Igel Winterschlaf

Im stillen winterlichen Garten, tief verborgen unter einer warmen Laubschicht, träumt der Igel von wärmeren Tagen. Wenn es draußen Winter wird, beginnt auch für die Igel eine ganz besondere Zeit. Wie machen Igel Winterschlaf und wie bereiten sie sich auf die winterliche Ruhephase vor? Was sind ihre liebsten Rückzugsorte und was geschieht mit den kleinen Stachelträgern während dieser Zeit? Darauf, und auch was Du tun kannst, um ihnen zu helfen, sicher durch den Winter zu kommen, gehe ich in diesem Artikel ein.

Machen Igel Winterschlaf oder Winterruhe?

Machen Igel Winterschlaf oder begeben sie sich, wie zum Beispiel die Eichhörnchen, nur in die Winterruhe? Der Igel gehört tatsächlich zu den Wildtieren, die echten Winterschlaf machen, der in der Regel zwischen 4 und 6 Monaten dauert.

Der Igel ernährt sich hauptsächlich von Würmern, Insekten und Kleintieren. Weil er diese im Winter nicht findet, begibt er sich in einen ausdauernden Winterschlaf. In einem instinktiven Prozess fährt sein kleiner Körper dabei alle energiezehrenden Funktionen herunter und sichert sein Überleben. Er könnte sonst seine Körpertemperatur ohne verfügbare Nahrung nicht aufrechterhalten.

Wie bereiten sich Igel auf den Winterschlaf vor?

Seine Gewohnheiten entsprechen vielleicht nicht unserer Vorstellung einer hyggeligen Zeit, aber dem Igel gefällt’s.

Im Sommer beginnt er, sich den Teller ordentlich vollzuladen. Insekten, Schnecken, Würmer aber auch Pflanzenteile sind vor ihm nicht sicher. Sein Ziel: Sich eine ordentliche Fettschicht aufzubauen. Im Herbst beginnt er mit dem Nestbau. Es besteht aus Blättern, Zweigen und anderen natürlichen Materialien, die als Isolation gegen die Kälte einfach perfekt sind. Bevor es an den eigentlichen Bau der Schlafburg geht, wird natürlich der perfekte Standort ausgesucht: Ruhig und geschützt vor Witterung und Raubtieren.

Mit zunehmender Kälte beginnt die Körpertemperatur der Igel zu sinken. Sie passt sich nach und nach den Außentemperaturen an. Einem ausgiebigen Schläfchen steht jetzt nichts mehr im Weg.

Während des Winterschlafes – Gewohnheiten und Besonderheiten

Schauen wir uns ein paar Zahlen an, um zu verstehen, was es bedeutet, wenn Igel ihre wichtigen Körper- und Stoffwechselfunktionen zurückschrauben:

Im Normalfall atmet ein Igel etwa 40-50 Mal mit einem Herzschlag von bis zu 200 pro Minute. Seine normale Körpertemperatur beträgt 34-36 Grad Celsius. Während des Winterschlafes sinkt sein Herzschlag auf etwa 5 Mal pro Minute, zwischen zwei Atemzügen entstehen lange Pausen und seine Körpertemperatur sinkt auf etwa 8 Grad Celsius.

Das ist beeindruckend und kaum vorstellbar, oder? Versuch’ du mal, nur einen Atemzug pro Minute zu tätigen.

Der Igel wacht ab und zu auf. Vielleicht dreht er sich nur auf die andere Seite und schlummert weiter. Manchmal verlässt er aber auch sein Nest, um zum Beispiel Urin abzusetzen. Das ist völlig normal. Wenn du also einen Igel siehst, der im Winter unterwegs ist, bedeutet das nicht automatisch, dass er “gerettet” werden muss, es sei denn er ist verletzt oder unterernährt.

Weibliche Igel gehen später schlafen. Da sie sich bis Ende August um die Aufzucht ihrer Jungen kümmern, schaffen sie es nicht, schon Anfang November “Gute Nacht” zu sagen. Sie brauchen ein bisschen mehr Zeit, um sich ausreichende Fettreserven aufzubauen. Igel müssen mächtig zulegen, denn während des Winterschlafes verlieren sie etwa 30 % ihres Gewichtes. Beim Erwachen im Frühjahr, meist, wenn die Temperaturen stabil bei 10 Grad Celsius liegen, sind sie dann mächtig hungrig.

Wie kann ich den Igel beim Winterschlaf unterstützen?

Du kannst Igel sowohl vor, als auch nach dem Winterschlaf unterstützen. Wie bei allen Wildtieren gehören schwindende Nahrungsmittelquellen und die Einschränkung seines natürlichen Lebensraumes zu seinen größten Herausforderungen. Mit einfachen Maßnahmen kannst du ihm helfen, diese zu meistern.

  1. Wenn du einen Garten hast, hinterlasse natürliche Ecken mit Laubhaufen, Reisighaufen und Totholz. Sorge dafür, dass diese Orte wenig gestört werden.
  2. Wenn du keinen Garten hast oder er die oben genannten Möglichkeiten nicht bietet, kannst du in weniger als einer halben Stunde ein einfaches Igelhaus selber bauen.
  3. Igel sind Wildtiere und als solche in der Lage, sich selbst zu versorgen. Dennoch kann es Situationen geben, die eine Zufütterung und Wassergabe sinnvoll machen, wenn du einige Dinge beachtest.

Sollte ich einen Igel im Herbst oder Winter füttern?

Wie bereits erwähnt, können Igel sich selbst sehr gut versorgen. Dennoch kann es vorkommen, dass sie Unterstützung benötigen. Ein Grund wäre, wenn sie selbst zu wenig finden. Besonders die Weibchen können von einem zu frühen Kälteeinbruch überrascht werden und Probleme haben, genügend Nahrung vor dem Winter zu bekommen. Dasselbe gilt für die Zeit des Erwachens im Frühjahr, wenn es noch zu frostig für ein üppiges Nahrungsangebot ist. Geeignet ist z. B. ungewürztes Katzenfutter oder spezielles Igelfutter.

Wichtig: Nahrungsmangel ist ein wichtiger Auslöser für den Beginn des Winterschlafes. Andernfalls würden wir den Igel künstlich wachhalten und er liefe Gefahr, den Winter nicht zu überstehen. Daher solltest du bei Einbruch von Schnee oder Kälte die Zufütterung beenden.

Viel Spaß dabei, für die Igel da zu sein!


Melanie Roloff ist dreifache Mutter, Ehefrau und Tierbesitzerin. Als leidenschaftliche Yogalehrerin und Hobbyautorin inspiriert sie Menschen mit ihren Geschichten. Gemeinsam mit ihrer Familie und ihren zwei Hunden Phaléne Lilly und Chihuahua Sammy, lebt sie in Bayern.