Welche Katze passt zu mir?
Katzen sind das Haustier Nr. 1 in Deutschland – Sie werden für ihr individuelles Wesen geschätzt, passen sich vielen Lebensumständen an und scheinen ein unendliches Repertoire an Blödsinn bieten zu können. Noch immer gelten Katzen gemeinhin als anspruchslos und die wenigsten Katzenhalter:innen machen sich vor der Anschaffung Gedanken über die Persönlichkeit der kleinen Raubtiere und stellen sich die Frage: welche Katze passt zu mir? Immer wieder knirscht es dann in der Beziehung, weil die Bedürfnisse von Mensch und Miez‘ zu unterschiedlich sind. Die gute Nachricht: Es gibt für die meisten Lebensmodelle die „passende“ Katze. Du musst nur wissen, worauf du bei der Anschaffung eines felinen Begleiters achten solltest. Hier haben wir für dich die wichtigsten Punkte zusammengestellt.
Wie finde ich die richtige Katze?
Die Auswahl der perfekten Katze für dich beginnt mit einer gründlichen Selbstreflexion über deinen Lebensstil, deine Bedürfnisse und Erwartungen. Bist du eher häuslich oder viel unterwegs? Möchtest du dich aktiv mit deiner Katze über Spielen, Clickern und mehr beschäftigen oder suchst du eher eine ruhige Begleiterin, die sich mit dir auf die Couch kuschelt? Planst du, irgendwann ein Baby zu bekommen, ist auch das ein Punkt, den du bereits bei der Auswahl deiner Katze berücksichtigen solltest.
Welche Katze passt zu mir? Kriterien, die bei der Anschaffung eine Rolle spielen:
- Geschlecht
- Katzenrasse
- Wohnungsgröße und -Stil
- Kitten oder erwachsene Katze?
- Wohnungskatze oder Freigänger?
Geschlecht
Kater und Katze können unterschiedliche, geschlechtstypische Charakterzüge zeigen. Kater sind häufig etwas robuster beim Spielen und machen im Freigang teilweise weitläufige Reviergänge, während Katzendamen tendenziell häuslicher sind und lieber „Fang mich“ spielen.
Rasse
Jede Rasse hat ihre eigenen Merkmale. Die lustigen Ragdolls sind oft für einen kleinen Schabernack zu haben, während es die gemütlichen Perserkatzen meist gediegener angehen. Bengalkatzen sind für ihr Temperament und ihre Willensstärke berühmt und mitunter berüchtigt.
Informiere dich über die verschiedenen Rassen und wähle eine Katzenrasse, die gut zu deinem Lebensstil passt. Häufig sind mit einer spezifischen Rasse zudem gesundheitliche Risiken bzw. die Veranlagung für bestimmte Erkrankungen verbunden. Informiere dich, um Abstand von sogenannten Qualzuchten halten zu können und die Besonderheiten der gewählten Rasse entsprechend im Auge zu behalten.
Wohnungsgröße & Stil
Eine bewegungsfreudige, aktive Katze zerlegt schnell dein Mobiliar, wenn du ihr keine ausreichende Beschäftigung und Abwechslung bietest. Oft ist es nicht nur die Wohnungsgröße, die für die Katze wichtig zum Toben und Wohlfühlen ist, sondern eine artgerechte Struktur mit Kletter-, Kratz- und Erkundungsmöglichkeiten sowie Verstecken und Aussichtsplätzen.
Lebst du selbst minimalisiert, stelle gleichzeitig sicher, dass deine Katze alle, für sie wichtigen Ressourcen in katzengerechter Weise vorfindet. Entscheidest du dich für eine Wohnungskatze, ist eure Wohnung ihr ganzes Leben – berücksichtige umso mehr, dass ihre Welt katzengerecht eingerichtet ist.
Kitten oder erwachsene Katze
Kitten aufwachsen zu sehen, ist eine unbeschreibliche Erfahrung – und eine manchmal nervenaufreibende, zeitintensive Phase, weil die kleinen Plüschbälle mit einer Extra-Portion Energie und Entdeckerdrang ausgestattet sind. Sie erkunden die Welt und benötigen von dir eine liebevolle Anleitung, wie das Zusammenleben für alle Beteiligten entspannt bleibt. Mit Kitten geht manches zu Bruch, was neben einem stabilen Nervenkostüm auch gelegentlich einen Euro extra erfordert.
Die bei dir einziehende erwachsene Katze hat das kleine Katzeneinmaleins meist schon gelernt, geht das Leben etwas ruhiger an und freut sich über einen strukturierten Tagesablauf mit ausgedehnten Powernaps und der gemeinsamen Spielzeit mit dir.
Wohnungskatze oder Freigänger
Lebst du in einer ruhigen Wohngegend mit wenig Verkehr und umliegender Natur, darf deine zukünftige Katze vielleicht die Pfötchen im Freigang vertreten. Bitte wäge diesen Schritt gut ab, denn eine Katze, die einmal draußen war, kann in den meisten Fällen nur noch bedingt oder gar nicht mehr ausschließlich in der Wohnung gehalten werden. Sie hat die „Freiheit“ geschnuppert und gibt dieses Geschenk in den seltensten Fällen wieder auf.
Eine Katze im Freigang bedeutet nicht nur ein erhöhtes Unfall- und Verlustrisiko, sondern stellt zudem eine Gefahr für die übrige Natur dar. Leider sind bspw. die Vogelbestände vielerorts stark dezimiert, und für dein kleines Raubtier steht auch Gefiedertes auf dem Speiseplan.
Eine katzengerechte und sichere Lösung bietet der geschützte Freigang über einen umzäunten Garten, einen abgenetzten Balkon oder einen Fensterbalkon. Die ausschließlich in der Wohnung gehaltene Katze wiederum benötigt von dir ein größeres Maß an Aufmerksamkeit und Fürsorge, damit sie alles hat, um glücklich zu sein.
Welche Katze bei Allergien?
Katzenallergien werden meist durch ein Protein (Fel d 1) in Hautschuppen, Speichel und dem Urin von Katzen ausgelöst. Die Katze verteilt es u.a. beim Putzen auf ihrem Fell, womit wir wiederum beim Streicheln, aber auch bei ausgefallenen Haaren in Kontakt kommen.
Interessant zu wissen, dass nicht alle Katzenrassen gleichermaßen Allergien auslösen. Rassen mit wenig oder fehlender Unterwolle sowie solche, die wenig Fell verlieren, sind hier sicherlich am wahrscheinlichsten. Russisch Blau, Bengalkatzen oder auch German Rex und Devon Rex werden häufig als hypoallergen genannt.
Fundierte wissenschaftliche Studien hierzu sind nicht bekannt, und so solltest du, in deinem wie auch dem Sinn des Tieres gut abwägen, ob du trotz Allergie mit einer Samtpfote das zuhause teilen solltest. Allergien unterliegen häufig Schwankungen, und so könnte es sein, dass sich deine Allergie im Laufe des Katzenlebens verstärkt.
Welche Katze kann allein gehalten werden und wer braucht Gesellschaft?
Katzen sind gesellige Tiere, die sich ihre Sozialpartner gleichzeitig genau aussuchen. Nicht jede Katze mag (jede) andere Katze – aber die meisten von ihnen freuen sich über einen Artgenossen an ihrer Seite. Insbesondere junge Katzen sollten in passender Gesellschaft leben dürfen. Achte bei der Auswahl mehrerer Katzen darauf, dass die Tiere charakterlich gut zusammenpassen. Du möchtest schließlich auch nicht mit jedem Haus und Bett teilen – deine Katze sieht das für sich ganz ähnlich.
Möchtest du nur einer Katze ein Zuhause schenken, suche gezielt nach einem Tier, bei dem sichergestellt ist, dass es sich mit Artgenossen nicht verträgt. Diese Eremiten stranden häufig im Tierschutz und schätzen das Leben als Einzelprinzen und -prinzessinnen mehr als den innerartlichen Austausch.
Welche Katze kommt gut mit Kindern oder Hunden zurecht?
„Katze und Kind“ kann ebenso wunderbar funktionieren wie „Katze und Hund“. In beiden Fällen solltest du souveräne, charakterstarke Katzen wählen, die kein Problem mit etwas Trubel, Krach und Chaos haben – denn das kommt zwangsläufig in den meisten Familien mit Kindern oder Hunden vor. Mit dem manchmal ungestümen Wesen sollte die Katze geduldig und gelassen umgehen. Maine Coon und Ragdoll gelten als tendenziell kinderfreundlich.
Wie viel Zeit sollte ich für eine Katze einplanen?
Die Zeit, die du für eine Katze aufbringst, variiert je nach Alter und Persönlichkeit. Katzen jagen in der Natur viele kleine Beutetiere über den Tag verteilt. Im Zusammenleben mit dir schätzen sie daher viele, kürzere Beschäftigungseinheiten. Es ist nicht die obligatorische Kuschelstunde abends auf der Couch, sondern mehrere Spieleinheiten über den Tag verteilt, die deine Katze glücklich machen. Jüngere Katzen sind meist aktiver und benötigen daher mehr deiner Zeit und Aufmerksamkeit.
Was kostet eine Katze?
Katzenhaltung kann schnell ins Geld gehen. Bei der Grundausstattung solltest du mehrere, stabile Kratzbäume, ausreichend große Toiletten mit feiner, hochwertiger Streu sowie Näpfe, Spielzeug und weitere Kleinteile berücksichtigen und liegst schnell bei ein paar Hundert Euro.
Jährliche Tierarztbesuche, Impfungen und eine hochwertige Fütterung schlagen als regelmäßige Kosten zu Buche. Ratsam ist der Abschluss einer Tierkrankenversicherung, die je nach Tarif einen Teil der Tierarztkosten übernimmt. Achte auf das Kleingedruckte, um im Fall des Falles nicht doch leer auszugehen.
Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.