Edelkrebse: Allgemeine Informationen
Der europäische Flusskrebs ist, wie sein Name schon sagt, ein Tier, was über den ganzen Kontinent verstreut lebt. Man findet ihn in ganz Europa außer in Irland, Nordengland und der iberischen Halbinsel. Früher bevölkerte er dort Flüsse und Bäche, heutzutage lebt er – wegen der Krebspest – überwiegend in geschlossenen Gewässersystemen wie Baggerseen, Fischteichen und Kiesgruben. Wichtig ist hier, dass in der Uferregion genügend Unterschlüpfe durch Steine und Wurzeln gebildet werden. Denn tagsüber ruht der Krebs in einem Versteck und wird erst in der Dämmerung aktiv, um auf die Jagd zu gehen.
Der Lebenszyklus der Edelkrebse beginnt im Juni. Dann schlüpfen die bereits voll ausgebildeten Jungtiere und bleiben bis zur ersten Häutung bei der Mutter. Danach suchen sie sich ein eigenes Versteck, da sie beliebte Nahrung für Insektenlarven, Wasserkäfer und Fische sind. Weil sie schnell wachsen, häuten sie sich im ersten Jahr bis zu zehn Mal. Nach jeder Häutung sind sie besonders anfällig für Angriffe und halten sich erst mal bedeckt, bis der neue Panzer komplett ausgehärtet ist.
Mit Erreichen des 3. Lebensjahres ist der Krebs ausgewachsen und voll geschlechtsreif. Im Oktober ist die Zeit der Paarung, die anders als bei anderen Tieren abläuft. Das Männchen heftet an die Unterseite des Weibchens ein Samenpaket, welches einen Monat dort verbleibt. Dann beginnt das Weibchen mit der Ablage von bis zu 400 Eiern, die durch das Sperma befruchtet werden. Es dauert ab jetzt 26 Wochen, bis die Jungtiere schlüpfen. Während dieser Zeitspanne haften die Eier an der Unterseite des Weibchens, wo sie von ihm gepflegt und beschützt werden. Letztendlich entwickeln sich aber nur bis zu 20% zu Jungtieren, die dann bis zur ersten Häutung bei der Mutter bleiben.
Diese geringe Zahl trägt leider auch dazu bei, dass die Zahl der Edelkrebse bedrohlich geschrumpft ist. Hauptgrund ist jedoch ein anderer: Die Krebspest. Diese Seuche hat die Krebspopulationen in Deutschland in den letzen 120 Jahren fast ausgerottet. Schuld ist der Import des amerikanischen Flusskrebses, der den Krebspesterreger mit sich trägt; selbst ist er resistent gegen die Erreger. Durch das ständige Abwandern der amerikanischen Flusskrebse aus Teichen und Seen verbreitete sich die Pest schnell. Heute hat der Edelkrebs nur eine Chance, wenn er nicht mit amerikanischen Flusskrebsen zusammengehalten wird, diese am ständigen Ausbrechen gehindert werden und die Verbreitung der Seuche so gestoppt wird. Aber Vorsicht beim Krebskauf! Die beiden Arten ähneln sich und können schnell verwechselt werden. Ein Fehlkauf kann hier den Tod ihrer eigenen Krebse bedeuten.
Der Krebs im eigenen Teich
Den europäischen Flusskrebs im eigenen Garten zu halten ist gar nicht schwer, sobald Folgendes beachtet wird: Die Tiefe des Teiches sollte mindestens 1m betragen. Da der Krebs hohe Ansprüche an das Wasser stellt, sollte der Teich keiner Belastung durch Herbizide oder Pestizide ausgesetzt sein. Ein geeigneter pH-Wert liegt zwischen 6 und 9, der Sauerstoffgehalt sollte 5,5mg/l oder höher betragen. Zur Orientierung: Diese Werte sind vergleichbar mit dem Bedarf eines Karpfens. Der Krebs mag es nicht zu kalt, die Temperatur des Wassers sollte im Sommer zwischen 16 und 24°C liegen.
Wichtig ist auch die Beschaffenheit des Teiches. Aufgrund seiner speziellen Verhaltensweisen benötigt der Krebs grabfähige Ränder, stabile Boden- und Randbeschaffenheiten und eine großzügige Uferregion. Die Haltung in Folien- und Teichbecken ist möglich, aber nicht ideal, da hier die Grabmöglichkeit doch eher eingeschränkt ist. Denn mit Buddeln verbringt der Krebs viel Zeit: Er baut sich sogar selbstgegrabene Röhren, die er als eigene Wohnung verteidigt. Es gibt aber noch eine zweite Sache, die dem Krebs sehr wichtig ist und entscheidend zu seinem Lebenskomfort beiträgt: Unterschlüpfe! Egal ob große Steine, Wurzeln, Dachfirstziegel, Tonrohre oder Ähnliches, der Krebs braucht Versteckmöglichkeiten. Hier verbringt er den Tag, verbirgt sich bei Bedrohung oder frisst in Ruhe seine Beute.
Verhalten des Krebses
Beim Fressen ist der Krebs lange nicht so wählerisch wie bei seinen Teichansprüchen, denn er ist ein Allesfresser. Tote Fische, Würmer, Schnecken und Insekten stehen ebenso auf seinem Speiseplan wie abgefallenes Laub, Pflanzenreste und Algen. Dabei muss man sich generell keine Sorgen um die eigenen Teichpflanzen machen. Der Krebs ernährt sich nicht von lebenden, sondern lieber von abgestorbenen Pflanzenteilen; diese sind weicher und somit leichter zu verzehren. Da sie bereits alles Nötige im Teich finden, ist es in der Regel nicht nötig, dass zugefüttert wird. Manche Besitzer möchten ihrem Krebs jedoch auch einmal etwas gönnen und werfen Gemüse, Fischfutter oder Eierschalen in den Teich. Auch das genießt der Krebs.
Dass der Krebs nicht so ein wählerischer Esser ist, kommt deinem Teich zugute. Da sie das Wasser von organischen Resten, zum Beispiel abgestorbene Pflanzen und tote Tiere, säubern, sorgen sie für eine gute Wasserqualität. Nicht umsonst nennt man Krebse auch „die Gesundheitspolizei des Teiches“.
Was ist aber nun, wenn du bereits andere Bewohner im Teich hast? Diese Frage lässt sich nicht klar beantworten: Generell gilt, dass jeder Teichbewohner – egal ob Fisch, Molch oder Libellenlarve – einen anderen Lebensraum im Teich bevölkert, der Krebs beispielsweise ist ein Sammler am Grund. Im Allgemeinen ist er also keine Gefahr für schwimmende Fische oder Frösche. Schwimmt ein solches Tier jedoch direkt vor seine Scheren, gibt es keine Garantie dafür, dass der Krebs nicht zukneift. Doch auch andersrum kann es gefährlich werden. Besonders für die jungen Krebse sind zu große Fische eine Gefahr, denn diese finden in dem kleinen, noch nicht so wehrhaften Schalentier ein gefundenes Fressen. Eine Hilfe für ein geregeltes Zusammenleben mehrerer Teichbewohner ist auf jeden Fall genügend Platz und Versteckmöglichkeiten, damit sich alle aus dem Weg gehen können; garantieren kann man wenig.
Ein letzter Punkt: Dir fehlen plötzlich Edelkrebse, obwohl es keine anderen Fische gibt und weder die Nachbarskatze noch der Reiher da war? Auch das kann passieren! Wenn der Krebs sich nicht in deinem Teich wohlfühlt, kann seine Abwanderung die Folge sein. Dies ist kein seltenes Phänomen, denn Krebse können – obwohl sie Kiemenatmer sind – eine gewisse Zeit ohne Wasser überleben. Man kann natürlich eine Barriere um den Teich ziehen, um die Abwanderung zu verhindern – jedoch bemerkt man dann vielleicht nicht, dass etwas mit dem Teich nicht stimmt, was die Abwanderung begründet, und die Krebse könnten eingehen. Am besten eignen sich übrigens Sömmerlinge für Kresbsanfänger: Diese sind zwischen 3 und 6cm groß und sind so noch zu klein, um abzuwandern. Außerdem gewöhnen sie sich besser an vorgegebene Bedingungen als ältere Krebse. So hat man genügend Zeit, um die idealen Teichbedingungen für diese spannenden Schalentiere herzustellen.