Wildbienen – die wilden Verwandten der Honigbienen – sind bedeutsame Bestäuber und für die heimische Pflanzenwelt unverzichtbar, dennoch kennen viele Menschen diese Nützlinge kaum und wissen wenig Bescheid. Dieser Beitrag möchte dir ein paar Basics über heimische Wildbienen vermitteln und Möglichkeiten aufzeigen, wie du diesen Insekten helfen kannst.
Was sind Wildbienen?
Wildbiene ist ein Sammelbegriff für sämtliche Bienenarten, die vom Menschen nicht domestiziert wurden und somit kein „Haustier“ sind. Die Westliche Honigbiene ist das drittwichtigste Haustier der Menschheit und vielfach verbinden Menschen mit dem Wort „Biene“ nur diese eine Art. Es gibt jedoch allein in Deutschland über 550 Wildbienenarten, viele davon sind sogar vom Aussterben bedroht. Zu den bekanntesten Gattungen zählen Mauerbienen, Mörtelbienen, Scherenbienen, Hosenbienen, Löcherbienen, Seidenbienen, Maskenbienen usw. Die natürliche Vielfalt ist wirklich überwältigend!
Worin unterscheiden sich Wildbienen von Honigbienen?
Ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen Honig- und Wildbienen ist, dass diese keinen Honig produzieren. Honig dient eigentlich zur Versorgung des Nachwuchses und ist für eine erfolgreiche Überwinterung wichtig. Beides sind Angelegenheiten, die die Wildbienen nicht betreffen. Daher müssen Wildbienen auch keinen Honig verteidigen und sind überhaupt nicht aggressiv. Meist stechen Wildbienen nur, wenn man sie versucht festzuhalten und zu drücken.
Aussehen
Der Körperbau zwischen Wild- und Honigbienen ist sehr ähnlich. Es gibt aber auch erhebliche Unterschiede. Hinsichtlich der Färbung gibt es bei den Wildbienen deutlich mehr Abwechslungsreichtum: Es finden sich nicht nur schwarz-gelb gefärbte Arten, sondern auch einfarbige Tiere, die beispielsweise schwarz oder blau mit metallischem Schimmer erscheinen. Auch in Punkto Größe gibt es bei den Wildbienen Differenzen. Honigbienen sind ca. 2 cm groß, manche Wildbienen erreichen lediglich eine Größe von wenigen Millimetern. Andere Wildbienen, wie zum Beispiel die Hummeln, werden deutlich größer als Honigbienen (und wirken auch etwas plumper).
Lebensweise
Die Lebensweise der Honigbiene ist hoch-eusozial, das heißt, dass es ein Bienenvolk (im Sommer bis zu 80.000 Einzeltiere) gibt, in welchem verschiedene Kasten existieren. Zu diesen Kasten zählen die Königin (das einzige Tier im Bienenstaat, das Eier legen kann), die Drohnen (männliche Tiere) und Arbeiterinnen (unfruchtbare Weibchen). Die Lebensweise der allermeisten Wildbienen ist solitär. Das heißt, dass diese einzeln leben und sich meist nur zur Fortpflanzung mit anderen Individuen der gleichen Art treffen. Die Hummeln, die auch Wildbienen sind, leben in einem primitiv-eusozialen Staat zusammen. Dies bedeutet, dass es auch hier ein Kastenwesen wie bei den Honigbienen gibt, dass aber im Gegensatz zur Honigbiene nur die Königin überwintert und die Hummelstaaten nur mehrere hundert Tiere zählen.
Den Wildbienen helfen mit geeigneten Nisthilfen
In Supermärkten und Bauhäusern finden sich häufig sogenannte „Insektenhotels“, die angeblich gut geeignet sind, um Nistplätze für Wildbienen zu schaffen. Allerdings sind die meisten Hotels praktisch unbrauchbar und zudem ist der Begriff „Hotel“ darüber hinaus ungeeignet. Erstmal zum Begriff: Ein Hotel ist ein Ort, an dem man ein paar Tage oder Wochen verbringt, sich vielleicht erholt und dann weiterzieht. Wildbienen benötigen diese Nisthilfen um ihre Eier in sogenannten Brutkammern abzulegen. In diese Brutkammern legt das Muttertier Proviant, also Pollen und Nektar, den sie gesammelt hat. Aus dem Ei schlüpft die Larve, die sich vom Proviant ernährt. Wenn dieser aufgebracht ist und die Larve gewachsen ist, verpuppt sie sich in einem Kokon. In diesem Kokon überwintert sie. Die gesamte Entwicklung vom Ei zum erwachsenen Tier vollzieht sich also in einer abgeschlossenen Brutkammer und dauert bei vielen Wildbienenarten vom Frühsommer bis zum nächsten Frühling.
DIY Insektenhotel?
Die meisten Insektenhotels sind zudem ungeeignet, weil das Material nicht passend ist. Ziegelsteine mit großen Löchern werden von Wildbienen nicht besiedelt, da hier keine Brutkammern gebaut werden können. Bohrlöcher in Holz werden häufig ins sogenannte Stirnholz gebohrt, sodass das Holz stark fasert. Bienen gehen nicht in solche Bohrgänge zur Eiablage, da sie sich die Flügel verletzen und daran verenden würden. Tannenzapfen und Stroh sehen nett aus, sind aber als Nistmaterial absolut ungeeignet.
Geeignete Nisthilfen zur Verfügung stellen
Was soll man also verwenden? Wildbienen-Gattungen, die in Röhren nisten, sind Mauerbienen, Scherenbienen und Löcherbienen. Diese Tiere nehmen sehr gerne Bambus- oder Schilfrohre als Niströhren an. Kleinere Arten benötigen Röhren mit einem kleineren Durchmesser, größere Arten Röhren mit einem entsprechend größeren Durchmesser. Bohrungen ins Holz dürfen keinesfalls ins Stirnholz erfolgen, sondern quer zu den Fasern. Als Holzarten eignen sich Buche oder Eiche, keinesfalls Nadelgehölzer. Der Standort für eine solche Nisthilfe muss möglichst sonnig gewählt sein (Süd- oder Südwestausrichtung) und ausreichend Regenschutz bieten. Zudem sollte die Einflugschneise frei sein und nicht von Laub versperrt sein.
Im Übrigen nisten drei Viertel der Wildbienen im Boden. Wer also etwas Gutes tun will, sollte im heimischen Garten Freiflächen mit Sand-Lehm-Böden ausbringen. Diese werden gerne angenommen. Einige Wildbienen besiedeln Totholz. Es ist also ebenfalls hilfreich, totes Holz liegen zu lassen. Morsches Holz wird übrigens nicht angenommen.
Welche Pflanzen eignen sich?
Einige Wildbienen sind wahre Spezialisten und benötigen Pollen und Nektar einer einzigen Pflanzenart (umgekehrt gilt dies übrigens auch häufig). Wenn du also ganz gezielt helfen möchtest, müsstest du dich entsprechend informieren. Zusätzlich macht es nur Sinn, diese Pflanzen anzusäen und auszubringen, sofern die entsprechende Wildbienenart natürlicherweise auch vorkommt. Es ist also nicht ganz so einfach dahingehend zu helfen. Zum Glück gibt es aber nicht nur Spezialisten unter den Wildbienen, sondern auch Generalisten. Diese nehmen viele Pflanzenfamilien an. Geeignete Bäume für den heimischen Garten sind Obstbäume, Weiden, Feld- und Spitzahorn sowie Kastanien. Als Sträucher eignen sich insbesondere Brombeer-, Himbeer-, Stachelbeer- und Johannisbeersträucher. Aber auch Schlehe und Süßkirsche sind geeignet. Efeu und Wilder Wein sind günstige Rank- und Kletterpflanzen. Distel und Natternkopf sowie Kornblume und Klatschmohn runden das Nahrungsangebot ab. Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Pflanzen, die als Futterpflanzen für Wildbienen geeignet sind. Grundsätzlich solltest du auf „gefüllte“ Blüten verzichten, da diese nur schön aussehen, aber keine Nahrung bieten und einheimischen Gewächsen den Vorzug gewähren. Insbesondere bei Blumenwiesen gibt es einige Pflanzen in Fertigmischungen, die der heimischen Tier- und Pflanzenwelt mehr Schaden als Nutzen bringen.
Michael Freund ist hauptberuflich Lehrer an einer bayerischen Mittelschule mit einem Faible für die belebte Natur. In seinem Studium absolvierte er Biologie als Didaktikfach. Nebenbei engagiert er sich als Autor für diverse Zeitschriften und ist tatkräftiges Mitglied in verschiedenen Vereinen, unter anderem bei den „Sukkulentenfreunden Passau“.