraber ist ein sehr temperamentvolles Pferd und sollte daher mit Verstand für das Tier, liebevoll und dennoch konsequent erzogen werden.
Exterieur
Das edle Äußere des Arabers ist ebenfalls Zuchtziel. Des weiteren soll der Vollblutaraber mittelgroß sein und einen harmonischen Körperbau besitzen. Inzwischen sind reine Showzuchten weniger beliebt, bei der Zuchtselektion der Vollblutaraber spielen wieder vermehrt Reiteignung und Leistung eine Rolle.
Rassetypische Erkrankungen
Araber sind sehr robuste Pferde. Ihr edles Äußeres darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ursprünglich auf Leistungsfähigkeit gezüchtet wurden. Auch wenn es eine Zeitlang lediglich auf Schönheit gezüchtete Linien gab, ist der Araber doch ein gesundes Reitpferd, das meist sehr alt wird.
Eignung/Nutzung
Der Vollblutaraber ist ein sensibles Freizeitpferd, dessen Menschenbezogenheit ihn sehr beliebt macht. Auch wenn er durchaus über Temperament verfügt, so ist der doch im Umgang meist angenehm und leicht zu führen. Er schätzt einen ebenso sensiblen Reiter, der ihn mit feinen Hilfen meist als Freizeitpferd reitet. Auch wenn es Vollblutaraber gibt, die in höheren Dressurklassen oder im Westernsport erfolgreich sind, so ist die Spezialität dieser Pferde doch sicher die Ausdauerdisziplin Distanzreiten. Auf Strecken bis zu 160 Kilometern kommen dem Araber seine Leichtfüßigkeit und Regenerationsfähigkeit zugute. Aufwändigere Bewegungen wie die eines sportlich erfolgreichen Warmblüters wären hier von Nachteil. Daraus resultiert aber umgekehrt, dass das arabische Vollblut in den klassischen Turnierdisziplinen meist schlechter bewertet wird. Als Freizeitpferd ist dieses Pferd hingegen vielseitig und fast überall einsetzbar. Auch am freizeitmäßigen Springen haben viele Vollblutaraber und ihre Reiter Freude, wobei es unter den erfolgreichen Turnierpferden wenige Vollblutaraber im Springsport ab der Klasse M (mittelschwer) gibt.
Haltung
Der Araber ist ein lauffreudiges Pferd. Boxenhaltung ohne regelmäßigen Weidegang liegt ihm nicht, er braucht, vielleicht noch mehr als alle anderen Pferde, regelmäßig Bewegung. Auch zu kleine Ausläufe machen den Araber unglücklich. Er braucht Platz und Freunde, mit denen er gemeinsam laufen kann. Als sensibles, freundliches Pferd schließt er gerne Freundschaften zu Artgenossen. Lediglich Pferde, die sehr körpernah raufen, zählen nicht zu seiner bevorzugten Gesellschaft.
Wenn der Araber ausreichend Raufutter erhält, braucht er nicht viel Kraftfutter. Er ist ein guter Futterverwerter und wird sonst eventuell zu pummelig.
Silke Behling ist selbstständige Redakteurin und arbeitet sowohl im Buch – als auch im Zeitschriftenbereich. Ihre Veröffentlichungen reichen von Fachbüchern bis zu Zeitschriftenartikeln. Als Diplom-Pädagogin liegt ihr der Bereich Bildung und Kinder besonders am Herzen, weshalb sie seit vielen Jahren für das Kindermagazin „Piaffino“ schreibt. Zudem bietet sie als ausgebildete Pferde-Physiotherapeutin (DIPO) Akupunktur und Physiotherapie für Pferde und Hunde im Raum Osnabrück an. Ihre Freizeit genießt sie mit ihrem inzwischen 24-jährigen Vollblutaraber El Santee, mit dem sie beim Distanzreiten früher Wettkämpfe bis zu 120 Kilometern bestritten hat, und ihren beiden Hunden Lotta und Easy.